Hohlglas. 39
ec) Glattes Schleifglas.
Diefes wird in Oefterreich z. B. von Meyr's Neffe in Adolf fo fchön und
preiswürdig geliefert, dafs damit nach Amerika ein bedeutender Export erzielt
und bis jetzt die Concurrenz der anderen Staaten vollkommen bewältigt werden
konnte.
Der fchöne Quarz, welcher manchen öfterreichifchen Fabriken zur Ver-
fügung fteht, würde es übrigens ermöglichen, dafs diefe glatten Artikel bei uns
weit allgemeiner in eben fo ausgezeichneter Weife geliefert werden.
Es waren allerdings nicht nur von der oben genannten Firma, fondern auch
von J. Schreiber und Neffen in Wien, J. E. Schmid in Annathal, dann der Voits-
berger Actiengefellfchaft, den gräflich Seilern’fchen Glasfabriken in Jofefsthal
und Galthof, von S. Reich & Comp. in Wien u. A. fchöne Produde ausgeftellt;
doch fo fehr diefe Leiftungen auch anzuerkennen find, läfst ich doch der Wunfch
nicht unterdrücken, dafs man diefen Fabrikaten eine noch vermehrte Aufmerk-
famkeit zuwende, wodurch das Gefchäft damit, befonders der Export, noch einer
bedeutenden Ausdehnung fähig wäre.
Es handelt fich hier nicht allein um die Sorge für eine weifse und reine
Glasmaffe, möglichft frei von „Blafen und Schlieren“, fondern auch um gute,
zweckmäfsige wie auch gefällige Formen, dann eine ftets gleichmäfsige und forg-
fältige Arbeit.
Wir verwenden gegenwärtig zu Model für ordinäres Glas Thon oder
auch noch Eifen, für Schleifglas meift Holz und auch, doch feltener — Eifen,
Stahl oder Meffing.
Ein Franzofe, Jean Baptift Lhote, liefs fich im Jahre 1870 ein Privilegium
für 15 Jahre auf Glasmodel ertheilen, welche aus einem Rückftande in den Gas-
retorten, dem fogenannten „Carbon“, angefertigt werden. Sie find allerdings vor-
trefflich, aber das Material dazu ift gar fchwer zu befchaffen.
Model aus „Graphit“, der jedoch hiefür einer eigenen Behandlung bedarf,
dürften denen aus Carbon kaum nachftehen, und der Dauerhaftigkeit wie der
Feinheit wegen, durch welch’ letztere eben das Glas fchönen Glanz erhält, den
Holzformen vorzuziehen fein.
Im deutfchen Annexe waren einige glatte Glaswaaren zu fehen, von denen
jene der Fabriken aus Elfafs-Lothringen mehr den franzöfifchen, die übrigen den
böhmifchen Waaren naheftanden.
Auch Frankreich und Belgien hatten einige Proben von derlei Gläfern
.gefendet, die zwar meift grau in der Maffe, aber fehr fchön in der Mache waren,
und an welchen fich Manches lernen liefs, wie praktifch geformte Gläfer geftaltet
fein follen.
Ein eigener Artikel find die feinen Uhrgläfer, welche zumeift und vor-
trefflich in Dreibrunnen bei Saarburg und dort nahezu für die ganze Welt erzeugt
werden.
d) Glaswaaren für chemifehe, pharmaceutifche und derlei
Zwecke,
worunter ich auch folche für Parfumeure rechne.
Hier find vor allem die gute Ausführung, das forgfältige Einfchleifen der
Stöpfel, die zweckmäfsige und faubere Arbeit bei ‚angefetzten Hälfen, Röhren,
Pippen u. dgl. einer Beachtung zu unterziehen. Diefe unumgänglichen Vorzüge
waren an zahlreichen franzöfifchen und an einigen deutfchen derlei Geräthen
hervorgetreten, an denen man fah, dafs die Arbeiter mit dem richtigen Verftänd-
niffe an die Ausführung gefchritten waren.