Full text: Die Glasindustrie (Heft 89)

   
     
   
     
    
   
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
   
   
   
   
  
  
  
    
  
  
   
  
Zum Schluffe fei es mir geftattet, dasjenige kurz nachzuholen, was bei 
der gewählten Eintheilung nach Fabrikationszweigen nicht wohl einzufchal- 
ten war. 
Amerika, das fich mit eigenen Glaserzeugniffen auf der Ausftellung gar 
nicht einfand, hat doch durch eine ganz neue Erfindung: „die Sandgebläfe- 
Mafchine vonB.C. Tilghman in New-York“ auch auf unferem Gebiete nicht wenig 
Epoche gemacht. Mittelft eines ftarken Gebläfes wird feiner, fcharfkantiger Sand 
durch eine nicht zu grofse Oefinung auf das Glas getrieben, wodurch diefes 
ungemein rafch, und je nachdem der Sand feinkörniger oder gröber ift, etwas 
mehr oder weniger fein matt wird. 
Um Zeichnungen zu erzielen, deckt man das Glas mit einer Schablone von 
Eifen, Guttapercha oder aus einem fonft geeigneten Stoffe, ja, wie behauptet 
wurde, felbft nur mit einer Wachs- oder Lackfchichte. 
Es war lediglich eine kleine Mafchine aufgettellt, die recht unvollkommen | 
arbeitete; die vorgezeigten anderwärts gemachten Proben waren jedoch über- 
rafchend gelungen. 
Es fchien im erften Augenblicke, als wäre hier das Ei des Columbus 
wieder gefunden, fo einfach und fo wirkungsvoll zeigte fich die Sache; doch 
war man bei eingehenderer Prüfung weniger befriedigt. 
Man vermochte die Zeichnung nur ziemlich unrein, mit franfiger Contur 
herzuftellen, denn felbft die beften Patronen, vollends Lackfchichten, wurden 
eben fo gut angegriffen, wie das harte Glas und waren bald verdorben. 
Die eigentliche Gravirung, welche ein plaitifches Ornament liefert, kann 
das Sandgebläfe eben fo wenig wie das Aetzverfahren erfetzen. 
Aber auch dieses Verfahren ift dagegen noch ungemein vorzuziehen, da es 
eine viel freiere Ausführung, die Anwendung mehrerer Tieflagen, dann ein kräf- 
  
tiges und feineres Matt abgeftuft bis zum hellen Glanze zuläfst. 
Ungeachtet fchon bald zwei Jahre vergangen find, feit jene Erfindung in ' 
Wien bekannt wurde, ift von einer Weiterentwicklung derfelben doch nichts 
mehr zu erfahren, ja die ganze Sache fcheint vielmehr wiederim Sande verronnen | 
zu fein. 
Möglich, dafs es mit einer anderen wohl unendlich mehr Auffehen erre- | 
ß 4 | 
genden Erfindung, die vor Kurzem in Frankreich auftauchte, dem „Hartglafe“* 
oder „verre malleable“ ähnlich ergeht. : | 
Diefelbe hätte eigentlich in diefem Ausftellungsberichte keine Stelle zu 
finden, da fie erft Ende 1874 auftrat; doch bei der grofsen Bedeutung, welche 
fie jetzt zu haben fcheint, bei der Möglichkeit, dafs fie eine ungeahnte Umwäl- 
zung auf diefem Induftriegebiete verurfacht, mag es wohl zu entfchuldigen fein 
wenn ich das bisher Bekanntgewordene hier kurz zufammenfaffe:: 
Ein Private, Roger de la Baftie, der fich anfcheinend zu feinem Vergnügen 
auf feinem Schloffe Richmond bei Pont d’Ain, nahe der Schweizer Grenze, mit 
Chemie etc. befafst, nahm in allen Ländern — in Oefterreich am 5. October 1874 
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.