Full text: Die Glasindustrie (Heft 89)

   
  
  
  
46 L. Lobmeyr. 
Fragen fuchte man längft damit die Induftrie zu fördern, was freilich auch die 
dortigen Fabrikanten wohl zu benützen verftanden. 
Eine höchtt intereffante chemifche Errungenfchaft bilden unter Anderem 
die franzöfifchen künftlichen Edelfteine, namentlich jene von Charles Feil in 
Paris, welcher fie nach genauen Analyfen der echten Steine, alfo meift mit Thon- 
bafen, bei fehr ftarkem Feuer fchmilzt, hiedurch ungleich härtere, farbenpräch- 
tigere als die gewöhnlichen und den echten Steinen wieder bedeutend näher 
kommende Produdte erzielt. 
Auch die Imitation der Perlen ift dort zu einer Kunft entwickelt, die felbft 
die volle Achtfamkeit des Kenners erheifcht, umnicht einer Täufchung zum Opfer 
zu fallen. 
Die feither mächtigfte Einwirkung auf die Glasfabrikation ging jedoch 
von Deutfchland aus, was ich mit nicht geringer Befriedigung niederfchreibe. 
Es ift die gründliche Umwandlung des Ofenbaues nach wiffenfchaftlichen Prin- 
cipien, worauf ich fogleich näher zu fprechen komme. 
Bis ins vorige Jahrhundert hinein kannte man nur jene einfachen Rott- 
öfen, wie fie auch bei uns noch häufig vorkommen. Als man dann begann mit 
Kohlen zu heizen und genöthigt war, die Glashafen nach der Feuerfeite zu 
decken, entwickelte fich ein gröfserer nnd befferer Ofenbau; doch war der Fort- 
fchritt nicht von fehr wefentlicher Bedeutung. 
Erft durch die auf wirklich wiffenfchaftlicher Bafıs beruhende Einrichtung 
der „Gasheizung“ von F. und H. Siemens in Dresden, durch ihre „Gasöfen mit 
Regenerativeinrichtungen“, „Hafenöfen mit continuirlichem Betriebe“, vollends 
ihre „Wannenöfen“# läfst fich im Ofenbaue ein fo gewaltiger und epochemachen- 
der Fortfchritt erkennen, wie er auf diefem Gebiete noch nich: da war. 
Die Hauptergebniffe diefes Syftems find eine 40- bis 5opercentige Erfpar- 
nifs an Brennmateriale, welches dazu auch von der fchlechteften Befchafenheit 
fein kann, während man früher nur das befte brauchen konn’e, Erfparung an 
Flufsmittein, ununterbrochenes Arbeiten und Erzielung einerin folchem Umfange 
früher unmöglichen Maffenfabrikation, 
Solche Oefen erfordern zwar ein ungleich gröfseres Capital zur Anlage 
und überhaupt ein umfaffender eingerichtetes Gefchäft; fie ermöglichen aber auch 
eine um fo viel billigere Erzeugung der Waaren, dafs die Fabriken alien Syflems 
auf die Dauer nicht mehr zu concurriren im Stande find, fie bedingen fomit auch 
auf diefem Gebiete den unvermeidlichen Uebergang zur Grofsinduftrie. 
Für den Werth diefer Neuerung fpricht am überzeugendften, dafs in weni- 
gen Jahren bereits in allen die Glasinduftrie betreibenden Lärdern dicfe Glas- 
öfen eingeführt wurden und diefe Wandlung immer weiter um fich greift. 
Was die öfterreichifche Glasinduftrie betrifft, fo ift fie augenblicklich 
durch die Ungunft aller Verhältniffe in fchwieriger Lage. 
Um fo mehr ift es die Aufgabe aller Berufenen, au” den ihnen zugewiefenen 
Gebieten Umfchau zu halten, ob wir darin die volle Bedeuturg einnehmen, 
welche dem böhmifchen Glafe früher den Weltruf erwarb, was zu ihunift, um 
allenfalls diefe Stellung dauernd zu behaupten oder nöthigenfalls fie wieder zu 
erringen. 
Mit Abficht habe ich im Verlaufe meines Berichtes auf den Kampf der 
belgifchen mit den franzöfifchen Tafelglas-Fabrikanten hingew'efen, um darauf 
aufmerkfam zu machen, was durch thatkräftiges Handeln gewonnen, was durch 
kleine Verfäumniffe verloren werden kann, und möchte ich nur allen unferen 
Induftriellen das thatkräftigfte Handeln angelegentlicht und nachdrücklichft 
empfehlen. 
   
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
   
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
	        
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