Full text: Papier-Industrie (Heft 38)

Papierinduftrie. 
Feldarbeit für das weniger lucrative Hadernfammeln disponibel werden, das 
Material feucht und defshalb doppelt unrein zum Weiterverkauf gelangt, die 
Ungleichförmigkeit des Ausgebotes einerfeits, und die desMateriales an fich ander- 
feits, zwingt den Fabrikanten, fein Betriebscapital in Anfchaffung grofser Lager 
zu exponiren, wie nicht minder die Fabriksanlage felbft dadurch um vieles volumi- 
nöfer wird, dafs grofse Lager- und Sortirräume, fowie Säuberungsapparate zur 
urwüchfigften Präparation des Rohftoffes bereit gehalten fein müffen, 
Die eben angeführten Uebelftände, als: Ungleichförmigkeit des Bezuges, 
der Preife und der Stoffe felbft, die daraus folgende Labilität einer Calculations- 
bafıs, die fchwierige Verwerthung der Abfallftoffe, die erfchwerte Manipulation 
in der Mifchung zur Einhaltung gleicher Qualitäten, die Nothwendigkeit gröfseren 
Capitalaufwandes durch Anfchaftung grofser Lager- und entfprechender Räume, 
verbunden mit der Schwierigkeit, dem gefteigerten Verbrauche gemäfs, die nöthi- 
gen Quantitäten der Hadern zu befchaffen, haben es fchon lange als ein dringendes 
Bedürfnifs fühlen laffen, einen für die Papierfabrication gleichwerthigen Faferftoff 
aufzufinden, der fich wo möglich nicht theurer ftellt, und welchem die erwähnten 
Mängel in geringerem Grade anhaften. 
Es werden feit Jahren allfeitig grofse Anftrengungen zur Auffindung eines 
folchen „Normal-Rohftoffes der Zukunft“ gemacht, und find auf diefem Gebiete 
feit der lezten Weltausftellung fehr beachtenswerthe Refultate zu Tage gefördert 
worden, ohne dafs das grofse Problem vollftändig gelöft worden wäre. Zu den 
wichtigften Hadernfurrogaten gehören: der gefchliffene Holzftoff, das Stroh und 
in neuefter Zeit die Cellulofe (auf chemifchem Wege erzeugter Holzftoff). Auf der 
Ausftellung waren aufserdem vertreten: Kartoffelftängel, Brennneffel,Maulbeerbaum- 
Rinde und Hanf, welche jedoch nur untergeordnete Bedeutung haben. Animalifche 
Surrogate werden gar nicht, mineralifche Stoffe nur als Füllmittel zur Vermehrung 
von Maffe und Gewicht des Papieres verwendet. 
Der gefchliffene Holzftoff. Die Erzeugung und Anwendung des 
gefchliffenen Holzftoffes hat feit dem Jahre 1867 einen grofsartigen Auffchwung 
;enommen, die Holzftoff-Fabricationift zu einemfelbftändigen, blühenden Induftrie- 
zweige geworden, der zwar im Principe keine wefentliche Aenderung, dagegen 
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in den Details der Apparate manche werthvolle Vervollkommnung erfahren hat. 
Seit G. Keller den genialen Gedanken gefafst, und Heinrich Völter in 
leidenheim demfelben durch zweckmäfsige Form der Apparate praktifche Ver- 
werthung gegeben, find Hunderte von Holzftoff-Fabriken errichtet worden, da fich 
die Verwendbarkeit des Stoffes immer deutlicher erwies und der Bedarf von Jahr 
zu Jahr wuchs. So würde beifpielsweife Deutfchland fieben Millionen Centner 
Hadern zur Erzeugung feines Papierquantums nöthig haben, während es nur zwei 
Millionen Centner producirt. Der Abgang wird zum geringen Theile durch 
die Haderneinführ und hauptfächlich durch Surrogate, worunter Holzftoff die 
bedeutendfte Rolle fpielt, gedeckt. 
Der aufserordentliche Verbrauch an Holzftoff, welcher durch die bis 
60 bis 70 Percent gehende Beimifchung zu den Hadernftoffen erklärt wird, weckte 
die Unternehmungsluft zahlreicher Intereffenten, welche in der Ausführung und 
Verbefferung der Schleifvorrichtungen dankbare Objecte ihrer Bemühungen fanden. 
Allen voran fteht jedoch Heinrich Völter in Heidenheim, der mit bewunderns- 
werther Energie und Ausdauer den einmal gefafsten Gedanken verfolgte und 
ausbildete, und ihm gebührt das Verdienft, diefe Induftrie zu ihrer heutigen Voll- 
kommenheit und Bedeutung gebracht zu haben. 
Die wünfchenswerthen Refultate: möglichft grofses Schleifquantum bei 
geringftem Kraftconfum, fowie grofse Feinheit und Gleichartigkeit der nicht alı- 
zu kurzen Fafer, bilden das Ziel aller Vervollkommnung. 
Je feiner und gleichartiger die Fafer, defto fchwieriger ift fie im Papiere 
ınbar, und defto mehr convenirt fie dem Papierfabrikanten. Die gebräuch- 
er 
  
 
	        
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