> Dr. Wilhelm Franz Exner.
ordentlichen Bericht über die heutige Tapeteninduftrie und Buntpapier-Erzeugung
za liefern genug gelagt, und will nicht noch umftändliche Klagen über die Art
der Aufftellung, mangelhafte Katalogifirung jetzt hinzufügen. Diefer Jammer
herrfchte eben in jeder anderen Gruppe der Weltausftellung auch, und könnte
füglich als Generaleinleitung aus den Einzelberichten herausgehoben w erden. Die
allergröfsten Gebrechen in diefer Richtung werde ich mir erlauben bei Gelegen-
heit der Detail-Befprechung hervorzuheben.
Die Tapetenfabrication, das ift die auf mafchinellem Wege w andelnde
Tapeteninduftrie, macht allenthalben, wo fie bereits entftanden ift, Fortfchritte,
ohne irgendwo die Tapeten-Handmodeldruckerei vollffändig zu verdrängen.
Diefer feit dem Entftehen der Tapetenwalzen-Druckmafchine fich entwickelnde
Procefs hat keine Unterbrechung erlitten. Die Weltausftellung würde uns das
zwar nicht lehren, wenn. wir es nicht ohnehin wüfsten. Sie beftätigt immerhin an
einzelnen Objedten die bekannte Thatfache.
Die bedeutende amerikanifche Tapetenfabricat jon war auf der
Praterausftellung nicht erfchienen, ja auch die englifchen Firmen, welche fowohl
in Beziehung auf Quantum der Produdtion als Niedrigkeit des Preifes Horrendes
leiften, waren nicht vertreten. Auf der Parifer Ausftellung verblüfften die Englän ler
durch ihre Leiftungen die auf folches nicht vorbereiteten Concurrenten vom Feft-
lande. Diefsmal verfchmähten fie es ihre Suprematie zur Geltung zu bringen. Nur ein
Symptom ihrer Exiftenz, von Vielen unbeachtet, von den Meiften nicht gewürdigt,
wollen wir hier erwähnen, da wir ja leider keine Gelegenheit mehr haben werden
auf England zurückzukommen.
Bei der Expofition des berühmten Mufterzeichners Owen Jones war
und Mafchinendruck-Tapeten ausgettellt. Letztere waren weit-
eine Suite Hand-
aus überwiegend. Billige und koftbare in
franzöfifche Deffins, naturaliftifche und gefchnörk
züglich gezeichnete ftiliftifche Tapeten, die ihre urfprüngliche Beftimmung als
leidung nicht verleugnen. Alle Manieren der
fo zwar, dafs man fich
bunter Abwechslung; mattfarbige
elte. viel mehr aber als folche vor-
Surrogat edler gewebter Wandbek
technifchen Behandlung fanden fich in diefem Cahier vor,
einerfeits neuerdings über die Produdtivität Owen Jones verwundern mufste und
dafs die englifche Tapeteninduftrie Alles macht,
Owen Jones fcheint einen fehr grofsen Einflufs
und diefs erklärt mir die auffal-
andererfeits erkennen konnte,
was man nur verlangen kann.
auch auf die Tapetenerzeugung zu nehmen,
lende Verbefferung der billigen einfachen Tapeten, die jedem aufmerkfamen
Befucher Londons in den letzten Jahren auffallen mufste. Bis in die Souterrain-
räume der Hotels und in die Manfarde des Privathaufes dringt die gefchmack-
volle fimple Mafchinentapete vor. Auf im Holländer gefärbtes Papier ein paar
Farben durch Walzendruck gebracht, bilden den tadellofen Schmuck der Wohn-
räume felbft des minder bemittelten Londoners. Einige Tapeten der Owen
Jones’fchen Sammlung hat der gefeierte Verfaffer der Grammar of ornaments
offenbar blofs, um feine Vielfeitigkeit zu demonftriren, zur Schau geftellt; fie
werden zu feinem Renomm& wohl kaum beitragen, ja ein Anderer als Owen Jones
dürfte fie kaum riskiren vor dem Urtheil Sachverftändiger. i
Eine unftreitig ins Fach der Tapete gehörige Specialität mufs hier noch
erwähnt werden. Es find diefs die von Pavy’s Felted Fabrik erzeugten „Japanefe
curtains & tapiftry“, (Niederlagen: 5ı Oxford Street London und 7I Upper ftreet,
Islington, Fabrik ı3 und ı5 Hamfell Street, Falcon Square London) fälfchlich in
der Gruppe V der englifchen Section exponirt.
Die Japaner vermögen aus ihrem Bruffonetiapapier, Dank der langen Fafer
und der filzähnlichen Strudtur* eine Menge von Dingen zu machen, zu welchen
Br Ich habe fchon im Jahre 1863 aut den für das japanifche Papier charakteriftifchen
bartförmigen Rifs aufmerkfam gemacht.