Hu.
Hi
a
6 Dr. Wilhelm Franz Exner.
nicht deffinirten Scheerwoll-Tapeten
eine reiche Suite von verfchiedenfarbigen,
h, namentlich
feffelten uns. Technifch war diefe Ausftellung fehr beachtenswert
für die deutfchen und öfterreichichen Fabrikanten, welche, wie man wohl anneh-
men darf, in diefem Artikel noch immer die Parifer als ihre Lehrer betrachten
müffen.
Der franzöfifche Katalog führt in diefer Sed&ion wohl noch mehrere Firmen
auf, welche aber nach unferer Auffaffung hier nicht in Betracht kommen. Es find
(iiefs entweder Zimmermaler oder Lithographen. Die Rollvorhänge für Fenfter
will ich aber am Schluffe meines Berichtes in einem eigenen Capitel abhandeln.
Dagegen enthielt die Gruppe XI, graphifcheKün ft e, mehrere Ausftellungen,
die wohl einer kurzen Erwähnung an diefer Stelle gewürdigt werden müffen, da
fie im engften Zufammenhange mit der Tapetenbranche ftehen.
Jene Künftler, welche fich mit der Erfindung von Tapetendeffins vorwie-
gend befaffen, haben fich ziemlich zahlreich eingefunden. Soll ich hier nochmals
fagen, was hundert und hundert Mal über die Parifer Deffinateure gefagt wurde,
und von competenten Perfönlichkeiten?
Nicht überflüffig dürfte es dagegen fein. zu bemerken, dafs es ein Fehl-
fchlufs wäre, aus jener Abtheilung der Gruppe XII, die wir als Tapetendeffins
herausheben, über den heutigen Zuftand der Parifer Schule zu urtheilen. Alle
diefe Deffins, die uns mit ihrer reizenden Detailbehandlung, mit ihrer einfchmei-
chelnden Eleganz trotz unferer befferen Einficht von den richtigen Principien der
Wohnungsdecoration fo fehr fefleln, unter denen fich aber hie und da auch fehr
Rilreine. edle Entwürfe befinden, gehören fammt und fonders mit verfchwindend
wenig Ausnahmen der Periode vor dem Kriege an. Jedem Fachmanne find die
von Potter, Snape, von Royer mittelft Walze, die von Riottot & Pacon, von
Dumonceau & Fleury, von Rob. & Bernh. Sieburger mittelft Model ausgeführten
Deffins vonBoucherat wohl bekannt; Dumont’s Farbenfkizze haben wir fchon
früher erwähnt, — durch ihn ift auch Zuber in Rixheim, der als Austfteller fehlt,
mit einem reizend componirten D£cors in den Praterpalaft eingeführt; — auch
die von Trouble vorgeführten Compofitionen theils naturalifchen theils ftilifti-
fchen Gepräges, welche wir von Gillou fils-&:Thorailler, tberoy Joffe,
Dumonceaux, Riottot u. A. zumeift „A cilindre“ in den letzten fechziger Jahren
ausgeführt fahen, konnte man in jeder Tapetenhandlung finden.
Die mächtigfte Rivalin der franzöfifchen Tapeteninduftrie erfchien in der
Wiener Ausftellung in ganz unerfreulicher Weife verzerrt, zerftückt und ver-
dunkelt. Wenn man den Inftallateuren der deutfchen Commiflion einen Preis aus-
gefetzt hätte, das allerdings nicht fehr reiche Material zur Darftellung der
Leiftungsfähigkeit Deutfchlands in feiner Wirkung zu vernichten — die betref-
£ 3 e . 3 er 1 R N \ 3 Ran
fenden Organe hätten nichts Gröfseres leiften können. Der deutfchen Tapeten-
induftrie, die ich fo fehr fchätze — bin ich fchuldig, ein Uebriges von diefem
Mifsftande zu fagen:
; So hat man erftens einen Theil der Tapeten in dem Separatbau, der die
Gruppe XI zum gröfsten Theile enthielt, untergebracht, einen anderen Theil in der
Gallerie 8SB in der Gruppe VII.
Dann hat man fowohl dort als da auf die Beleuchtung keine Rückficht
genommen. Im Annex waren die Tapeten in grellem, fenkrecht auffallendem Lichte.
viel zu hoch für den Befchauer, in der Gallerie als Hintergrund von Möbeln in
fpärlich beleuchteten Räumen poftirt.
Auf die Umgebung, die Farbe der benachbarten Gegenftände und Flä-
chen wurde nun gleichfalls gar keine Rückficht genommen.
Dafs unter folchen Umftänden von einer Gefammtwirkung und von einem
zur Geltung kommen der ganzen Induftrie keine Rede fein kann, ift einleuchtend;
dais aber auch das Intereffe der einzelnen Ausfteller fchwer gefchädigt wurde,
ift begreiflich Einzelne Ausfteller zogen es vor — ich gänzlich vom Schauplatze
zurückzuziehen; man kanns ihnen wahrlich nicht verargen. Ueberdiefs war auch