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10 Dr. Wilhelm Franz Exner.
Die öfterreichifche Abtheilung der Wiener Weltausftellung zeichnete fich
bekanntlich auch dadurch aus, dafs fie in Durchführung des Programms für die
additionelle Ausftellung: Beiträge zur Gefc hichte der Gewerbe und
Erfindungen, ein hochintereffantes, reichhaltiges hiftorifches Material fam-
melte, das bei der Berichterftattung nicht unbenützt bleiben follte. Das unter
dem Titel: „Beiträge zur Gefchichte der Gewerbe und Erfindungen Oefterreichs*
bei Braumüller verlegte, von der Generaldiredtion herausgegebene Werk enthält
ein Kapitel: Papierinduftrie, verfafst von dem bekannten fleifsigen Fachmanne
Ignaz Nagel. Er hat mit unvergleichlichem Fleifse und mit wahrer Liebe zur
Sache auch die erften authentifche:. Nachrichten über die öfterreichifche Tapeten-
macherei gefammelt. Bei diefer Gelegenheit mufste er der Verdienfte Spörlin’s
gedenken und die Erfindung des Irisdruckes befprechen. Die additionelle Aus-
ftellung ehrte das Andenken Spörlin’s, indem fie in die Gallerie berühmter Oefter-
reicher das Porträt Spörlin’s aufnahm. Sowie diefe additionelle Ausftellung unter
ihren 5000 Objecten nicht Eines enthielt, das für die technifche Entwicklung
ohne Bedeutung gewefen wäre, fo war aber auch kein Zweig der öfterreichifchen
Produdion ohne Zeugniffe aus den letzten hundert Jahren feiner Gefchichte
geblieben, ein Umftand, der freilich der grofsen Maffe der Befucher entging
und auch von „Berufenen* aus Unkenntnifs, oder Oberflächlichkeit verkannt
wurde. Für das Kapitel Tapeten, mufsten alfo auch werthvolle Belege zur
Gefchichte vorhanden fein, foll mein Lob der additionellen Ausftellung berechtig
erfcheinen. Und fo war es auch. Eine Suite von Tapeten aus den erften zwei
Decennien hatte Herr Vidor Zimmermann, der gegenwärtige Chef der obge-
genannten Firma zur Verfügung geftellt. Die vom Kaiferreich in alle Theile
Europas getragene Mode, grufeligen Angedenkens, war auch in diefen Tapeten-
muftern zu erkennen. Die erften Anfänge des Irisdruckes — gewifs fehr merk-
würdige hiftorifche Objecte, an denen die fchon damals erlangte technifche Sicher-
heit bemerkenswerth ift,waren vertreten. DasModell des Irisdruck-Apparates und
die vonSpörlin& Rahn verbefferte Vorrichtung zur Aufpreffung der Mode auf
das Papier war vorhanden. Welcher Contraft zwifchen denim Jahre 1809 gedruck-
ten Spörlin’fchen Tapeten, damals wohl die einzigen, die in Oefterreich erzeugt
wurden, und den heute ausgeftellten Wanddecorationen derfelben Firma, die
wohl ebenfo, wie jene vergilbten alten Mufter damals, auf der Höhe der Zeit
ftehen.
Die oftgenannte Firma hat zwei, wie ich glaube, von Ferdinand Lieb in
Wien gezeichnete Decorationen ausgeführt, welche der Hauptfache nach fehr
gelungen find. Die Lambris bei der Decoration im deutfchen Renaiffancetftile
fcheinen mir etwas zu wuchtig und maffig, die gewundenen Säulen nicht gerade
unentbehrlich zu fein. Der Eindruck, den das Ganze machte, war ein fehr guter,
die materielle Arbeit vortrefflich und zwar fowohl die Veloutes als die Drucke.
Eben fo günftig mufs das Urtheil über die Decoration im italienifchen Stil
lauten.
Für weit wichtiger als die Decoration halte ich indeffen die ausgeftellt
gewefenen Mufterbücher, welche ein fehr erfreuliches Bild von der Thätigkeit der
Firma geben, die es bis zu einem Confum von jährlich 250.000 Pfund Papier
gebracht hat.
Robert und Bernhard Sieburger in Prag. eine Firma, welche fo wie die
früher befprochene auch im Auslande, einen, in nicht unbeträchtlichem Export
zum Ausdruck kommenden guten Namen belfitzt, hat ebenfalls einen bedeutenden
Aufwand gemacht und grofs ausgeftellt. Mit Recht wählte die Firma ihre Eifen’
bahn-Karte zum Mittelpunkte der Expofition. Es find diefe Eifenbahn-Karten
eine Specialität der Prager Fabrik, auf die fie mit Recht ftolz ift. Keine zweite
Fabrik macht diefen Artikel in folcher Vollendung, felbft ihre franzöfifchen Con-
currenten nicht. Wir billigen fehr die Pflege diefes, ein gefundes Bedürfnifs
Jarı In At ac r < a ir fr r . ra! - 1
befriedigenden Productes. Ich habe mich fchon vor vieien Jahren, wo der pecu-