Full text: Tapeten und Buntpapier (Heft 53)

     
   
  
   
   
  
   
  
  
   
    
  
  
    
    
   
  
    
   
   
  
   
  
  
  
  
  
   
    
  
   
  
   
  
  
  
   
  
  
  
  
   
    
  
  
  
    
   
  
  
   
  
   
  
    
  
  
  
   
  
  
  
  
A Sa Fo 
16 Dr. Wilhelm Franz Exner. 
Eine in diefer Vollkommenheit neuen Artikels müffen wir noch gedenken. 
Es find die Leder-, Pergament- und Schieferimitationen von Dawidowfky, 
welche die P. A. Krufs’fche Fabrik in Liebenau bei Graz erzeugt. Die Leder- 
Imitationen haben fich befonders als Hut- und Galanterieleder bewährt. Der 
Erfolg diefes jungen Unternehmens war auf der Ausftellung ein durchfchlagender. 
Die Neuigkeiten von 1807: Kuhlmann’s Kıryftallifationspapiere und die 
Alabafterpapiere waren auf der Ausftellung nicht erfchienen, letztere nur hie und 
da noch in einem einzelnen Mufter zu fehen. Sie find offenbar aus der Mode 
gekommen. 
Eine Waare, die mit der Tapeten- und Buntpapier-Induftrie im engften 
obwohl bei der Wiener Weltausftellung in Gruppe V 
finden. In Gruppe V wird die 
Es ift das der Rollvorhang 
Zufammenhange fteht, mag, 
eingeordnet, hier noch eine flüchtige Befprechung 
Berichterftattung wohl kaum derfelben gedenken. 
(Stores). 
Diefer Artikel, häufig auch von Tapetenfabriken erzeugt, immer aber von 
Tapetenhandlungen geführt, war auf der Wiener Ausftellung ausgiebig nur von 
deutfchen Ausftellern zur Schau gettellt. Handwerksmäfsiger Betrieb ohne 
künflerifche Weihe charakterifirt im Allgemeinen den Artikel und macht es dem 
Holzrouleaux und anderen Surrogaten leicht. ihn zu verdrängen. Ohne Trauer 
werden wir die Stores fchwinden fehen, wenn fie unfer Auge nicht dauernd zu 
erfreuen verftehen. 
Die Phantafie und Feinheit der Franzo fen machte fich bei der Wiener 
Ausftellung in diefem Zweige der zeichnenden Künfte nicht befonders auffällig. 
Die erften Firmen fehlten, zwei Ausfteller find indeffen zu erwähnen. A’Bbıeto 
in Nizza hat unter Anderem eine finnberückende tropifche Landfchaft auf den 
transparenten Stoff gezaubert, die Palmen und die Ueppigkeit der Pflanzennatur 
find ihm herrlich geglückt. A. Bach in Paris hat uns einige Blumenftücke ange- 
boten, die, als wir fie fahen, fchon etwas gebleicht waren. Beide Ausfteller malen 
aus freier Hand auf Cambridgeftoft. 
Von den deutfchen Ausftellern nimmt Carl R ifchbieter in Deflau 
ein Roll 
den erften Rang ein.* Abgefehen von der gothifchen Glasmalerei, die 
vorhang vorftellt — (welche Abfurdität!) find fämmtliche Ausftellungsobjedte 
gelungen. Charmant ift ein Vorhang mit Deffin im Gefchmacke der Renaiffance 
und jener, welcher in delicater Manier den maurifchen Stil tradtirt. Zwei Vorhänge 
find naturaliftifch behandelt. Trotz meinem Lob möchten wir doch dem jungen ftreb- 
{amen Fabrikanten empfehlen, feine Zeichner zu ernften Kunftftudien anzuhalten. 
In weit höherem Mafse hätte diefe Bemerkung Schlottmann & Petzke 
in Berlin zu beherzigen. Auch diefes Haus brachte eine Glasmalerei auf Baum- 
wollen-Stof, ein Gnadenbild, noch obendrein darftellend Blumenbouquets, 
unrein und hart. ein entfetzlich componirtes allegorifches Tableau, deffen Bedeu- 
tung ich nicht enträthfeln konnte, zwei giftgrüne Stores mit „Hundemedaillons“, 
eine zopfige Vafe und wie die fchablonirten und gemalten Vergehen gegen den 
guten Gefchmack alle noch geheifsen haben mögen. 
Die Stores von Ferdinand Achilles & Comp. i 
ziemlich bedeutendes Gefchäft (etwa halb fo grofs an Umfang wie Rifchbieter’s 
befriedigten uns ebenfalls nicht, noch weniger jene vonSieburgerundPiette. 
n Berlin, welcher ein 
nn 
Ueberblicken wir nun zum Schluffe das ganze Gebiet unferes Berichtes, fo 
kommen wir zu folgenden Conclufionen: 
In der ganzen grofsen Induftrie, welche die Aufgabe hat, die Papierfläche 
decorativ zu verzieren, und diefs mit Ausfchlufs der Litho- und Typographie 
bewerkttelligt, ift kein epochemachender technifcher Fortfchritt feit dem Jahre 1807 
  
* 1871: 10.000 Dutzend Rouleaux, 100 Arbeiter. 
  
 
	        
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