Full text: Tapeten und Buntpapier (Heft 53)

Schreib-, Zeichen- und Malerrequifiten. »53 
In Deutfchland hat fich Brandegger in Ellwangen mit diefem Artikel 
einen Namen gemacht ; doch befchränl kt fich deffen Fabricat faft nur auf 
Wurftdärme. 
Ebenfo intereflant als das Eckftein’fche Pergamentpapier ift das von Krufs 
ausgeftellte Papierleder. Blieben in die den japanefifchen Muftern nachgeahmten 
Birkdeniffe zie mlich weit hinter dem Original zurück, und geht auch, namentlich 
den zu Hutleder beftimmten Sükrogeten jene Weichheit und Gefel ımeidigkeit. 
namentlich aber jene Poröfität ab, die die japanefifchen Producte vermöge des 
geeigneteren weicheren Rohmaterials auszeichnet, und ift auch deren leichte 
Zerreifsbarkeit ein grofser Nachtheil für ihre allfeitige Verwendbarkeit, fo ift das 
Streben Krufs’, jenes Product hier einzubürgern und zu verbreiten, ein höchf 
lobenswerthes zu nennen. 
Ebenfo lobenswerth ift die Bemühung Lerch ’s in Krafsney bei Reichenau, 
Papiergarn und Papierbänder in diverfen Proben zur Blumenfabrication und dergl. 
herzuftellen, und diefes Fabricat in vorzüglicher Qualität zu verfertigen. 
Luxus- und Phantafiepa pieı Nicht zufrieden mit der Rolle, die 
die nüchterne Gefchäfts- und Util itätsinduftrie ihm angewiefen, überfchreitet das 
Papier die Grenzen des Alltäglichen, und betritt das Reich des Luxus und der 
Phantafie in Geftalt von Blumen und Blättern, von reich verzierten Liebesbriefen, 
Karten, Bonbonnieren und Cartons, präfentirt fich als glänzende Etiquette, als 
Orden, als Lichtmanfchette, als Fächer und Bouquethalter, als Tellerpapier und Ser- 
viette, und Taufende von Menfchenh Br find heute in allen en firten Ländern 
damit befchäftigt, die prachtvollften Blumen und Knospen aus Papier hervorzu- 
zaubern, die an Schmelz und Far 
rbe > natürlichen faft übertreffen, um Spitzen 
und Franfen, um Silber- und Goldl 
Ai um Glanz- und Lackpapiere, kurz um 
die zahlreichen Luxusartikel aus Papier zu erzeugen, die einer Menge von 
gewöhnlichen Dingen zum Schmuck, zur Zierde dienen und die das Auge des 
Befchauers erfreuen. 
Der Annex des deutfchen Reiches enthielt eine, wenn auch nicht fehr vor- 
theilhaft arrangirte, doch reiche Sammlung diefer Artikel. Noch vor zwei Decen- 
nien war Frankreich und namentlich nn Bertout und Nouvelle in Paris 
Alleinherrfcher auf dem weiten Gebiete der Luxuspapier-Induftrie. 
Dondorf in Frankfurt, Hagelberg, Schäfer & Scheibe, dann 
Hellriegel in Berlin, fowie Meifsner & Buch in Leipzig müffen als die 
Schöpfer diefer vielzw eigig ‚en und heiklen Induftriebranche in Deutfchland bezeich- 
net werden. Nur der aufserordentlichen Pflege und Sorgfalt, die fie vom Beginne 
dem neuen Baer ige zuw en ift deffen Gedeihen, deffen nun- 
mehrige Ausdehnung zu verdanken. Jeder der genannten Austfteller repräfentirt 
  
ein enes Genre, in dem er Kasse; ichnietes leiftet. So produciren Schäfer & 
Scheibe verzierte Bı iefbogen und Karten, Cotillonorden, Reliefs und Kunt- 
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druck-Bilder in reichfter Ausftattung, mit bewundernswerthem Gefchmacke. H ell- 
iegel erzeugt mit 273 Arbeitern für 200.000 Thaler Luxuspapiere, Gratulations- 
arten etc. herrlichfter Gattung. Vollmer’s Luxuspapier für Galanterie- und 
onfifeurwaaren find reich, mannigfaltig und hübfch ; einen reizenden Anblick aber 
gewähren feine eben fo kunft- als gefchmackvoll gefchnittenen und fein aus- 
geftatteten Teller- und Bouquetpapiere, Atlas- und Crepemanfchetten. Meifsner 
& Buch in Leipzig (früher Bartfch & Comp.) find Meifter in lithographifchen, 
Buntdruck- und Prägearbeiten für Cartonnagen und dergl. und zählen ihre 
ebenfo mannigfaltigen als kunftvoll durchgeführten Erzeugniffe zu den fchönften 
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Leiftungen auf diefem Gebiete. Allein die obigen find — wie erwähnt — 
nur die Gründer diefes Kunft-Induftriezweiges, deren Streben nicht nur 
Anerkennung, fondern auch Nachahmung fand. Eine der jüngeren Firmen, 
Ed. Büttner & Comp. in Berlin, verfertigt Luxusbriefe, Buntdruck-Bilder zu 
Cartonnagen, namentlich aber Cotillonorden in fo effedtvoller Form und phantafie- 
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