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Geifte des Fortfchrittes, der in diefem türkifchen Vafallenftaate herrfcht und der
gegen die türkifche Schlaffheit wohlthuend abfticht.
China. Derk. und k. öfterreichifch-ungarifche Generalconful Guftav Ritter
v. Overbeck inHongkong hatte nicht weniger als 1558 Gegenftände chine-
fifcher Boden-, Induftrie- und Kunftproducte gefammelt und zur Ausftellung
gebracht. Unter diefen Gegenftänden befanden fich für Gruppe XH litho-
graphifche Steine von Formofa und chinefifche Bücher und Typen aus der
Druckerei und Schriftgiefserei der Londoner Miffions-Gefellfchaft in
Hongkong.
S.A. Viguier, Hafenmeifter zuShanghai, hatte einen „Codex chine-
fifcher Charaktere zum Telegraphiren* ausgeftellt, auf den die Bemerkung
gefchrieben war, derfelbe fei nach Schlufs der Ausftellung der k. k. (Hof-?)
Bibliothek in Wien gewidmet. Diefes, aus der amerikanifchen Miffions-
Druckerei in Tabellenform und in Plakatformat hervorgegangene Buch enthielt
6893 fchwarz- und rothgedruckte Zeichen.
Da die Erzeugniffe der Miffions-Druckereien, deren Einrichtungen aus Eng-
land und Amerika ftammen, von Engländern und Amerikanern ausgeführt werden,
{o können diefelben zwar als gute bezeichnet werden, können aber nicht als
eigentlich chinefifche Erzeugniffe in Betracht kommen, fie gewähren uns daher
auch gar keinen Einblick in den heutigen Stand des Buchdruckes im Reiche
der Mitte.
Japan. Der Katalog der kaiferlich japanefifchen Ausftellung enthielt in
Gruppe XII folgende Gegenftände: eine Druckplatte von Holz mit ausgefchnit-
tenen Buchftaben; ein Meffer zum Ausfchneiden der Buchftaben; ein Ballen aus
feingefchabten Bambusfafern, der ftatt der Buchdruckerpreffe benützt wird; ein
gedrucktes Buch; colorirte Holzfchnitte; Kartenfpiele in Holzfchnitt; Photo-
graphien; ein Geftell für Photographien und eine Sammlung von Petfchaften aus
Bergkryttall.
Aufserdem, aver nicht im Kataloge verzeichnet, fanden wir noch einige
galvanifche Matrizen und gegoffene Lettern, die zwar kein fchönes Ausfehen
hatten, aber dennoch Zeugnifs ablegten von dem Streben nach vorwärts, das in
Japan Platz gegriffen. Diefe Matrizen und Lettern follen von einem Japanefen
herrühren, der nach Schlufs der Ausftellung in Wien zurückblieb, um fich in der
Schriftgiefserei der Herren A. Meyer & Schleicher zu vervollkommnen. Auch
{oll bei diefer Firma von der japanefifchen Regierung eine vollftändige Schrift-
giefserei - Einrichtung beftellt worden fein.
Als wir diefen Bericht zur Corredtur erhielten, brachte das „Journal für
Buchdruckerkunft“ in feiner Nummer 41 vom 28. October 1874 eine Notiz, nach
welcher ein Herr Joy, der Londoner Correfpondent der franzöfifchen „Impri-
merie“, in feinem Monatsberichte vom April die Behauptung aufgeftellt, dafs die
erften Druckmafchinen zwar von den Herren König uud Bauer erbaut, dafs
diefe Herren aber nur die Handlanger gewefen feien, und das Verdienft der
Erfindung diefer Mafchinen gebühre dem Befitzer der „Times“ in London, Herrn
Walter, der die Idee feines Landsmannes Nicholfon weiter entwickelt habe.
Obgleich diefe Frage nicht eigentlich in den Bericht über die Wiener
Weltausftellung gehört, fo erachten wir es doch für. unfere Pflicht, allen
Uebergriffen gegen die verdienten deutfchen Männer mit Energie entgegen
zu treten, und ihnen den Ruhm, den man denfelben ftreitig machen will, aufs
Entfchiedenfte zu wahren. Da nun die typographifchen Fachblätter, die fich in
erfter Linie mit diefer Frage zu befaffen haben, nur einen begrenzten Leferkreis,
und zwar nur an den Fachgenoffen haben, fo müffen wir hier den Artikel der