150 J. F. Radinger.
und der metallarmirte Kreuzkopf-Fufs unterfing diefe Lineale mit einer unteren
Gegenplatte. Diefe hing mit zwei Schrauben am Fufse und die Bolzen fanden
ihren Weg in jenem Scklitz, der zwifchen den beiden Führungslinealen frei
blieb.
Diefer Kreuzkopf wurde von der kurz gegabelten Schubftange, in deren
Augen der Zapfen feft fafs, umfafst. Die Schalen lagen im Kreuzkopfe und die
rückwärtige war durch einen Keil ftellbar, der in eine Schraube ausging, welche
verlängert durch den Führungsfchlitz niederhing und die Anzugmutter unter der
Gegenplatte fand.
Vorn griffen die Stangen mit offenen Köpfen auf die doppelt (unter 90
Grad) gekröpfte Kurbelwelle, welche einerfeits aufsen ein gedrehtes Schwungrad
und andererfeits eine Riemenfcheibe für den Antrieb des feitlich angefchraubten
Porter-Regulators trug.
Zwifchen den beiden abgetogenen Kurbelftücken lief die Welle wieder
rund und trug dort die zwei Excenter mit Schmiedeifenringen für die einfachen
Schieber der beiden Cylinder. Deren Schieberkäften ftiefsen mit ihren Flanfchen
zufammen und oben auf der Fuge fafsen das Dampfventil und die Droffel.Die Aus
ftrrömung fand durch die Cylinderpratzen-Schrauben gedichtetin diehohle Grund-
platte ftatt, und ging durch zwei gefonderte Ausftrömrohre von der hinteren
Stirnwand weg.
Diefe einfache Conftrudtion und die übrige Ausführung gibt diefer zwei-
cylindrigen Mafchine einen Preis von 1500 Thaler oder 2500 Gulden loco Wien.
In den Details gleich war eine eincylindrige Mafchine von 6 Pferden
gebaut. Die Cylinderbohrung betrug 190 Millimeter und der Hıb wieder
0'355 Meter. Das Einftrömrohr bot mit 52 Millimeter Weite I/; Kolbenfläche.
Auf dem Wege vom Excenter zum Schieberkaften nahm die Steuerftange
hier auch eine Speifepumpe mit. Deren Kolben hing in gerader Flucht des Excen
ters und die Schieberftange war in einen Seitenlappen des Kolbens geletzt.
Zwifchen diefem Lappen und dem Angriffsgelenke der Excenterftange war eine
einfache Führungsbüchfe eingefchalten und daneben eine zweite für die vor dem
Lappen verlängte Schieberftange. Der Schieberkaften-Deckel war hier blank
gehobelt, aber fonft war keine Abweichung gegen die erfterwähnte Doppel:
mafchine.
Halle’fche Mafchinenfabrik und Eifengiefserei.
Die kleine, circa Spferdige Mafchine diefer Firma (vormals A. Riedel und
Kemnitz) hatte ein normales gefchloffenes Bett, deffen Arbeitsflächen fämmtlich in
einer Ebene lagen.
Der Kreuzkopf lief zwifchen vier gufseifernen Führungslinealen, die hinten
auf der Stopfbüchfe und vorn an einem gefenfterten Träger ruhen, welcher mit
{chmalem Fufse auf das Bett gefchraubtftand, und durch deffen Fenfter dieSchub-
ftange ging.
Die aufgefchraubten Kurbellager waren wohl ziemlich hoch, jedoch aufser
den Seiten- noch durch je eine Mittelfchraube in einer Aushöhlung unter den
Tragfchalen gehalten. In ihnen ruhte die gebogene Kurbelwelle und aufsen fteckte
das Riemfcheiben-Schwungrad fliegend gekeilt.
Die Dampfvertheilung gefchah durch eine Farcot-Steuerungim angegoffenen
Schieberkaften und der Regulator war eine Nachahmung jener Tangye’fchen Form,
welche fich wohl durch eine gedrängte Conftrudtion und die befondere Kleinheit
der Kugeln, aber auch durch vielfache Krümmung der Dampfwege auszeichnet,
wie diefs bei der englifchen Mafchine bereits befprochen wurde.