Full text: Die Motoren (Heft 83)

  
  
  
  
Karolinenthaler Mafchinenbau-A dtiengefellfchaft. 173 
breiten Tragftänder, während ihn jedoch in der halben Führungslänge ein ange- 
goffener Block nochmals unterftützte. 
Diefer Balken war mit dem Cylinder durch vier Aufsenfchrauben verbunden, 
deren Platz durch eine ftarke Einhalfung zwifchen der Colonne und dem Flanfch 
erzwungen wurde. Die innenliegende Geradführung war flach bearbeitet. 
Die vordere Kolbenftange mafs 70 Millimeter und warin den gabelförmigen 
Corlifs Kreuzkopf (bei welchem die Führungsplatten von der Wurzel der Gabel. 
alfo excentrifch zur Druckrichtung ausgehen) verkeilt. Die Mafchine, welche in 
der Ausftellung mit Dampf von fünf Atmofphären Ueberdruck, aber ohne Conden- 
fation zu arbeiten hatte und deren Schubftange fechsmal fo lang als die Kurbel 
war, erfuhr auf den Geradführungsflächen (160 Millimeter breit, 240 lang) einen 
Druck von 2'9 Atmofphären, wobei fchon Lederftreifen zur dauernden Schmierung 
anzubringen als räthlich befunden war. 
Der Kreuzkopfzapfen (8o Millimeter ftark, 130 lang) erlitt 65 Atmofphären 
und der Kurbelzapfen (95 bei 120 Millimeter) 59 Atmofphären, bei einer fpeci- 
fifichen Abnützarbeit von 0'70 Kilogramm-Meter. Im Kurbellager herrfchten 
14 Atmofphären Auflagedruck und 0'28 Kilogramm-Meter Reibungsarbeit per 
Secunde und Quadratcentimeter, indem die dort 150 Millimeter dicke Welle 
300 Millimeter lang auflag. 
Die Schubftange begann beim Kreuzkopf mit einem gefchloffenen und 
endete beim Kurbelzapfen mit einem offenen Kopf. Der Bügel des letzteren 
wurde aufser dem Zugkeil vonzweiZangenbeilagen gehalten, was bei der hier auf- 
tretenden Kolbengefchwindigkeit eine gute Vorficht ift. 
Der Kurbelzapfen ftak mit vorftehendem Sitzbund in einer gufseifernen 
blanken Kurbelfcheibe; diefe war merkwürdigerweife nicht im Geringften balan- 
eirt, fondern einfach mit fechs fymmetrifch ftehenden Radialrippen zwifchen Nabe 
und Rand verfehen. 
Das Kurbellager war einfach nach aufsen fchief gefchnitten und keiner 
weiteren Nachftellung als der durch die Deckelfchrauben fähig, deren eine auf 
jeder Seite war. Die Broncefchalen lagen ohne jede Verfchneidung und ohne 
Borten im Lager, mit welchen fie kleine, innen radial eingefchraubte Bolzen ver- 
banden. Die Welle hatte weder auf der Kurbel- noch der Radfeite einen ange- 
fchmiedeten Bund. Das Hinterlager hatte Compofitionsfchalen unten und blos 
den Gufsdeckel oben. 
Das Schwungrad befafs etwas über vier Meter Durchmeffer und wog 
4800 Kilogramm. Sein flacher Aufsenrand nahm einen 260 Millimeter breiten 
Riemen auf, welcher auf der Haupt-Transmifionswelle eine von der Firma bei- 
geftellte grofse Riemenfcheibe antrieb. Von letzterer mufs erwähnt werden, dafs 
fie mit getheilter Nabe und zufammenhängendem Kranz gegoffen war, hierauf 
innen durch vier Schrauben in den vorgefehenen Nabenlöchern verbunden wurde, 
während der Kranz mit Loch an Loch durchbohrt und gefprengt und fo zweimal 
durchfchlitzt erfchien. Der Schwungradkranz hatte I-förmigen Querfchnitt, 
190 Millimeter Radialhöhe und 1ıoo Millimeter eigentliche Kranzftärke. Innen 
fchlofs fich ein jederfeits 40 Millimeter vorfpringender Rand an, zwifchen dem 
und dem Riemenkranz radiale 40 Millimeter breite Stufen wie Zähne auf der 
Rückfeite des Rades angegoffen waren. In die 65 Millimeter breiten Lücken 
mochte dann ein Hebel eingefetzt werden, um die Mafchine zu drehen. 
Für die Anhängung einer Luftpumpe war durch eine Gegenkurbel am 
Kurbelzapfen vorgeforgt. 
Das am hauptfächlichften Bemerkenswerthe an der Mafchine war die 
Steuerung. Diefe wurde von einem mit Stellfchraube auf der Welle befeftigten 
Excenter und einem durchwegs mit Kegelrädern angetriebenen Porter-Regulator 
eingeleitet und von Corlifs-Schiebern normaler Conftrudtion ausgeführt. Die fchwin- 
gende Corlifs-Scheibe fafs unmittelbar vor dem vorderen Cylinderende an der 
  
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