Die Dampfmafchinen.
In den Kreuzköpfen herrfcht manche Abweichung, welche theils von der
Einführung des Schmiedeifens als Conftrudtionsmaterial diefes Elementes ftammt.
Bei letzteren war die Aufgabe zu erfüllen, die obere und untere Führung, welche
der gebohrte Colonnenbalken fo zwanglos bietet, zu benützen, und die Führungs-
platten centrifch, d.i. genau in der Verticalen des Kreuzkopfzapfens anzubringen.
Um nun nicht die theueren hohlen Schmiedeisen-Kreuzköpfe verwenden
zu müffen, welche bei Locomotiven fchon lange vorkommen, wird der Kreuzkopf
ähnlich einem gefchloffenen Schubftangenkopfe geformt, wo fich dann die Füh-
rungsplatten oder deren Tragfchrauben genau im Mittel ftützen können, während
der Zapfen im Innern {pielt. Es ift dann nämlich das innere Ende der Schub-
ftange kurz gegabelt und hält den quer durchgefteckten Zapfen feft; die Bewe-
gung greift auf den Schalen ftatt, welche in dem fchubftangenkopf-förmigen
Kreuzkopfe eingelegt find, und entweder durch eine vordere Druckfchraube
geftellt werden, deren Kopf durch die Gabelung der Schubftange zugängig bleibt,
oder welche durch einen Flanfchendeckel angezogen werden.
Derartig ift das [chlechte, überdiefs noch öfter vorkommende Detail der
zwei nachftellbaren Innen-Enden der gegabelten Schubftange glücklich erfetzt.
Letztere Form erfchien noch an einer grofsen englifchen und faft allen franzöfi-
fchen Mafchinen.
Der fogenannte Corlifs-Kreuzkopf. d. i. jener gufseiferne Gabelkopf, an
deffen Wurzel die Führungen fich rückwärts und excentrifch zum auftretenden
Verticaldruck ftützen, kam ziemlich häufig vor und verdankt wahrfcheinlich
feinem Namen die unverdiente Verbreitung.
Die Führungsfchienen find in bekannter Weife entweder an’s Mafchinen-
gerüfte angegoffen, oder durch Schrauben befeftigt. Die ausgebohrte Form
fchützt den Kurbelzapfen vor Klemmungen, indem fie dem Geftänge eine Ver-
drehung geftattet, wenn folche in Folge von anderweitigen Unregelmäfsigkeiten
angeftrebt wird. Nichtsdeftoweniger war öfter diefe Verdrehung: eigens verwehrt
und einmal fogar die ganze Führung als ebene Fläche eingehobelt.
Die dachförmigen Führungen der originalen Corlifsform geben meift zu
geringe Auflageflächen und in Folge deffen grofse Geradführungsdrücke, und
rafche Abnützungen, welche die dabei ftattfindende Nothwendigkeit ftellbarer
Gleitflächen weiter verbreiteten, als es früher der Fall war.
Die Führungsfchienen der kleineren Mafchinen find bei den franzöfifchen
Conftrudtionen faft ausnahmslos fchwer in Gufs gehalten, und oftmals mit dem
Cylinderdeckel aus einem Stück; die Mafchinen der übrigen Länder haben aber
fchmiedeiferne Lineale.
Die Geradführungsflächen bei blos unterer Auflage find an einigen
Mafchinen in neuer Weife ohne Seitenfchienen trotz ihrer Schwalbenfchwanz-
Form eingebracht.
An einer Mafchine waren Kolbenftange, Kreuzkopf und Führungsfchuh
aus einem Stück gefchmiedet.
Die Schubftangen haben, abgefehen von zwei oder drei Ausnahmen,
durchwegs runden Schaft. Deffen flache Form, die fchön fein follenden acht-
eckigen Uebergänge an den Köpfen, Mittelbänder als Verzierung und ähnliche,
entweder unnöthige oder unwürdige Beigaben find der durchwegs runden Her-
ftellung faft gänzlich gewichen. Die gefchloffenen Köpfe finden weitere Ver-
breitung als früher, was wieder ein Schritt mehr ift, der höhere Gefchwindig-
keit erlaubt. Die Bügelköpfe finä entweder künftlich gefchloffen oder fonft forg-
fältiger gehalten. Eine Firma legte den Bügel zwifchen Längsnafen des Schub-
ftangenkopfes, eine andere fchob ihn mit cylinderifcher Innenführung auf, was dort
das Zapfenklemmen unmöglich macht, trotzdem eine breite untere Geradführung
der Verdrehung des übrigen Geftänges vorbeugt.
Der fogenannte Marine-Schubftangenkopf, d. i. jener, deffen Aufsenfchalen
durch einen überlegten Deckel und zwei Schrauben gehalten werden, tritt in den