Full text: Die Motoren (Heft 83)

  
  
  
  
  
  
   
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
200 J. F. Radinger. 
Woolf’fche Dampfmafchine. In der Mafchinenhalle lag noch eine 
Woolf’fche Mafchine diefer Firma, deren beide Cylinder von 263 und 526 Milli- 
meter Bohrung (Hub 0°71 Meter) zufammengegoffen waren. 
Der durchlaufende Grundrahmen lag nur unter dem grofsen Cylinder und 
diefer allein war mit feinen Pratzen niedergefchraubt, während der kleine Cylinder 
frei getragen hinausragte. Die Führung fand nur unten auf den angegoffenen 
Flächen des Kreuzkopfes ftatt und die des kleinen Cylinders auf einer Platte, 
welche confolenartig vorftehend feitlich ans Bett gegoffen war. 
Der grofse Kolben wirkte auf eine gekröpfte Kurbelachfe und der kleine 
Kolben aufeine Stirnkurbel unter 180 Grad gegen jene. Die Kurbelachfe ruhte 
knapp hinter ihren Schenkeln in zwei angegoffenen Lagern und die Excenter 
waren auf die Nabe der kleinen Kurbel gekeilt, deren fonft weites Vorragen nun 
glücklich benützt und gedeckt erfchien. 
Eigenthümlich war ferner die Schieberanordnung. 
Die beiden Grundfchieber für Hochdruck- und Expanfionscylinder waren 
zufammengegoffen und von einem Excenter bewegt. Der Schieberfpiegel war 
aber nicht eben, fondern bildete auf der Lauffeite zwei Längsflächen unter 90 
Grad, wodurch allerdings die fchädlichen Räume verkürzt, aber auch die Bear- 
beitungen der doppelt fchiefliegenden Flächen erfchwert fcheinen. Die Expanfions- 
platten der Meyer-Steuerung lagen dann nur auf jenem Schiebertheil, welcher dem 
kleinen Cylinder zukam. 
Die übrigen Mafchinen- und Steuerdetails, Condenfator und Luftpumpe, der 
Regulator für die Droffelung (hier Doppelfitzventil, welches gleichzeitig für die 
Abfperrung diente) etc., folgten ganz dem bei der Condenfationsmafchine darge- 
legten Plan. Auch hier waren alle Hebelarme kurz und die enge, mit wenig Linien 
zeichnende Conftrudtion machte ein gutes Bild. Ueber die Ruhe des Ganges, die 
wohl beim erften Anblick etwas fraglich fchien, aber bei folider Ausführung jedes- 
falls erreichbar ift, konnte vor der kaltliegenden Mafchine nicht mit Beftimmt- 
heit geurtheilt werden. 
Ein kleines, übrigens auch an der Sulzer-Mafchine und. anderen vorkom- 
mendes Detail war: das Abrunden der Stopfbüchsflanfchen nach einem Halb 
kreis, was den fchmalen Wulft leicht blank halten läfst und gut ausfieht. 
Dieanderen von diefer Firma ausgeftellten Motoren waren im Allge- 
meinen nur verjüngte und durch Weglaffung der Condenfation etc. vereinfachte 
Modelle der befchriebenen Dampfmafchinen. 
Die Firma erklärte fich vor Beginn der Ausftellung aufser Preisbewerbung. 
G. Topham in Wien. 
Die Ausftellungsmafchine war eine folche, wie fie diefe Firma in grofser 
Anzahl zum Betrieb von Sägewerken baut. Sieift infofern mehr als gewöhnlich 
intereffant, als hier die Zapfendrücke und Abnützarbeiten höher als in der Mehr- 
zahl der übrigen Mafchinen find, welche Höhe jedoch den guten Arbeitsgang, 
wie ich aus anderweitiger eigener Erfahrung weifs, noch nicht hindert. 
Es war eine auf einem unten durchlaufenden Grundrahmen liegende 
Mafchine mit Meyer-Steuerung und verzahntem Schwungrad. 
Der Dampfcylinder war einfach gegoffen und befafs 448 Millimeter Bohrung. 
Der Hub betrug 0'79 Meter und nachdem .das Rad normal 55 Umgänge per 
Minute macht, beträgt die Kolbengefchwindigkeit I'45 Meter per Secunde. 
Der Schieberkaften war angefchraubt, die Schieberftangen kamen in 
gerader Flucht durch je eine. runde Führung von den Excentern her, und die 
Expanfionsftange war mit einem hinten gelagerten Griffrad ftellbar. 
Die Kolbenftange ging in der gleichen Stärke von 65 Millimeter durch 
und war hin’en in eine Stopfbüchfe geführt. Vorn war fie in einen gufseifernen 
   
  
 
	        
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