Full text: Die Motoren (Heft 83)

  
  
  
  
262 J. F. Radinger. 
fand. Der Pumpenkolben folgte alfo der Flügelwelle in der Zahl der Hübe und 
in den Drehftellungen gegen den Wind. 
Eine Ankündigung befagte, dafs man auf diefe Weife und bei mäfsigem 
Winde von 3:0 bis 4'5 Meter Gefchwindigkeit per Secunde ftündlich 200—-250 
Liter Waffer (ohne Angabe der Hubhöhe) heben könne, dafs jedoch eine der- 
art betriebene Doppelpumpe 35—40 Cubikmeter Waffer binnen 24 Stunden 
fördert. 
Ueber die Conftrudtion und Gröfse der Mafchine war trotz wiederholter 
Anfrage keine Auskunft zu erhalten. Dem Anfcheine nach waren die Flügel 
Viertelwindungen einer gleichföormig fteigenden Schraubenfläche und waren aus 
einzelnen auf hölzernen Armen gefchraubten Holztafeln hergettellt. 
Die Gaskraft-Mafchinen 
Diefe Mafchinen erfuhren feit der Parifer Ausftellung faft keine Aenderun- 
sen. Die zwei Syfteme Lenoir und Otto Langen ftehen einander noch immer 
gegenüber und während die erftere ruhig, aber theuer arbeitet, wirkt die zweite 
nıinder ruhig, aber bei gleicher Leiftung mit ungefähr nur der Hälfte an Gas. 
Die Lenoir'fchen Mafchinen erhalten gegenwärtig kleinere Cylinder 
als früher. Sie geben daher den nominellen als maximalen Effect, arbeiten aber 
dafür völlig geräufchlos. Die elektrifche Batterie mufs wöchentlich zweimal 
erneut werden und für ziemlich viel Kühlwaffer geforgt fein; fonft verlangt aber 
die Mafchine wenig und oft halbtagelang keine Aufficht. Ich nahm am 10. No- 
vember 1873 die Bremfung einer neuen fogenannten 2pferdigen Mafchine vor, wobei 
fich ı'3 Pferdeftärken als höchfter gelieferter Effedt erwiefen. Der Gasverbrauch 
betrug dabei fündlich 6 Cubikmeter, während er laut Preiscourant der Fabrik 
nur 3:8 Cubikmeter hätte betragen follen, was per Stunde und Pferd 4:0 Cubik- 
meter Gas entfpricht und loco Wien ungefähr fl. 0°50 kofttet. 
Ausgeftellt war eine derartige Mafchine von der Compagnie parisienne 
d’Eclairage et de Chauffage par le Gaz, und der Preis ftellt fich für einen Effect 
von ı oder 2 Pferdekraft nominell auf ıı25 oder 1650 fl. öfterreichifcher Währung 
1oco Wien. Solcher Mafchinen dürften circa 50 Stück in Deutfchland und Oefter- 
reich aufgeftellt worden fein. 
Die Otto Langen’fche Mafchine foll bereits in 1500 Exemplaren 
verbreitet fein, und in Wien ift es die Fabrik von Langer & Wolf, welche 
folche baut und austtellte. 
Vom Parifer Ausftellungsmodell unterfcheidet fich die heutige Mafchine 
nur durch die Verwendung einer anderen Detailconftrudtion des Kolbens und des 
Schaltwerkes. Der Kolben befteht aus einer hohlen Gufsfcheibe mit zweiftählernen, 
felbft fpannenden Doppel-Dichtungsringen, deren jeder aus zwei gegeneinander 
verdrehten, aber in einer gemeinfamen Ausdrehung am Kolbenumfang eingelegten 
Ringen befteht. Das Schaltwerk zwifchen der während des Auffluges freien Kol- 
benftange und der Schwungrad-Welle befteht nicht mehr in einem Sperrrad mit 
Klinke, fondern in einer Frictionskupplung 
durch rollende Kugeln im excentrifchen Zwi- 
fchenraum zwifchen Feft- undWechfelfcheibe, 
wodurch die Ruhe des Ganges verbeffert 
wurde. 
Die Wirkung des explodirenden Gas- 
gemenges wird am beften durch das bei- 
ftehende Diagramm klar, welches ich einer 
2pferdigen Mafchine (Cylinderdurchmeffer 
320 Millimeter, Kolbenhub 1I'4 Meter, Um-
	        
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