264 J. F. Radinger.
Die Arbeit der Mafchine beruht nun mit auf der Wirkung des Verdrängers.
Diefer fchafft nämlich abwechfelnd den gröfsten Theil der im Innern der Mafchine
enthaltenen Luft zu dem glühenden Heizboden oder den kühlenden Wänden ent-
lang in den kalten Vorderraum, wodurch die mittlere Temperatur und hiedurch.
die Spannung der eingefchloffenen Luftmenge fteigt und finkt.
Dabei benöthigt der Verdränger felbft faft keine andere Arbeit als die
geringen Reibungswiderftände verzehren, denn der Druck auf feiner Vorderfeite
gleicht ftets jenem auf der Hinterfeite. Aber der Treibkolben, welcher feinen
Weg nach aufsen mit dem Steigen des Druckes im Innern beginnt, und umgekehrt
leer nach einwärts geht, wenn durch den Verdrängen die Luft in den kalten Raum
gefördert wird, erfährt die Preffungsdifferenzen als treibendes Princip.
Soviel über das Wefen der Mafchine. Aus den Verfuchsergebniffen mag
angeführt werden, dafs laut Indicatör-Diagrammen der Maximaldruck im Innern
nie über 07 Atmofphären kam, während der mittlere Druck ‚höchftens 0'4 Atmo
fphären betrug. Diefs erklärt dann in Verbindung mit der nur einfeitigen Arbeits-
weife den geringen Gefammteffedt folcher Motoren; die Verfuchsmafchine gab
bei 349 Millimeter Cylinderdurchmeffer und 100 Umdrehungen per Minute (0'8
Meter Kolbengefchwindigkeit per Secunde) an der Bremfe kaum I Pferdekraft,
wozu fie 4:0 Kilogramm Steinkohlen (anfcheinend minderer Qualität) per Stunde
verbraucht.
Die früheren Mafchinen wurden dadurch regulirt, dafs die Regulator-
manchette ein Ventil am Rücken des Arbeitscylinders hob, wodurch ein Theil
der gefpannten Luft entweichen konnte. Bei den Mafchinen der Ausftellung
jedoch drückte der fteigende Regulator einen Bremsklotz an den Umfang des
gedrehten Schwungrades und erhielt dadurch den Gleichgang wohl auf die denk-
bar verfchwenderifchefte Art.
Alle Mafchinen arbeiteten aber ruhig und machten den Eindruck einer
foliden und in ihrer Art fertigen Conftrudtion. Eine Ipferdige Mafchine beanfprücht
(ohne den nöthigen Umgangsraum) 3'25 Meter Länge, 0'93 Meter Breite, wiegt
1650 Kilogramm und koftet 720 Thaler ohne Mauerung, aber inclufive Regulator,
Kühlwaffer-Pumpe und Verpackung loco Deffau.
Der Kohlenfäure-Motor von L. Seyboth in Wien.
Die Mafchine von Seyboth unterfcheidet fich im Prineipe durch Nichts
von einer gewöhnlichen Dampfmafchine, als dafs ftatt des gefpannten Waffer-
dampfes gefpannte Kohlenfäure auf den Kolben drückt. Seyboth erzeugt nämlich
in gefchloffenen eifernen mit Blei gefütterten Keffeln Kohlenfäure von 4 Atmo-
fphären Druck, indem er den natürlich vorkommenden Spath-Eifenftein mit ver-
dünnter Schwefelfäure mifcht und durch ein Rührwerk (in der Ausftellung von
einem Manne betrieben) rührt. Die Keffel müffen des Wechfels und der Reini-
gung halber doppelt vorhanden fein.
Die erzeugte Kohlenfäure paffırt dann ein Wafchgefäfs, in welchem fie
einfach durch Waffer auffteigend die mitgeriffene Schwefelfäure verliert und
kommt durch ein Anlafsventil in die Mafchine, welche fie betreibt.
Anfangs verwendete Seyboth eine felbftgebaute Mafchine, deren Details
nur unwefentliche Abweichungen von einer Normalconftrudtion zeigten. (Es
waren zwei offene mit den Böden zufammenftofsende Cylinder verwendet, deren
Kolben durch einen die Cylinder umfaffenden Rahmen gekuppelt waren, was
angeblich gefchah, um die Stopfbüchfen-Reibungen zu umgehen etc.) Später
wurde aber eine Dampfmafchine der gewöhnlichen Conftruction der Simmeringer
Mafchinen- und Waggonbau Fabriks- Actiengefellfchaft mit der Kohlenfäure
betrieben.
Die von der Mafchine kommende Kohlenfäure befitzt nach dem Betrieb
derfelben noch den Werth von frifch erzeugter Kohlenfäure und kann für