Full text: Die Motoren (Heft 83)

  
22 J. F. Radinger. 
Cylinder gegenüber jener im Schieberkaften üben, und fcheint aus dem Wunfche 
nach beften Diagrammen entftanden zu fein. 
Diefe hängen aber nicht nur von den abfoluten Canalquerfchnitten allein, 
fondern auch von der Weite ab, auf welche fie die Schieber öffnen. Die Steuerung 
war hier durch eine Couliffe beforgt, in welcher der Regulator den Gleitbacken 
der Schieberftange ftellt. Der Ausfchlag fiel daher defto kleiner aus, und die 
Eröffnung gefchah (trotz gleichen linearen Voreilens) defto zögernder, je kleinere 
Füllung zur Verwendung kam. Da nun die Mafchine in der Ausftellung nur mit 
geringer Kraftentwicklung zu arbeiten 
hatte, fo waren kleine Füllungen dort 
normal und das Dampfdiagramm des 
Hochdruck-Cylinders zeigte nur folche 
von 15 bis 18 Percent. Dabei war fchon 
das Einftrömventil nur wenig geöffnet 
benützt und hinter denKolbenkam nur 
wenig mehr als ı bis 2 Atmofphären 
Admiffionsfpannung. Wo aber die dop- 
pelte Droffelung vom Handventil und 
halb öffnendem Dampffchiebern zufam- 
menwirken, kann der Nutzen der weiten Einftrömcanäle nicht fichtbar werden, 
welcher bei hoher Füllung und offener Rohrleitung unzweifelhaft klar werden 
müfste. 
Aber auch die Wirkung des weiten Ausftröm-Querfchnittes blieb in der 
Ausftellung verwifcht. Denn die kleine Spannung und Füllung im Hochdruck- 
cylinder brachte bereits in diefem einen Enddruck hervor, der meift weit unter 
die Atmofphäre ging, und bei der Mehrzahl der (von mir) aufgenommenen Dia 
gramme bis auf 0'4 des abfoluten Vacuums fiel. Da von hier erft diefer Dampf 
in den dreimal gröfseren Niederdruck Cylinder ftrömte, fo fank dort feine Span- 
nung noch weiters und es war kein Verdienft der Rohrweiten, dafs von dem 
0'9 AtmofphärenVacuum des Condenfators während des Austrittes 0°8 im grofsen 
Cylinder erfchienen 
  
Der Kolben des letzteren wurde 
bei der Ausftellungsmafchine nur eben 
mitgefchleppt, denn nachdem bereits 
im kleinen Cylinder die Expanfion bis 
weit unter den Luftdruck fank, fo traf 
den grofsen Kolben nur fchwache Pref- 
fungsdifferenz. Diefe erreichte kaum 
o'2 Atmofphären zu Beginn des Hin- 
ganges, und dürfte kaum genügthaben, 
deffeneignen und feines GeftängesRei- 
bungen zu überwinden, gefchweige 
denn jene Befchleunigungsdrücke zu geben, welche die Maffe nur um der vom 
kleinen Kolben erzwungenen Bewegung zu folgen braucht. 
  
Thatfächlich brach der grofse Kolben im September 1873 und von nun an 
arbeitete diefe Mafchine mit dem kleinen Cylinder allein; der grofse ward nach 
Wegnahme aller beweglichen Theile nur wie eine Erweiterung des Ausftrömrohres 
zum Condenfator hin belaffen, und die Mafchine ging bei der gleichen Stellung 
des Einftrömventiles wie vor und ehe. 
Entzogen fich fo auch die Canalquerfchnitte der Beurtheilung, fo war 
diefs doch nicht mit der Steuerung der Fall. Ich habe zahlreiche Diogramme zu 
verfchiedenen Zeiten und mit verfchiedenen Indicatoren von diefer Mafchine auf 
genommen und das beiftehende Bild (drittel Naturgröfse) fpricht wohl deutlich, 
was am Voreilen und dem Abfchluffe fehlt.
	        
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