66 . F. Radinger.
drücke ausgefetzt und können nicht erneuert werden, wenn nicht die Mafchine
völlig demontirt wird, fo dafs das Vacuum leicht gefährdet erfcheint.
Die Grundplatte war auf der dem Schwungrade entgegengefetzten Seite
für die Regulatorfäule ausgebaut, durch deren Sockel die Hauptwelle hindurch-
führte und die Regulatorfpindel mit gleichen Kegelrädern antrieb. Diefer felbft
war mit gekreuzten Stangen, ähnlich der Farcot-Form, conftruirt und griff drof-
{elnd auf einen dem Haufe patentirten Einftrömfchieber im Dampfrohr.
Die Dampfkolben waren hohl gegoffen und mit einfachen Selbft-Spannringen
gedichtet; fie fafsen auf ihren ftark conifchen verfenkt eingefchliffenen Kolben-
ftangen-Bunden und hielten auf diefen durch obere verficherte Muttern.
Die Kolbenftangen erweiterten fich unten zu den angefchmiedeten Kreuz
köpfen, deren ausgebüchfte Augen von den kurz (auf 1); der Gefammtlänge)
gegabelten Schubftangen umfafst waren, aber aufser den auszuwechfelnden
Büchfen keine Nachftellvorrichtung enthielten.
Die Führungen fanden zwifchen den entfprechend geformten Ständer-
wangen auf Schienen ftatt, welche mit Kupferbolzen und feitlichen Stockfchrauben
(mit Schraubenzieher-Köpfen) gehalten und beiderfeits mit übergefchraubten
Decklinealen verfehen waren.
Die gufseifernen Führungsplatten hielten verfchnitten an ankerförmig an-
gefchmiedeten centrifichen Lappen der Kreuzköpfe und waren mit eingegoffenen
Oeltöpfen verfehen.
Die runden Schubftangen endeten bei den Kurbeln mit Flanfchenköpfen,
in welche die achteckigen Schalen zu 5% verfenkt eingepafst waren, und welche
ein Dekel mit je zwei Durchftekfchrauben fchlofs.
Die Kurbelwelle lag, wie oben erwähnt, in drei auf die Grundplatte an-
gegoffenen fchmalen und einfachen Lagern, deren Deckel fämmtlich verfchnitten
und (wohl unnöthig) übergreifend waren. Die hohlgegoffene Grundplatte felbft
hielt durch vier ziemlich naheftehende Schrauben am Fundament.
Der Luftpumpen-Antrieb fand vom Kreuzkopfe des Niederdruck-Cylinders
durch ein zu beiden Seiten der betreffenden Ständerwange fchwingendes Gufs-
Hebelpaar ftatt, deren gemeinfchaftliche Achfe im äufsern Drittel der Hebellänge
lag und in einem aufsen an den Ständer gegoffenen Langlager ihre Stützung fand.
Die kurzen Enden des Hebelpaares lagen wieder durch eine Traverfe
in Verbindung, an welcher in Mitte der Luftpumpen- und beiderfeits die bron-
zenen Kolben zweier Speifepumpen (fämmtlich mit Bronzemuttern) hingen.
Aufserhalb des Excenters für den Niederdruck-Cylinder endete die Kurbel-
Welle mit einem angefchmiedeten Flanfch zur Kupplung mit der Schwungrad-
welle, welche mit einem ähnlichen angefchmiedeten Flanfch verfehen und mit
erfterem verfchraubt war. Diefe letztere Welle trug innerhalb des vierten Lagers
das Rad von 2'30 Meter Durchmeffer und aufserhalb desfelben eine aufgefetzte
Kurbel für das niederhängende Geftänge einer Kaltwaffer-Pumpe.
Die Formgebung all diefer einzelnen Beftandtheile war eine ruhige und
geklärte und drückte genau aus, was für Kräften die Betreffenden zu widerftehen
hatten und wie fie es thun. Die Ausführung war eine überfchwänglich reiche und
felbft der Mafchine abträglich, indem fie ihr den Charakter eines Spielwerkes
oder höchftens den einesModelles, aber nicht den gefund kräftigen einer arbeits-
ftarken Mafchine verlieh. Jedenfalls übertrug fich der unbewufste Gedanke, dafs
fo (hellglänzend) das Material während andauernder Arbeit nicht erhalten werden
kann, wenn auch mit Unrecht aber doch auch auf deffen Güte, und man fühlte fich
leicht geneigt, das Ganze mehr für ‘ein Schauftück dichten Guffes, fchönfarbiger
Bronze und gefchicktefter Metallarbeit anzufehen, als für eine Mufterconftrudtion
einer modernen Dampfmafchine, was es doch eigentlich fein follte, wenn auch
(nach dem Eingangs Erwähnten) nicht war.