W. Baranovsky in St. Petersburg. 83
die dritte Oeffnung am vollen Stege läuft und fo gefchloffen bleibt Ein- und Aus-
ftrömung findet durch die Schieberlichten ftatt.
Dadurch, dais die Dampfwege ganz zu unterft an den Cylindern liegen
ift jeder Anfammlung von Waffer etc. im Innern vorgebeugt, ohne dafs das Pro
men zu den unten völlig frei liegenden Schieberkaften verwehrt erfchiene. Die
Dampfwege find wohl ziemlich lang und der Canal im Schieber bildet eine Ver-
gröfserung des fchädlichen Raumes. Da aber die Mafchine ohne Condenfation
und variable Expanfion arbeitend doch nicht den höchften Anfprüchen an Oeko-
nomie gerecht werden foll, fondern ein möglichft einfacher, aber doch mit
erzwungener höherer Expanfion arbeitender Motor fein will und übrigens auch
nur für kleine Effecte (bis 15 Pferde) gebaut wird, fo fcheint das Syftem umfomehr
beachtenswerth, als man ja auch fonft die Expanfionswirkung an einer einzigen
Kolbenftange zu gewinnen für diredt wirkende Pumpen etc. fucht.
Der Regulator befindet fich direct an der Kurbelwelle und zwar liegend
in dem freien Theil zwifchen den beiden Lagern. Er befteht aus zwei mit der
Welle rotirenden gufseifernen Linfen, welche auf je einer Federplatte mit Stell-
fchraube halten. Eine Endfeite der Federn wird in einem Stellring, der zugleich
den Lagerbund abgibt, mit Stockfchrauben feftgehalten, während die andere End-
feite den Manchettenring mitnimmt, wenn die Bewegung eintritt. Die Regulirung
gefchieht durch Dampfdroffelung mit einem Spaltfchieber im Dampfrohr.
T. Bertrandin Odeffa.
Diefe Firma ftellte eine kleine gekuppelte Dampfmafchine aus, deren
Kurbeln unter 90 Grad wirkten. Bemerkenswerth war dabei die verfchiedene
Gröfse der beiden Cylinderdurchmeffer (150 und 200 Millimeter) und die Ver-
wendung eines originellen runden Vierwegfchiebers als Anlafsventil, was folgende
verwerfliche, aber beabfichtigte Arbeitsweifen geftatten foll:
1. Für ganz kleinen Effedtbedarf arbeitet der kleine -Cylinder allein, indem er
den Keffeldampf empfängt und durch ein geöffnetes Ausftrömventil ins Freie entläfst.
2. Für mittleren Kraftbedarf arbeitet der grofse Cylinder allein, indem der
Vierweghahn ihm den Dampf zuweitt.
3. Für gröfseren Kraftbedarf arbeitet der kleine Cylinder als Hochdruck-
und der grofse als Expanfionscylinder nach Woolf’fchem Principe (aber ohne
Condenfation), indem das Ausftrömventil des kleinen Cylinders gefchloffen wird,
während durch den Vierweghahn die Verbindung der beiden Cylinder bei gleich-
zeitigem Abfchluffe des grofsen Cylinders vom Keffeldampf einzuftellen ift.
4. Für den Maximaleffedt arbeiten beide Cylinder mit frifchem Dampf.
Nachdem die Kurbeln unter go Grad ftehen, fo mufste ein gröfserer Dampf-
raum zwifchen den beiden Cylindern als Refervoir eingefchaltet fein, welcher fammt
einem Dampfmantel mit in dem gemeinfamen Gufsftück der beiden Cylinder ent-
halten war.
Die einzelnen Theile der Mafchine waren auf einer durchgehenden Grund-
platte aufgefchraubt. Bei den Führungen war diefe eingezogen und unter den
Kurbeln der doppelt gekröpften Welle vertieft.
Die Führungen felbft waren rein cylindrifch, indem die Kreuzköpfe gleichfam
zu Kolben ausgebildet in beiderfeits offenen und ausgebohrten Führungsrohren
liefen. Um diefe Kolben lagen noch auswechfelbare Ringe, welche die Abnützung
erlitten, und nachdem fich diefelben centrifch unter den querdurchfteckten Zapfen
fanden, fo kann man diefer Art der Führung keinen anderen Vorwurf machen,
als höchftens den der rafcheren Abnützung und des fchweren Ausfehens.
Die Schieberftangen waren confequenter Weife ähnlich geführt; nur
waren hier die Führungsrohre diredt mit dem Drucktheil der Stopfbüchfen
zufammengegoffen, während die Hauptführungen auf der Grundplatte ruhten.