Full text: Spritzen und Pumpen (Heft 80)

Spritzen und Pumpen. 51 
war eine grofse Gebläfemafchine zur Bedienung eines Hochofens und von der 
Fabrik fchon in der enormen Zahl von 103 Exemplaren ausgeführt. Es ift eine 
Kolbenpumpe, und foll vor Allem die Aufftellungsweife derfelben hier Beach- 
tung finden. 
Man hat nämlich den Dampfcylinder unten hingeftellt und den Gebläfe: 
cylinder auf einem Gerüfte von vier gufseifernen runden Säulen hoch angebracht. 
Die Dampfmafchine ift zweicylindrig nach Woolf’fchem Syfteme conftruirt. Von 
dem Querhaupte, welches die beiden Kolbenftangen und die Stange des Gebläfe- 
kolbens aufnimmt, gehen die Triebftangen aus und zu den koloffalen Schwung- 
rädern hinab, in deren Naben die Kurbelzapfen eingefetzt find. Die beiden 
Kolbenftangen find fo an das Querhaupt befeftigt, dafs die Kolbenftange des 
Gebläfekolbens gerade in der Refultirenden der Kräfte angreift. Zwifchen den 
Zapfen der Triebftangen und den Kolbenftangen find die Führungsbacken ange- 
bracht, welche auf den Führungen, die an die Säulen angefchraubt find, gleiten. 
Für die Luftpumpen des Condenfators find zwei Balanciers wirkfam, die durch 
kurze Lenkftangen am Querhaupte befeftigt find. Die Lager für die gemeinfame 
Balancierachfe find in zwei Confolen gebohrt, welche an die Säulen ange- 
goffen find. 
Man wird fich aus diefen wenigen Angaben ein Bild der Aufftellung 
machen können. 
Die beiden Dampfcylinder haben jeder für die beiden Cylinderfeiten 
getrennte Steuerungen, weil fonft die Dampfwege zu lang würden. Die 
Bewegung der Schieber erfolgte durch eine Welle, auf welcher mehrere unrunde 
Scheiben (Kämme) fafsen, fo dafs jeder Schieber fchneller aufgezogen wird, als 
durch Excenter, deren Anwendung nicht erlaubt war, weil die Schwungradwelle 
unter den beiden Cylindern in einem gufseifernen Kaften lag, auf welchem die 
Dampfeylinder ftanden. Auf der Schwungradwelle fafs ein Zahnrad, in welches 
mehrere gleich grofse Räder eingriffen, bis endlich die Welle des vierten Rades 
als Steuerwelle benutzt wurde. Der Gebläfecylinder war mit Lederklappen ver- 
fehen, welche in zwei Ringen oben und unten angeordnet waren. Die Druckven- 
tile waren von cylindrifchen Gehäufen umfchloffen, die mit einander durch ein 
Rohr verrbunden waren. Die Pumpe arbeitete ziemlich oft und ihr Gang ift bei 
den gerir.gen Gefchwindigkeiten aufserordentlich ruhig. Der Condenfator an der 
Mafchine lag unter den Cylindern und bildete einen Theil des vorerwähnten 
Kaftens, in demauch die Lager der Schwungradwelle aufgeftellt waren. Eine 
Säule, wie fie zu der Mafchine verwendet wurde, war als rohes, ungeputztes Gufs- 
ftück ausgeftellt, und konnte man die aufserordentliche Reinheit des etwas phos- 
phorhaltigen Guffes bewundern. Pie zahlreichen Cannelirungen, die an den 
Capitälern und an den Ringen angebracht waren, die feinften Hohlkehlen und 
Platten waren ganz rein, obgleich man fie nach der Montirung in diefer Höhe 
nicht gut fehen wird. Der Berichterftatter befchränkt fich auf diefs Wenige, da 
die Mafchine von anderer Seite Beurtheilung erfahren wird. 
Eine liegende Gebläfemafchine für den Beffemerprocefs war von der Sim- 
meringer Mafchinen- und Waggonfabriks-Gefellfchaft, vormals H. D. Schmid in 
Simmering, ausgeftellt und hatte die vom Civilingenieur Leyfer erfundenen und 
patentirten Ventilklappen. Diefelben waren conftruirt, um den grofsen Windver- 
luften mit der gewöhnlichen Klappenanordnung abzuhelfen. 
Wie aus der nebenftehenden Zeichnung erfichtlich ift, haben die Klappen 
eine folche Anordnung, dafs fie fehr leicht zugänglich find und das Auswechfeln 
derfelben ohne irgend eine Demontirung des Deckels oder Cylinders gefchehen 
kann. Die Saugklappen haben eine gewiffe Neigung, fo dafs deren felbftthätiges 
Oeffnen und Schliefsen ohne Zuhilfenahme von Federn, Gegengewichten oder 
ähnlichen Armaturftücken erfolgt, Um die Durchgangsöffnungen zu vergröfsern 
oder refpeetive die Anzahl der Klappen zu vermehren, find ftets mehrerein einem 
Gehäufe angeordnet, welches an die Cylinderdeckel befeftigt ift. 
  
 
	        
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