Full text: Apparate der chemischen Grossindustrie (Heft 81)

  
Apparate der chemifchen Grofsinduftrie, 13 
Concentration der Schwefelfäure. 
In diefem Zweige der Schwefelfäure-Fabrication wurden in neuelter Zeit 
wefentliche Fortfchritte gemacht, da einestheils durch die Maffenhaftigkeit der 
erzeugten Schwefelfäure, andererfeits durch die Preiserhöhun g der Brenn- 
ftoffe der Fabrikant genöthigt war, diefen Umftänden Rechnung zu tragen. In 
letzterer Beziehung war es vorzüglich die rationelle Benützung der mit den Rött- 
gafen abgehendengrofsen Wärmequantitäten zum Behufe der Concentration, 
welche eine wefentliche Erfparnifs an Brennftoffen und mithin billigere Erzeugung 
ermöglichte. Ein zweckmäfsiger Apparat, um den erwähnten Zweck zu erreichen, 
indem derfelbe hiedurch die heifse fchwefelige Säure auf 70 Grad Celfius kühlt, 
ift der Glowerthurm, in welchem aufser den früher erwähnten Vorgängen auch 
die Zerfetzung der,nitrofen Säure bewerktftelligt wird. 
Derfelbe kam zwar nicht zur Ausftellung, allein da erin den Schwefelfäure- 
Fabriken, die Kiefe verröften, immer mehr und mehr Eingang findet, foll er hier 
kurz befchrieben werden. Er befteht aus einem aus Bleiplatten geformten Thurme 
von 20 bis 25 Fufs Höhe, der innerhalb der Bleiplatten ausgemauert ift, um dem 
Thurme Feftigkeit zu geben und hauptfächlich, um die rafche Temperaturver- 
minderung in Folge des guten Wärmeleitungsvermögens des Bleies zu verhindern. 
Diefer Thurm ift nun von unten nach oben angefüllt mit einem Gitterwerke 
aus feuerfeften Ziegeln (wegen ihrer Reinheit benützt), dann mit Quarzftücken und 
zuletzt mit Coaks. Gefchloffen ift der Thurm durch Bleiplatten. Ueber dem Thurme 
befinden fich zwei Refervoirs, wovon das eine für die 5ogrädige Kammerfäure und 
das zweite für die aus dem Gay-Luffac-Thurme kommende nitrofe Säure 
dient. Jede diefer Flüffigkeiten läuft genau regulirt auf ein aus Glasröhren verfer- 
tigtes Segner’fches Rad, damit diefelben ordentlich vertheilt werden; denn die 
Säuren werden hiedurch in durch Zwifchenwände abgetheilte runde Bleigefäfse 
entleert. Aus jeder diefer Abtheilungen geht ein Bleirohr weg. Ein folches Rohr 
mit 50° Säure und ein entfprechendes mit nitrofer Säure münden immer 
gemeinfchaftlich in eine Oeffnung der oberen Decke des Thurmes. Diefe Oeffnun- 
gen find nun regelmäfsig vertheilt, fo dafs Kammer- und nitrofe Säure gemifcht, 
gleichmäfsig und richtig vertheilt über die Füllmaffe des Thurmes, der heifsen 
fchwefeligen Säure entgegenfliefsen, hiedurch Waffer abgeben, welches im Ver- 
eine mit Wärme die nitrofen Dämpfe entbindet, welche mit fchwefeliger Säure 
gemengt wieder der Schwefelfäure-Fabrication zu gute kommen. 
Die beiden Säuren gelangen an der unterften Stelle des Thurmes auf 60 
Grad B. concentrirt an. 
LungebehauptetgegenBode, dafs die Concentration bis 62 Grad Beaum& 
im Glowerthurm getrieben werden kann. 
Handelt es fich bei der Schwefelfäure-Fabrication um eine concentrirte 
b6grädige Säure, fo gefchieht diefe Concentration jetzt beinahe ausfchliefslich in 
den Platinretorten, deren Werth in Folge der Concurrenz und der Bearbeitungs- 
methode des Platins nach H. St. Cl. Deville, welche die Engländer acceptirten, 
bedeutend heruntergegangen ift. 
Auf der Ausftellung hatten die zwei berühmten Firmen: Johnfon, Ma- 
they & Comp. in London und Desmoutis „Quenneffen.& Comp u 
Paris neben anderen Platingegenftänden auch Platinkeffel zur Ausftellung 
gebracht. Der Keffel der englifchen Firma hatte eine fchlanke Form und war 
mufterhaft gearbeitet; dadurch, dafs der Helm unter einem ftumpfen Winkel 
nach aufwärts ftieg, mithin höher wurde, ift die Möglichkeiteiner vollkommeneren 
Condenfation der mitgeriffenen Schwefelfäure gegeben. 
Statt derbisjetztgebräuchlichenBreant’fchen Kühlvorrichtung der concen- 
trirten heifsen Schwefelfäure, beftehend aus einer heberartigen Vorrichtung, deren 
längerer Schenkel in mehrere enge gerade Röhren getheilt ift, welche in Kühlwaffer 
liegen, verwenden J. Mathey & Comp. als Erfatz für diefe Röhren eine Kühl- 
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