Apparate der Leuchtgasfabrication. 209
Die Steinkohlen-Gasfabrication hat in Folge des grofsartigen Auffchwun-
ges, den die Benützung diefes bequemen und billigen Beleuchtungsmateriales
genommen hat, fchon einen be: deutenden Grad von Vollkommenheit erreicht, was
befonders von der Conftrudtion und Ausführung der Apparate gilt. N diefem
Grunde durfte man auf diefem Gebiete nicht grofse Neuerungen erwar
Gasretorten verfchiedenfter Art waren zahlreich ausgeftellt
Die englifche Gasgefellfchaft hatte fehrfchön gearbeitete Retorten
und feuerfefte Formfteine ausgeftellt, die in dem Erdberger Gaswerk zu
Wien verfertigt werden.
Deutfchland war durch die Firmen: J. Geith in Coburg, K. Kulmitz in
Saarau (Schlefien). Stettiner Chamotte-Fabrik-Actiengefellfchaft
)idier vormals Kornhardt, ferner durch H. J. Vygen & Comp, in Duis-
burg am Rhein vertreten.
J. Geith brachte innen glafirte Retorten zur Anfchauung. Nach einer
ngabe von Gatellier,* der zuerft glafırte Zinkretorten herftellte, wird eine
a Glafur auf die Art erhalten, dafs man eine mit Gummi arabicum ver-
fetzte concentrirte Kochfalzlöfung auf die Thonmaffe aufftreicht und bei hoher
Temperatur auffchmilzt. Es waren von diefer Firma Retorten von 3230 Zollpfund
Gewicht ausgettellt.
Vorzüglich gearbeitete Gasretorten brachten die bekannten belgifchen
ei
Societe de produits re&fractaires in St. Ghislain und A.
Lattre & Comp. in Seille
Hieran reihten fich würdig die franzöfifchen Firmen:
BousquetL.& Comp. in Lyon und die Parifer Gefellfchaft für
Gasbeleuchtung und Gasheizung, welche beide vorzügliche Chamotte-
Gasretorten ausftellten. Die Produdte der erfteren Firma befitzen einen wohl-
begründeten Ruf.
Aufser den Gasre rten hatte die fchon früher erwähnte Firma Didier
den fogenannten K be ardt'fchen Dreierofen vollftändig ausgeführt,
ammt Zeielmungen unc a ’l]änen zur Ausftellung gebracht.
Die Actie engefell lfchaft für Gas- und Heizanlagen in Wien ftellte ein
äufserft nett und vollftändi ig ausgearbeitetes Modell fammt Plänen einer Gas-
fabrik aus.
Das Modell repräfentirt eine Anlage für acht Millionen Cubikfufs Leucht-
gas per Jahr. Dasfelbe enthielt 3 Oefen, 8 Condenfationsröhren, 2 Wafchgefäfse,
4 Reiniger, Gasuhr, Regulator und einen Gafometer.
Die Patent Gas Company in London brachte eine Gasanftalt zur
Anfchauung, welche Leuchtgas nach der Eveleigh’fchen- Methode dar-
ftellen follte.
Es ift diefes Verfahren die bedeutendfte Neuerung, welche in jüngfter
Zeit auf dem Gebiete der Leuchtgasfabrication in gröfserem Mafsftabe ausge-
führt wurde. Das Princip desfelben befteht bekanntlich darin, dafs die Kohlen bei
niederer Temperatur, fchwacher Rothgluth, deftillirt werden. Das hiebei ent-
ftehende leichte Kohlenöl wird hierauf nd. eine zweite Deftillation vergaft, fo
dafs gleichzeitig bei regelmäfsigem Betriebe Kohle und leichte Theeröle (von der
vorhergehenden Dettillation) deftillirt und vergaft werden.
Betrachtet man diefen Vorgang genauer, fo läfst ieh nicht läugnen, dafs
derfelbe den theoretifchen Unterfuchungen mehr Genüge leiftet, als die bisher
gebräuchliche Methode der Gaserzeugung bei hoher Temperatur, wobei ja
wieder Zerfetzung der gebildeten Kohlenwafferftoffe unter Kohlenabfcheidung ftatt-
findet. Auch die Leuchtkraft eines bei niederer Temperatur erzeugten Gafes
mufs gröfser fein, als des bei höherer Temperatur gewonnenen.
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Pag. 278.
* Dingler's Journal, Band 168.