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von 20 bis 30° C. finden können, wenn man solche Beobachtungen
z. B. frühmorgens an einem an der Nordseite gelegenen Punkte
und nachmittags in der Sonnenhitze an der Südseite vornimmt,
oder im Winter, wenn man die Temperatur der trockenen Morgen
luft mit der Temperatur eines gut geheizten Zimmers vergleicht *).
Hierbei ist uur zu bemerken, dass man dem Aneroide vor je
der Ablesung die notwendige Zeit lassen muss, damit dasselbe auch
wirklich diejenige Temperatur gleichmässig annehme, welche das
an dem Instrumente befindliche Thermometer anzeigt; auch soll
man die Temperaturänderungen am Instrumente nicht zu rasch,
sondern nur allmählich eiutreten lassen, damit die Molekularstrnk-
tur des Metalles davon nicht affiziert werde.
Wenn man diese Vorsichten gebraucht, wird man somit bei
den Temperaturen n , T2, T3 t„ eine Reihe von Aueroid-
ständen A\, A%, A3 A„ ablesen, und es würden nach obi
ger Formel die folgenden Relationen gelten:
Ai = An -f- a n
A 2 — A 0 -f- o T2
A3 = Ao -j- « T3
Au = Ao -f- Oi Tn,
wobei Ao , das ist die Ablesung, welche das Aueroid bei einer
Temperatur von 0 Grad zeigen würde, zwar nicht bekannt aber
angenommen wurde, dass dieselbe während der ganzen Zeit dieser
Beobachtungen nahezu gleich geblieben ist.
Unter dieser Annahme eines ganz oder nahezu konstanten Luft
druckes wurde nämlich diese ganze Reihe von Beobachtungen an
gestellt; sollte diese Voraussetzung im Laufe der Beobachtungen
insofern nicht ganz zutreffen, als an dem gleichzeitig beobachteten
Quecksilberbarometer Schwankungen (die indessen keinesfalls be
deutend sein und 3 bis 4 mm überschreiten dürfen) eintreten, so sind
die zur Zeit der grössten Barometerschwankungen gemachten Ane-
roidablesungeu aus der obigen Reihe entweder auszuscheiden oder
aber gesondert zu behandeln.
Subtrahiert man von den vorstehenden Gleichungen je zwei
voneinander, so fällt die unbekannte Grösse Ao hinaus und man
erhält eine Reihe neuer Gleichungen mit der Unbekannten a, welche
alle die folgende Form habeu werden:
*) Manche Ingenieure haben versucht, die für diese Beobachtungen not
wendigen und sehr bedeutenden Temperaturänderungen des Instrumentes
auf künstlichem Wege und zwar durch Eintauchen des Instrumentes in Eis
oder heisse Sandbäder zu erzeugen, doch ist dieser Vorgang aus mehr
fachen Gründen nicht empfehlenswert, und zwar namentlich deshalb nicht,
weil durch eine solche künstliche Abkühlung oder Erwärmung des In
strumentes die einzelnen metallischen Bestandteile nicht nur eine gleich
massige Temperatur nicht annehmen, sondern weil auch durch das Eintre
ten von so rapiden Temperaturänderungen nur zu leicht eine Aenderung
in der gesamten metallischen Struktur des Instrumentes hervorgerufen, und
dadurch dessen Verlässlichkeit und Empfindlichkeit geschädigt würde.