Full text: Holzbearbeitungs-Maschinen (Heft 78)

Holzbearbeitungsmafchinen. 3 
2. dafs die Verfenkung des Werkzeuges ins Holz durch Bewegung des 
Werkzeuges ftattzufinden hat und am beften durch die Hand des Arbeiters erzielt 
werden mag; 
3. dafs man, trotz der vielfältigen Verfuche, den Bohrer felbft umzu- 
geftalten und zu verbeffern, doch bis heute dem feit mehr als einem Vierteljahr- 
hundert in Gebrauch ftehenden flachgedrehten Spiralbohrer treu geblieben ift. 
Die Ausftellung enthielt eine ziemlich grofse Anzahl von verticalen und 
bei combinirten Mafchinen auch von horizontalen Bohrwerken; leider fehlten 
Röhrenbohrmafchinen, deren Amerika fo intereffante in Verwendung 
hat. Die meiften der exponirten Bohrmafchinen waren mit anderen Mafchinen 
combinirt; eine beliebte Verquickung ift die mit der Stemmmafchine, weil viele 
diefer letzteren in:-dem Holzftück ein Loch vorgebohrt haben müffen, um die 
Arbeit beginnen zu können. 
Eine Bohrmafchine des Amerikaners B. D. Whitney fiel auf. Sie hat 
zwei horizontale Bohrfpindeln, deren gegenfeitige Entfernung verändert wer- 
den kann. 
IV. Drehbänke., 
Die Drehbank ift dem ihr zu Grunde liegenden Principe nach eine uralte 
Mafchine. Sie ift auch die einzige Holzbearbeitungsmafchine, welche von den in 
der mafchinellen Technik fo weit zurückgebliebenen Orientalen zur Ausftellung 
gebracht wurde. 
Der Palaft des Vicekönigs von Egypten war durch ein eigenthüm- 
liches Gitterwerk vor den Fenftern ausgeftattet. Diefe Vorbaue find aus taufen- 
den von einzelnen auf der Drehbank angefertigten Stückchen (Kugeln, Scheiben 
und Wälzchen) zufammengefetzt. 
Diefe in vielen Fällen reizend componirten Gitterkörbe waren nun theils 
echt egyptifch, theils nach den Angaben des Architekten Schmoranz in der 
Bautifchlerei der allgemeinen öÖfterreichifchen Baugefellfchaft 
(jetzt Baumaterialien-Gefellfchaft) imitirt angefertigt. In einer der ebenerdigen 
Aufsenlocalitäten (Verkaufsläden) war überdiefs ein Drechsler poftirt und damit 
befchäftigt vor den Augen des Publicums gedrechfelte Gegenftände aus Holz, unter 
Anderem folche zierliche Gitter anzufertigen. Man kann alfo füglich fagen, dafs 
Egypten feine Drechslerei auf der Ausftellung repräfentirte. 
In einer anderen Art brachte Indien die Drechslerei der Eingebor- 
nen zur Anfchauung: einerfeits durch exponirte Arbeiten, andererfeits durch 
Zeichnungen von eingebornen Gewerbetreibenden in ihrer Berufsthätigkeit dar- 
geftellt (Skizzen von J. L. Kipling of the Sir Jamfet Jee Jejeehoy School of 
art and induftry. Bombay). 
Aus diefen letzteren Zeichnungen, verfchiedene Handwerksverfahren 
vorführend, und aus der Boutique im Palafte des Khedive geht hervor, dafs 
im ganzen Orient nur eine Manier des Drehens üblich ift. Der Arbeiter fitzt 
auf der Erde und bringt das auf fehr primitiven Decken ruhende Arbeitsftück 
mit einem Fufse in Rotation, während der andere unterftützt und fefthält und 
die Hände das Abdreheifen führen. Welcher koloffale Contraft diefes höchft 
unvollkommenen Verfahrens mit Baxter D. Whitney’s Patent Gauge 
Lathe, einer Schlichtdrehbank, bei welcher nach dem rohen felbft- 
thätigen Zufchroppen, die Mafchine ebenfalls felbftthätig verfchieden profilirte 
Schlichtmeffer in verticalem Rahmen herabfenkt und in Action verfetzt. * 
* Die Whitney’fche Drehbank für Geländerftäbe, Möbeltheile u. dgl. ift fchon 1867 aus- 
geftellt und im officiellen öfterreichifchen Bericht befprochen und gut illuftrirt worden. (IV. 
257, 2. Band.) Auch Tresca befchreibt fie in feinem Berichte (Rapports du Jury International, 
9. Band) und macht dabei die Bemerkung, dafs die Schwierigkeit des Schleifens der profilirten 
Schlichtmeffer der Verbreitung diefer Mafchine entgegenftünde. Diefe Einwendung dürfte 
jedoch bei der für Maffenprodudtionen beftimmten Mafchine nicht völlig berechtigt fein. 
 
	        
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