Full text: Maschinen zur Bearbeitung der Metalle (Heft 94)

Mafchinen zur Bearbeitung der Metalle. 65 
Werkzeugmafchinen baute, die allen Anforderungen entfprachen und den Bezug 
derfelben von England unnöthig machten. Zimmermann hielt fich in Allem an 
gute englifche Vorbilder, die er in confequenter Weife nach feinem Style um- 
formte oder, wenn man fo fagen darf, überfetzte, und erreichte dadurch, fowie 
durch ausgezeichnete Ordnung in feinem Gefchäfte grofsartige Erfolge. Ferner 
müffen wir hier noch Richard Hartmannin Chemnitz nennen, welcher zwar 
fchon früher Werkzeugmafchinen gebaut hatte, diefes Gefchäft jedoch erft nach 
Zimmermann’ glücklichem Auftreten zur bewufsten Specialität ausbildete 
und fo zu deffen weiterer Entwicklung beitrug. 
Es ift ganz natürlich, dafs fich alsbald zahlreiche Nachahmer fanden, 
welche fich jedoch nicht damit begnügten, den Bau von Werkzeugmafchinen, die 
ein gefuchter Artikel geworden waren, bei fich einzuführen und nach eigenem 
Wiffen und Können weiter auszubilden, fondern meift foweit gingen, geradezu 
die couranten Chemnitzer Modelle zu copiren, fo dafs fich eine förmliche Schule 
bildete, welche wir die Chemnitzer Schule nennen wollen. 
Diefe ift über einen grofsen Theil von Nord- und Mitteldeutfchland ver- 
breitet und nur wenige gröfsere Firmen bewegen fich in mehr felbftftändiger 
Richtung, wie z.B. Collet& Engelhard in Offenbach, Gfchwindt & Co. 
in Carlsruhe und Heilmann Ducommun & Steinlen in Mühlhaufen. Alle 
übrigen ftehen mehr oder weniger unter dem Einfluffe deffen, was in Chemnitz 
gemacht wurde, und wir dürfen wohl der Befchreibung der deutfchen Werkzeug 
mafchinen einige Auseinanderfetzungen über die Chemnitzer Schule voraus- 
fchicken. 
Die Formen derfelben find durchwegs den beften englifchen Muftern nach- 
gebildet und ziemlich confequent ftylifirt, ohne jedoch die einfache, ungefuchte 
Eleganz ihrer Vorbilder zu erreichen. Sie find etwas fteif und entfchieden zu 
eckig fowohl im Verlauf ihrer Hauptlinien, als auch in den Querfchnitten. Die 
Mafchinen find durchwegs leichter gehalten, als die englifchen, und verrathen 
überall die Tendenz zu fparen. In. der Conftrudtion haben fich nach und nach 
gewiffe Typen herausgebildet, von denen wir hier einige der wichtigften befpre- 
chen wollen. 
Iypen der Chemnitzer Schule. 
Die Spindelftöcke der Drehbänke find faft ausfchliefslich fo conftruirt, 
wie wir fie fchon früher unter der Bezeichnung „gewöhnliche Spindelftöcke mit 
konifchen Lagern“ gefchildert haben und befitzen zum Aufftecken der Wechfel- 
räder Reverfirvorrichtungen oder fefte Wechfelbolzen. Die Körner der Spindel- 
und Reitftöcke find in langen, fchwach konifchen Bohrungen gehalten und haben 
an der Stelle, wo fie aus diefen hervortreten, feine Gewinde angefchnitten. Eine 
hierauf paffende Mutter, welche jeder Drehbank beigegeben wird, dient dazu, um 
die Körner aus ihren Sitzen hervorzuziehen, ohne dafs, wie diefs bei unordent- 
lichen Leuten üblich ift, die Körner durch Hammerfchläge gelockert werden. 
Es ift diefs eine höchft einfache Anordnung, welche allgemeine Nachahmung 
verdient. 
Die Reitftöcke, faft durchgehends mit Vorrichtungen zum Verfchieben 
beim Konifchdrehen, ausgerüftet, haben eine von der englifchen abweichende 
Conftrudtion. Sie find charakterifirt durch die in gleicher Stärke verlaufenden 
Stöfse, welche fehr lang und an ihren rückwärtigen Enden mit dem zur Verftel- 
lung nöthigen Gewinde verfehen find. Das Muttergewinde ift in die Nabe des 
Handrades gefchnitten, welches durch einen eingreifenden zweitheiligen Deckel in 
einer Erweiterung am rückwärtigen Ende der Hülfe drehbar feftgehalten wird. 
Das Feftftellen des Stofses erfolgt durch Zufammenpreffen der am vorderen Ende 
einfeitig aufgefchlitzten Reitftockhülfe. 
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