Transportmittel und anderes Betriebsmaterial für Eifenbahnen. 23
find, mag man es nicht allzufcharf mit der hier getroffenen Eintheilung nehmen
welche die folgenden Locomotivenfürfecundäre Zwecke erbaut denkt,
obwohl mehrere der im Vorhergehenden Abgehandelten vielleicht auch hieher
paffen würden.
Es waren zehn folcher Locomotiven, wovon je zwei aus Oefterreich und
England, je eins aus Belgien und Frankreich, vier aus Deutfchland. Ihr Dienft-
gewicht varlirt von 6 bis 20 Tons, die Heizfläche von 8 bis 46 Quadratmeter. Eins
war achträdrig, eins fechsrädrig gekuppelt, eins fechsrädrig, wovon vier Kuppel-
räder, alle anderen vierrädrig gekuppelt. Es find mit Ausnahme des Achtkupplers
durchwegs Tendermafchinen, zwei mit ftehendem Keffel. Sonft beftehen die Haupt-
verfchiedenheiten in innerer oder äufserer Steuerung, in feitlicher, oberer fattel-
förmiger, oder unterer innerer Situirung der Wafferkäften. Die Rahmen find
sämmtlich innerhalb der Räder, die Cylinder aufsen gelagert.
Das ftärkfte hierunterift der „Orient“, aus der Fabrik der Staats-Eisenbahn-
Gefellfchaft in Wien, fonft ganz nach dem normalen Sechskuppler Stainz conftruirt
durch Haswell. Unter ihren vier gekuppelten Achfen ift die letzte um 35 Millimeter
feitlich verfchiebbar, die Tragfedern der vorderen zwei, ebenfo wie der rückwärtigen
zwei Räderpaare find durch Balanciers, die Letzteren ebenfo querüber verbunden.
Achslager-Conftruction und Feuerdecke find nebft dem Keffelftein-Apparat fo wie
bei der fchon genannten „Stainz“. Die Steuerung ift aufsen, Lechatelier’s Bremfe
ift vorhanden, ein vierrädriger Tender beigegeben.
Ob die hohe Keffellage hier abfolut anzuwenden nöthig war, wie es felbft
bei dem gröfseren Sechskuppler vielleicht hätte vermieden werden können, mag
bezweifelt werden, da die Schwankungen der weit vom Schwerpunkt entfernten
Maffen doch zweifelsohne wachfen müffen und ihnen gröfsere Wege geboten find.
Da der Radftand, verhältnifsmäfsig betrachtet, gröfser ift als dort, hätte die Roft-
fläche durch Verlängerung, ohne Nachtheil in der gewünfchten Gröfse, ähnlich wie
bei den normalen Achtkupplern gewonnen und der Keffel bedeutend tiefer gelegt
werden können.
Das Locomotiv „Hungaria“ des Banater Eifenwerks Refchitza, Syftem
Haswell, hat bezüglich des Roftes und der Feuerbüchfe die gleiche Anordnung,
auch gleiche Achfenlager-Führung; die Wafferkaften find zwifchen, die Steuerung
(Allan) aufserhalb der Rahmen, die Kohlen auf der Heizerfeite. Bei den Stangen
ift der runde Querfchnitt vorherrfchend.
Das für das Petroszenyer Kohlenwerk erbaute Tenderlocomotiv der Carls-
ruher Mafchinenfabrik hat gute Verhältniffe. Steuerung aufsen, Cylinder und
Schieberkaften horizontal, letzterer nach Aufsen geneigt, die Triebräder beiderfeits
bremsbar, die Wafferkäften feitens des Keffelcylinders. Der Feuerkaften hat die
alten üblichen Träger und bewegt fich in den Frames mittelft gufseifernen
Schlitten mit Metallfutter. Der Keffel ruht auf drei Federn, da jene der Triebachfe
querüber liegt. Die Räder find wie bei faft allen diefen kleinen Mafchinen aus
Scheiben von Gufseifen mit Stahlreifen.
Ein kleines Locomotiv mit ftehendem Keffel, oberhalb der Vorderräder
liegendemfchiefen Cylindern, ftaimte aus der Mafchinenfabrik der Harzer Werke
inZorge. Das vordere (Kuppel.) Rad ift an der Aufsenfeite bremsbar. Die
Steuerung ift höchft einfach, mit einem Excenter; die Umfteuerung gefchieht
mittelft befonderer Steuerfchieber.
Das Wafferrefervoir fitzt vor dem Keffel zwifchen und auf dem Rahmen, der
Kohlenraum ift hinten am Plateau des Führers. Zwei Injectoren „Schau“ liegen an
der unteren Pufferwand ebendafelbft. Zur Vergröfserung des Raumes und Erzielung
trockenen Dampfes ift über der oberen Bodendecke des Keffels noch ein hohler
Ring hergeftellt, welcher durch Oeffnungen in der Oberdecke mit dem Keffel
communicirt.
Die Stärke wird auf 23 Pferdekräfte, die Zugkraft auf 150 Tons horizontal.
42 Tons auf 1:100 Steigung angegeben.