Full text: Strassen-Fuhrwerke und andere Transportmittel (Heft 58)

  
  
  
  
       
    
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
   
   
    
  
  
   
   
  
  
   
  
  
   
  
  
  
  
  
Strafsenfuhrwerke und andere Transportmittel. 3 
Erfindung in die entlegenfte Urzeit hinaufreichen und vielleicht nicht viel jünger 
als die Erfindung des Feuerzündens, unter allen Umftänden aber der Erfindung 
der Speichenräder vorausgegangen fein. 
Die Pfahlbauten-Funde haben durch Conftatirung des Ackerbaues 
bei den paläolitifchen Pfahlbauern damit auch die gleichzeitige Exiftenz des prä- 
hiftorifchen Fuhrwerkes nachgewiefen. Dafs die bisherigen Funde keine Frag- 
mente von unzweifelhaften Wagenbeftandtheilen # zu Tage gefördert haben, kann 
nicht dem abfoluten Abgange diefer Objedte überhaupt zugefchrieben werden, 
da die Pfahlbauten doch nur während einer verhältnifsmäfsig fehr kurzen Jahres- 
zeit ihrem präfumtiven Zwecke entfprechen und in diefem Falle höchftens als 
Sommerfrifchen benützt werden konnten, während die eigentlichen Wirthfchafts- 
gebäude mit den Ackergeräthen und Fuhrwerks-Utenfilien am Ufer ftunden. 
Veberdiefs fetzte der Bau der uns bekannt gewordenen Pfahlbauten an 
und für fich die Anwendung irgend eines wenn auch noch fo primitiven Fuhr- 
werkes voraus; diefes durfte namentlich nicht fehlen bei der den Pfahlbauten fo 
eigenthümlichen Dammanfchüttung im tiefen Waifer und mag auch das Geheim- 
nifs diefes wichtigen Zweiges der Bautechnik von diefer fo entlegenen Urzeit herab 
durch eine wohlwollende mündliche Ueberlieferung bis auf die recenten Trieftiner 
Hafenbauten, wenn auch da mit weniger Erfolg verpflanzt worden fein. 
Die erften beglaubigten hiftorifchen Documente über Wagen verdanken 
wir dem chamitifchen Menfchenftamme inEgypten, wo der Phra-on Khoufou 
(Cheops) beim Bau feiner Pyramide 4230 bis 4200 Jahre vor unferer Zeit- 
rechnung die Scheibenräder-Fuhrwerke, fowie bei feinen zahlreichen gegen die 
Mentus auf der finaitifchen Haibinfel unternommenen Feldzügen auch bereits 
die mit Speichenrädern verfehenen, durchwegs aus Metall conftruirten Streit- 
wagen zur Anwendung brachte, wie diefs auf den bei Oudy-Maghera in Por- 
phyrfelfen gehauenen und gegenwärtig noch wohl erhaltenen bildlichen Dar- 
ftellungen erfichtlich fein foll. 
Eine aufserordentlich wichtige Rolle ift dem Wagen in feiner Eigen- 
fchaft als Kriegsmafchine bei den Indogermanen zugefallen und Niemand 
geringerer als Homer führt denfelben bei Belagerung von lIium I200 vor 
Chr. in die Gefchichte der verfchiedenen Völker diefes Stammes ein. 
Die einzelnen, den hervorragendften Führern gehörigen, durchgehends 
aus Bronce und Eifen** hergeftellten und mit Speichenrädern verfehenen grie- 
chifchen und trojanifchen Streitwagen (die überwiegende Mehrzahl davon war 
Diphros, nämlich mit zwei ausgemittelten Plätzen und zwar für den Streiter 
„orkiens“ und den danebenftehenden Fuhrmann „rapaßarns*) fowie das Material 
und die Verzierungen aller Wagenbeftandtheile werden in dem unfterblichen 
Epos mit grofser Gewiffenhaftigkeit der Nachwelt überliefert. 
* Sollte die von Friedrich v. Hellwald in deffen neuefter Publication „Der vor- 
chtliche Menfch‘“, Band I, Seite 229 und Band II, Seite 322 gebrachte Abbildung 
und Erläuterung nach dem Dafürhalten diefes ausgezeichneten Forfchers wirklich ein in den 
Pfahlbauten am Lago maggiore bei Mercurago gefundenes Wagenrad darftellen, fo wäre 
damit die Kenntnifs des Wagenbaues fowie der Gebrauch der Fuhrwerke bei den fubalpinen 
’fahlbauern unwiderlegbar documentirt. 
Da bei diefem aus Birkenholz conftruirten Wagenrad bereits der Anfatz zu einer Rad- 
nabe fowie zwei primitive Radfpeichen deutlich zum Vorfchein kommen follen, fo müfste in 
Folge diefes höchft intereffanten Fundes überdiefs angenommen werden, dafs der mühfame 
Uebergang von Scheiben- zu Speichenrädern fchon während der Pfahlbauten-Zeit begon- 
nen habe. 
** Das aus den Erzen fo fchwerzugewinnende Eifen kommt verhältnifsmäfsig fehr früh- 
zeitig bei den verfchiedenen Völkern zur Verwendung, wefswegen von competenten Forfchern 
die in unglaublichen Quaäntitäten während der Urzeit auf der Planetenoberfläche angefammelten 
Meteor-Eifenftücke als das allgemein benützte Eifenmagazin der Vorzeit angenommen werden. 
Diefs ift um fo wahrfcheinlicher, als ja vor nicht gar langer Zeit ein grofser Theil der Einwohner 
des Arvaer Comitates in Oberungarn den Eifenbedarf für Hufeifen, Radreifen u. f. w. mehrere 
Jahre hindurch einem ftattlichen bei Arva gefallenen Meteor-Eifenblocke zu entnehmen pflegte. 
  
      
  
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.