Full text: Strassen-Fuhrwerke und andere Transportmittel (Heft 58)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
     
   
  
   
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
     
Strafsenfuhrwerke und andere Transportmittel. 5 
der Formen oder Bequemlichkeit und Reichthum der Ausftattung je nachkommen 
zu können, vollkommen ausgefchloffen werden mufs. 
Während einestheils fichergeftellt ift, dafs die dem indogermanifchen 
Stamme angehörigen Griechen, Italiker und Kelten beim Ueberfchreiten des 
Hellefponts noch im Befitze von Tympanwagen waren und erft in ihren neuen 
Wohnfitzen die Speichenräder kennen lernten, refpedtive felbft erfanden, fo 
berechtigt uns die auffallende Uebereinftimmung der den Germanen und Slaven 
als den jüngften Gliedern desfelben Stammes eigenthümlichen Fuhrwerke fowie 
deren erhalten gebliebenen Befchreibungen zu der weiteren Annahme, dafs diefe 
zwei Völker bei dem fucceffiven Verlaffen ihrer früheren gemeinfchaftlichen 
afıatifchen Heimath bereits Speichenräder-Wagen hatten und im Befitz derfelben 
ftehend die Pontosflüffe hinaufzogen. Die bei den flavifchen Scythen fo aus- 
gebildete Wagenbau-Kunft fowie die mit Hilfe der uneinnehmbaren fcythifchen 
W agenburgen den perfi fifchen Weltbeherrfchern beigebrachten fchweren Nieder- 
lagen (500 vor Chr.) find ebenfo bekannt, als die den Cimbern und Teutonen 
fo verhängnifsvollen und mit deren Vernichtung fowie mit der Wegnahme ihrer 
Wagenburgen endigenden Doppelfchlachten von Aqux& Sexti@ und Vercellae 
(109 vor Shr.). In dem vom römifchen Feldherrn C. Marius über diefen Sieg 
erftatteten Berichte finden fich in der That bei der Aufzählung der erbeuteten 
Wagen zum gröfsten Theile nur folche, die bei den Römern nur mit Speichen- 
rädern verfehen zu fein pflegten und wobei Currus, Rheda, Carpentum, (die 
letzteren wahrfcheinlich dem überwundenen Teuto Boch und deffen Unterfeld- 
herrn gehörig) mit der gröfsten Anzahl unter den Beuteftücken figurirten, wäh- 
rend die Plauftra fehr fchw ach vertreten waren und höchft wahrfcheinlich auf 
dem damals fchon ziemlich cultivirten Requifitionswege von den umliegenden 
gallifchen Völkerfchaften in den proviforifchen Befitz der Teutonen gelangt 
fein mochten. 
Die Völker des femitifchen Stammes haben als fpecififiche Nomaden mit 
allfälliger Ausnahme der Phöniker keine befondere Veranlaffung bei Erfinduug 
und Ausbildung des Wagenbaues wahrnehmen können und diefs umfoweniger, als 
ihnen das „Schiff der Wüfte“ ohnehin die beften Dienfte leiftete, es finden fich 
auch weder in ihrer Mythologie noch Gefchichte derlei Erfindungsanfprüche 
erhoben oder auch nur angedeutet. Den Schriftgelehrten wird namentlich nicht 
unbekannt fein, dafs in der vorfalomonifchen Zeit das auserwählte Volk den 
Bedarf an Wagen in Egypten deckte und bei einer fpeciellen Gelegenheit auf 
einmal nicht weniger als 600 Wagen von dort importirte und das Stück mit 
700 Silberlingen per comptant bezahlte. 
König 5 dLöhrr felbft fah fich fpäter, ungefähr 1000 Jahre vor Chr., bei 
Gelegenheit desT empelbaues gezwungen, die für die Tempel-Feuerwehr beflimmte 
Lieferung von zehn W agengeftellen zum Tragen der zehn ehernen Wafferkeffel 
dem phönikifchen W agenbauer Hiram Abifin Tyrus zu übertragen (Buch I der 
Könige, 7. Capitel), da in der königlichen Refidenz Niemand die Lieferungs- 
bedingniffe für die aus „lauterem Erz“ beizuftellenden Naben, Speichen, Felgen 
und Kehren einzuhalten im Stande war. 
Die bei den femitifchen Völkern damals fo auffallend zu Tage getretene 
Vernachläffigung des Wagenbaues konnte in der Gegenwart gewils Bat keine 
erfreulichere Weife als durch die bereitwilligfte Uebernahme der Verwaltungs- 
forgen bei einem grofsen Theile der grofsen modernen Transportanftalten, wobei 
namentlich in Oefterreich mitunter eine wahrhaft antike Selbftverleugnung ent- 
wickelt wird, gutgemacht werden. 
Neben der Conftrudtion des Wagens fpielt die zur Fortbewegung diefer 
höchft complicirten Mafchine angewendete Locomotionskraft eine fehr 
wichtige Rolle. 
"In diefer Beziehung unterliegt es keinem Zweifel, dafs analog den während 
der Urzeit beim Fortwälzen der Laften angewendeten Hebebäumen auch die
	        
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