Full text: Strassen-Fuhrwerke und andere Transportmittel (Heft 58)

  
  
16 M.B. Rideli. 
zwifchen dem Unterftützungspunkte des Rades und dem Angriffpunkte der Kraft 
zu liegen kommt und die Arbeitskraft neben der Ueberwindung der Reibung 
auch zur Hebung der Laft herangezogen werden mufs. 
Ein Vergleich diefes chinefifchen mit einem in der öfterreichifchen Abthei- 
lung von Jacobfon aus Makow in Galizien ausgeftellten gewöhnlichen Schieb- 
karren, deffen Rad 0'400 Meter im Durchmeffer, die totale Länge 1600 Meter, 
die Entfernung des Kaftenmittelpunktes von der Achfenmitte 0:600 Meter betrug, 
hat bei der Annahme von 1a, der Laft als Reibungs- Coefficienten für die 
horizontale Bahn bei fonft gleichen Verhältniffen einen Nutzeffedt von 123 Kilo- 
gramm und für 1/,, Steigung einen folchen von 107 Kilogramm ergeben. Es 
verhält fich daher die Leiftung diefer beiden Schiebkarren auf horizontaler Bahn 
wie 123 :1500 oder 1:12 und bei Y/,, Steigung wie 107 :484 oder 1: 4'5; in jedem 
Falle refultirt aber daraus die einigermafsen fchmerzvolle Wahrnehmung, dafs 
die galizifchen Schiebkarren-Erzeuger beim letzten Völkerturnier von den chine- 
fifchen Fabrikanten um mehrere Nafenlängen total aus dem Felde gefchlagen 
worden find und nur den Troft übrig haben, nach drei Jahren hoffentlich in 
Philadelphia. diefe Scharte wieder auswetzen zu können.® 
  
Türkei. Die Türkei befchickte die Wiener Weltausftellung mit einem 
Fuhrwerke, welches, am äufserften Ende der öftlichen Hauptgallerie aufgettellt, 
durch die Conftrudtion fowohl als durch die lebhaften Farben der äufseren Aus- 
ftattung einen grofsen Erfolg bei den Befuchern davontrug. 
Beim Untergeftelle diefes Wagens mafsen die Vorderräder TL'Io Meter im 
Durchmeffer, die rückwärtigen Räder I’30 Meter bei einem Radftande von 2 Meter, 
der Kaften in der totalen Länge von 3'20 Meter, vorne und rückwärts offen, 
erhob fich über den Boden um 1:20 Meter auf einer Achsfchale von 0'570 
Meter Höhe; das Untergeftell hatte einen hochrothen Anftrich, der Raften 
fowohl als die Achsfchalen waren grün, mit vergoldeten Zierathen reichlich 
gefchmückt und das Ganze mit einem purpurrothen mit goldenen Franfen ver- 
fehenen Verdecke überhängt. 
Das Einfteigen fand an der offenen rückwärtigen Stirnfeite wegen der 
bedeutenden Höhe mittelft einer reichverzierten Leiter von I'500 Meter Länge 
ftatt, welche beim Gebrauche in zwei an der Achsfchale angebrachte Haken 
eingehängt wurde. 
Die reichverzierte Deichfelftange hatte keine Stangenarme, als deren 
Aequivalent fteckte jedoch ein 0600 Meter breites, als Kutfcherfitz verwend- 
bares Deichfelbret zwifchen dem eichenen Achsftocke und der Achsfchale, 
welche Beftandtheile fämmtlich durch den entfprechend langen Reibnagel 
zufammengehalten wurden. 
Diefer Wagen wird von den Türken Araba oder Eküfs Arabaffe 
genannt und befonders in Kleinafien noch immer als Promenadevehikel für 
die Haremzöglinge verwendet. Diefem Zwecke entfprechend ift auch die 
innere mit Polftern und Teppichen reichlich verfehene Ausftattung eingerichtet. 
Die Annehmlichkeiten des Fahrens erfcheinen nur infoferne bei- der Araba 
beeinträchtigt, als diefes Fuhrwerk der Wagenfedern vollkommen entbehrt. 
Die Araba war für ein Büffelgefpann berechnet und bildeten auch die zwei 
mit Spiegeln verzierten und meifterhaft gearbeiteten Büffeljoche fammt dem dazu- 
gehörigen buntfärbigen Fliegenwedel während der ganzen Dauer der Weltaus- 
ftellung den Gegenftand einer ungetheilten Bewunderung. 
*® Die Schubkarren waren den Alten vollkommen unbekannt. Es erhellt diefs auch bei 
Suetonius, Lib. VI „de Caefaribus“, wo bei Erwähnung ‘der vom Imperator Nero begonnenen 
Durchftechung des Ifthmus vor Korinth folgende Stelle vorkommt: ‚„Ifthmum perfodere agreflus 
primus raftello humum effodit et corbulz congeftam humeris extulit.“ 
Die’auf den Bau der Pyramiden Bezug habenden Darftellungen zeigen nur zweirädrige 
Karren und Tragkörbe.
	        
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