Strafsenfuhrwerke und andere Tra ısportmittel. 17
Die Befchreibung jenes Wagens, deffen fich ‘der altersichwache König
Priamos und deffen Piinze effinen w ährend der langwierigen Belagerung von Ilium
bei ihren Ausflügen oder beim Revuepaffiren der trojanifchen Truppen bedienten
und welcher von Aa fo häufig unter der Benennung Apene erwähnt a
pafst ziemlich Kern dis auf die in Wien ausgeftellt gewelene Araba
Diefe Befchreibung konnte fich allerdings auf den zu diefem Fuhrwerke
zehörigen und mitausgeftellten 2 Meter langen, 2o Millimeter dicken Spiefs
welcher gegenwärtig in Kleinafien zum Behufe der Aufmunterung des Büffel-
efpannes in Verwendung fteht, noch nicht erftrecken. indem zu jenen. Zeit, die
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Alten das Ochfen- und Büffelgefpann ihrer Fuhrwerke durch das ebelb: von
fpeciell zu diefem Zwecke dreffirten Haushunden zum eifrigen Vorwärtsfchreiten
Eben pflegten. Namentlich waren es Mopse und Bulldoggen, welchen a
antiken Münzen und Sculpturen diefe Rolle zugedacht erfcheint, und wobei die
Vermuthung berechtigt ift, dafs vielleicht der heutige Stallpintfcher (Can is Gryphus)
das letzte, diefem einft fo allgemeinen Gebrauche zu Grunde liegende Ueber-
lebfel fein könnte.
Die ausgeftellte Araba wurde in Conftantinopel von den Zöglingen der
dortigen türkifchen Gewerbefchule mit viel Sorgfalt ausgeführt und ift diefelbe
von einem englifchen Mufeum käuflich erworben worden. Es fteht zu.
erwarten, dafs diefelbe eheftens in irgend einer modifieirten Geftalt vervielfält gt
werden dürfte, nachdem bereits ein Beftandtheil derfelben, nämlich die zum
Hinauffteigen der Damen beftimmte Leiter vorläufig bei mehreren in Wien aus-
geftellt gewefenen englifchen Luxus-Fuhrwerken, wenn auch nicht in der hier vor-
elegenen zierlichen Form, in Verwendung genommen worden ift.
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Rufsland. Ein aufmerkfamer Zeitgenoffe der Wiener Weltausftellung
der, vom fernen Often aus feine Wanderungen beginnend, zur fucceffiven Berei-
herung feiner Kenntniffe nach entgegengefetzter Richtung feine weiteren Schritte,
gelenkt hatte, mufste in Bezug auf die Fabrication von Strafsen-Fuhrwerken,
Japan, China und die Türkei fowie auch Perfien nur verhältnifsmäfsig fehr fpä
vertreten waren, zuerft in der Mafchinenhalle aufRufsland als jenes Reich ftofsen,
wo diefer Fabricationszweig nicht nur fehr ausgebildet, fondern auch, um eine
von der Tagesliteratur allgemein adoptirte, leider durch zu häufigen Gebrauch
beinahe fchon ganz unwirkfam gewordene Phrafe zu gebrauchen, „ganz auf
Höhe der Zeit“ As erfcheint.
Die Parifer Ausftellung 18067 wurde von Rufsland mit acht Fuhrwerken,
wovon fieben W. u und ein Schlitten, befchickt, während in Wien 17 Luxuswagen
und vier Schlitten von Rufsland zur Ausftellung gebracht worden find.
Es wurde fchon oben bei Befprechung des Szeklerwagens, als Repräfen-
tanten der in Centralafien noch gegenwärtig üblichen turanifchen Fuhrwerke,
erwähnt, dafs die conftitutiven Beftandtheile der gegenwärtig auf beiden Hemi
fphären in Gebrauch ftehenden Strafsenfuhrwerke bis auf ein einziges ne nen
fich bereits bei diefem Wagen nachweifen laffen, und dafs diefes eine Elemen
von der elaftifehen Wagenfeder gebildet wird.
Diefem Elemente kommt aber in der That eine fo wichtige Rolle zu, dafs
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es faft unmöglich erfcheint, die fuccefive Entwicklung desfelben zum Behufe der
Beurtheilung des gegenwärtigen Standes des Wagenbaues mit Stillfehweigen
zu übergehen.
Wenn die elaftifche Wagenfeder als eine Vorrichtung aufgefafst wird,
welche den Zweck hat, die bei > Vorwärtsbewegung eines Fuhrwerkes auf die
Räder und mittelbar auf die Wagenachfe wirkenden Stöfse entweder ganz aufzu-
heben oder nur bedeutend vermindert zum Wagenkaften und deffen Inhalt
gelangen zu laffen, fo mufs nach vielen fruchtlofen Verfuchen zur Habhaftwerdung
von Gegengründen angenommen werden, dafs diefe Wirkung der elaftifchen Wagen-
feder den Alten vol lIkommen unbekannt geblieben if.
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