Strafsenfuhrwerke und andere Transportmittel. 25
kuffen aus Fichtenholz, mit Sproffen aus demfelben Materiale, worauf eine Breter-
lage zur Aufnahme der famojedifchen Paffagiere fich befand; an den vorderen
nach aufwärts gebogenen Kuffenenden befand fich beiderfeits eine aus Wall-
rofshaut-Strängen beftehende Zugvorrichtung, woran zwei Rennthiere gefpannt
zu werden pflegen.
Schliefslich mufs bemerkt werden, dafs der gröfste Rad-Durchmeffer aller
auf der Wiener Ausftel'ung befindlichen Strafsenfuhrwerke bei einem ruffifchen
Fahrzeug beobachtet worden ift, nämlich bei der im rufüfchen Hofeinbau auf-
geftellten Lafette, deren Rad-Durchmeffer 53:200 Meter, die Breite des eifernen
Radreifes aber 0.260 Meter und deffen Stärke 20 Millimeter betragen hatte.
Das Strafsenfuhrwerk mit dem längften Geftelle ift jedoch von Deutfch-
land eingelangt und zwar von der deutfchen Gefellfchaft zur Rettung Schiff-
brüchiger in Bremen, das Wagengeftelle für das ausgeftellte und nach dem
Peack’fchen Syfteme conftruirte Rettungsboot hatte nämlich eine Länge von über
6 Meter. Im Vergleiche mit den gewaltigen Strafsenfuhrwerken des Alterthumes
können allerdings diefe Dimenfionen nicht befonders imponiren, fo liefs z. B.
der Triumvir M. Antonius nach den Plänen des M. Vitruvius einen „Aries fubro-
tatus“ bauen, deffen Länge nicht weniger als 80 Fufs betrug, und welcher der
Armee überall nachgeführt werden mufste, wo in die Mauern einer widerfpenftigen
Commune mit Gewalt ein Eingang erzwungen werden follte.
Rumänien. Aus Rumänien wurde die Ausftellung von der Hof-Wagen
fabrik des F. Jean in Bukareft mit zwei Fuhrwerken befchickt.
Eines diefer Fuhrwerke ftellte einen mit Rohrgeflecht gedeckten Jagd-
wagen dar, deffen Kaften rückwärts auf zwei Druckfedern ruhte, das Vorder-
geftell der Federn entbehrte und deffen Inneres mit einer grofsen Quantität fegel-
tuchener Jagdtafchen diverfer Capacität austapezirt war.
Diefer Wagen wurde von deffen Erbauer als ausfchliefslich zur Trappen-
jagd geeignet bezeichnet, nöthigenfalls könnte er jedoch ohne Anftand
auch zu irgend einem anderen beliebigen Zwecke in Verwendung genommen
werden.
Das andere Fuhrwerk diefes Fabrikanten beftand aus einem Schlitten mit
[chmiedeeifernen Kuffen, die auf vergoldeten eifernen Sproffen einen blauen fein
lackirten Kaften trugen; das blaue Geftelle war gold und roth befchnitten, das
Innere mit ausgefucht fchönen Wolfspelzen ausgelegt, wodurch dem Ganzen ein
ganz gutes Ausfehen verfchafft worden ift.
Ungarn und deffen Partes adnexae. Aus Ungarn ift bekanntlich
im Jahre 1867 gar kein Luxuswagen zur Ausftellung nach Paris gefendet worden,
bei der Wiener Ausftellung find dagegen die Länder der Stefanskrone durch
17 Luxuswagen und ein V&Elocipede vertreten gewefen.
Unter den Ausftellern wären folgende Wagenfabrikanten hervorzuheben:
Pälfy Sändor aus Oedenburg mit drei Equipagen, worunter eine Victoria
mit buntem Kaften, rothem Untergeftelle mit weifsen Streifen, taubengrauer Atlas-
garnitur auf gewöhnlichen Druckfedern im Preife von 860 fl. öfterreichifcher
Währung.
Chriften Ferencz aus Raab mit einem ganz artigen Phaeton, deffen
Kaften mit rohgefirnifstem Nufsholz ausgelegt, das Untergeftell aus gefirnifstem
Efchenholz, die fämmtlichen Eifentheile blank polirt und das Innere mit einer
blauen Seidengarnitur ausgeftattet war.
Pantz Alois aus Raab ftellte einen Phaeton aus, welcher durch die
Verfchiedenheit der dabei verwendeten und fehr gut bearbeiteten Holzgattungen
bemerkbar wurde, der Kaften aus gefirnifsten Efchen, Kothflügel aus Nufsholz,
Radbeftandtheile aus Efchenholz, die fämmtlichen Eifentheile fchwarz lackirt, das
Kaftenrinnere mit hellbraunem Tuche ausgefchlagen.