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roth, gold und fchwarz, während der Kutfchbock und die Kothflügel ein goldbron-
zirtes Befchläge aufzuweifen hatten, diefe Mannigfaltigkeit konnte durch eine
rothe Sammtgarnitur nur weiter erhöht werden.
Aus der Wagenfabrik von Jofef Rohrbacher kamen zur Ausftellung
3 Luxuswagen und I Omnibus. Diefesletztere, nach Marienbad beftimmte Fuhrwerk
hatte einen dunkelgrün lackirten Kaften, deffen Interieur, für acht Perfonen beftimmt,
mit rothem Plüfch tapezirt war. Die Breite war die gröfste zuläffige von I'go Meter,
der Kaften zum Behufe gröfserer Bequemlichkeit beim Einfteigen tief gelegt,
wefswegen die rückwärtige Achfe um 0'225 Meter ausgekröpft war. Der Plafond
und die Seitenwände hatten eine Mahagonytäfelung. Mittelft eines telegraphifchen
Apparates, deffen mit einer Glocke in Verbindung ftehende Batterie unter dem
Kutfchbocke fich befand, können fowohl die Paffagiere als der aufsenftehende
Condudteur mit dem Kutfcher communiciren, welche Einrichtung um fo wünfchens-
werther bei den Wiener Omnibuffen wäre, als bekanntlich die mit defecten oder
gar keinen Schnüren verfehenen Glockenzüge in der Regel den Dienft verfagen
und das Wiener Omnibuspublikum in den meiften Fällen auf eine unerquickliche
und zumeift erfolglofe Geberdenfprache mit Kutfcher oder Conducteur angewiefen
ift. — Aufser den 8 inneren Plätzen hatte diefer Omnibuswagen, deffen Total-
gewicht 20 Centner betrug, noch vier Aufsenplätze am Wagendache.
Sowohl die Wahl der Materialien als die Ausführung der fämmtlichen
Beftandtheile diefes Wagens mufs als eine ganz gelungene bezeichnet werden.
Aufser diefem Omnibus wurden von diefer Fabrik drei forgfältig gearbeitete
Landau ausgeftellt, einer hievon, blau lackirt und mit blauem Atlas tapezirt, war
in 8 Federn gehängt, während die zwei anderen Landau die in Wien allgemein
üblichen fogenannten Telegraphfedern hatten.
Unter den vom k. k. Hof Wagenfabrikanten Carl Marius zur Ausftellung
gekommenen Io Luxuswagen, welche den Glanzpunkt der öfterreichifchen Wagen
abtheilung bildeten, befanden fich zwei mit je 8 Federn verfehene Hof-Gala-
wagen, welche in Bezug auf ihre bedeutenden Dimenfionen als auch wegen der
künftlerifchen Zufammenftellung der Decorationselemente die allgemeinfte Aner-
kennung gefunden haben.
Der untere Theil des ovalen, fchwarzlackirten Kaftens eines diefer Hof-
Galawagen war beiderfeits mit eifernen, vergoldeten Hängtafchen umfpannt,
welche in vier vergoldete Adlerköpfe ausgehend, den vier überreich decorirten
Schneckenfedern als Aufhängpunkte dienten. Das mit fchwerer weifser Seide
ausgefchlagene Coupe hatte beiderfeits fechs Spiegelfcheiben infchwarzgoldenen
Rahmen; an den mit dem kaiferlichen Wappen gefchmückten Portieren ftellten
die Thürklinken kaiferliche Adler vor, während an den vier Ecken des mit einer
vergöldeten Gallerie umgebenen Wagendaches ebenfoviel prachtvolle Laternen
in kunftvoll getriebener, vergoldeter Einfaffung befeftigt waren. Die fämmtlichen
Beftandtheile des Untergeftelles waren ebenfalls reich vergoldet und fchwarz
befchnitten, der hohe Kutfchbock aber von einer reich verzierten mit goldenen
Franfen verfehenen Houffe überdeckt. Ein zwifchen den rückwärtigen Schnecken-
federn fürden Hof-Lakaienftand ausgemittelter Auffatz, die decorirten Druckfedern
und Wagentritte würden die Befchreibung der einzelnen, mit vollendeter Kunt-
fertigkeit ausgeführten Beftandtheile diefes impofanten Hof-Galawagens noch
immer nicht erfchöpfen, wefswegen fchliefslich nur bemerkt werden mufs, dafs
ein gewaltiger Langbaum von der Mitte der rückwärtigen Achfe ausgehend zum
Vordergetftelle, refpeetive zur Wagenfpindel geführt war und dem Wagen einen
hohen Grad von Feftigkeit verlieh.
Der mit nicht geringerer Pracht ausgeftattete zweite Hof-Galawagen war
mit gleicher Kunftfertigkeit ausgeführtund verdienen aufserdem bei der Marius-
fchenAusftellungnoch eineVictoria, fchwarz lackirt, gelb befchnitten, mit fchwarzem
Atlas austapezirt, eine gelbe Kalefche, fchwarz befchnitten mit blauer Seide gar-
nirt, fowie ein für Seine Majeftät den König von Hannover gebautes fchwarzblaues