Strafsenfuhrwerke und andere Transportmittel. 37
gelbem Kaften und zinnoberrothem ‚Untergeitelle einen ganz effectvollen Anblick
darzubieten geeignet war.
Die auf den Dienft der k. k. Poftwagen Bezug habende Ausftellung des
k.k. Handelsminifteriums war auch in hiftorifcher Beziehung von grofsem Intereffe.
Es mag hier geftattet fein zu erwähnen, dafs die gefchichtlich verzeichnete
Verbindung von verfchiedenen, relativ fehr entlegenen Punkten eines ftaatlichen
Territoriums mittelft permanent auf denfelben poftirten Wagen und Relais auf den
Perferkönig Cyrus (550 Jahre vor Chriftus) zurückreicht, und im Alterthume auch
ftets unter dem perfifchen Namen „Angara“ bekannt war, bis unter den römifchen
Imperatoren von der Bezeichnung der Zwifchenftationen mit dem Namen „posta*
die gegenwärtige Benennung nach zahlreichen, wechfelvollen Zwifchenfällen im
internationalen Verkehr die Oberhand gewann.
Die Briefpoft ift ebenfalls perfifchen Urfprunges, und wurde in diefem
ehemals vom Indus bis zum mittelländifchen Meere fich ausbreitenden Weltreiche
neben unzähligen anderen Methoden zur Beförderung von fchriftlichen Mitthei-
lungen in fpeciellen Fällen auch jene in Anwendung gebracht, dafs dem zum Paffıren
von unwirthlichen Gegenden beftimmten Poftboten nach Abrafirung des Haupt-
haares die Depefche auf die Kopfhaut tätowirt und der betreffende Poftbeamte
erft nach Wiedererlangung eines reichlichen Kopffchmuckes dem Adreffaten zur
Entzifferung der Depefche zugefchickt worden ift. *
Wenn nun einestheils diefe Depefchen-Beförderungsweife, abgefehen von
anderen Gründen, heutzutage auch in Folge der wirklich troftlofen Haarwuchs-
Verhältniffe der Gegenwart die frühere praktifche Bedeutung nicht mehr erlangen
dürfte, fo mufste anderfeits die bei Poftverfpätungen im Alterthume möglicher-
weife geltend gemachte Ausrede „wegen verzögerten Haarwuchfes des Poftboten“
mit der fortfchreitenden Entwicklung des Poftwefens ihre Berechtigung nach und
nach verlieren und anderen, geeigneter erfcheinenden Vorwänden Platz machen,
wie diefs ja dem correfpondirenden Publicum in vieler Herren Länder ohnehin
fattfam bekannt ift.
Der Bergbau-Beamte Johann N. Jandl aus Graz hat ein gut ausgeführtes
Kohlenwagen-Modell ausgeftellt. Dasfelbe war vierrädrig und hatte an
beiden Wagenenden je einen geräumigen Kaften für Kohlen, während dazwifchen
in der Mitte des Wagens für den eventuellen Detailverkauf eine Brücken-
wage auf zwei Eifenfchienen angebracht war, um unmittelbar unter den Augen
des Käufers die erftandenen Kohlenquantitäten abwägen zu können.
Genau nach diefem ausgeftellten Modelle fteht eine gröfsere Anzahl Kohlen-
wagen in Graz bereits feit zwei Jahren mit dem beften Erfolge in Verwendung, und
könnte dadurch vielleicht auch in Wien den leider an der Tagesordnung fltehenden
Uebervortheilungen des Publicums durch die KohlenhändlerEinhalt gethan werden.
Vom Mechaniker Jofeph Matfcheg inWien wurde das für alle Arten von
Locomotion bei Schiffen, Drahtfeil-Bahnen, Aufzügen, Heb- und Dampfmafchi-
nen u. f. w. tauglich fein follende „Rotationsfyftem Matfcheg“* an einem
vierrädrigen Fuhrwerke zur Anfchauung gebracht.
Dasfelbe beftand in feiner Wefenheit aus einer Abart von zwei mit einander
gekuppelten Velocip£des, deren fämmtliche vier Räder den gleichen Durchmeffer
von ı Meter hatten und mit einem Blechkaften umgeben waren, innerhalb deffen
drei Perfonen Platz nehmen und durch eine allerdings fehr anftrengende Entwick-
lung der Muskelkraft der Unterfchenkel den Wagen zum Fortrollen auf einer
ebenen Bahn veranlaffen konnten.
* Diefe antike Nachricht ift gefchöpft aus dem foeben in Paris von Arthur Freiherrn von
Rothfchild publicirten Werke
S
e „Hiftoire de la pofte aux lettres“ (Librairie nouvelle 1873) Chap.l.
nur zu bedauern, dafs, während die meiften anderen Mittheilungen diefer Arbeit
»nhafteften Quellenangaben verfehen find, der Urfprung gerade diefer fo werth-
m wifsbegierigen Lefer hartnäckig vorenthalten worden ift}; wefswegen wir diefs-
lleinigen Autorität des Herrn Verfaffers vorlieb nehmen müffen.