Jortmittel. 3°
Ipecificirten Vortheile in Betrieb gefetzt werden könnten, in welchem Falle jedoch
der Gebrauch diefes Fuhrwerkes allerdings nur auf das innerhalb der Wendekreife
gelegene geographifche Verbreitungsgebiet diefer neuen Zugthiere befchränkt
bleiben müfste.
Die blos in kurzen eilernen Zapfen laufenden, unter der Bezeichnung
„roues a vouffoir‘ bekannten Räder wurden übrigens bereits im Jahre 1825
wegen der denfelben damals fchon zugemutheten Eigenfchaft, fortan jedes Umwerfen
unmöglich zu machen, von dem Parifer Wagenfabrikanten Mr. Leimgruber zur
Conftruirung von ganz neuartigen Kutfchen, den fogenannten „Inversables‘;,
benützt, deren Gebrauch jedoch in Folge von mehrfach vorgekommenen Unglücks:
fällen behördlich unterfagt werden mufste.
Bei diefem Leimgruber’fchen Wagenfyfteme wurde aber geltend gemacht,
dafs bereits im Jahre 17063 von einem ficheren Mr. Fagott ein Patent dafür
erwirkt worden war, und da dasfelbe Project, wenn auch in modificirter Form,
in gewiffen Zwifchenräumen ftets wieder aufzutauchen pflegt, fo wird vielleicht die
Erwähnung am Platze fein, dafs ein Pendelwagen bereits im Jahre 500 vor Chr.
beim Bau des weltberühmten Tempels der Diana zuEphefus in Verwendung kam.
Da diefes für-einen fpeciellen Fall vom Tempel-Baumeifter Metngenes con-
feruirte Fuhrwerk nicht nur feinen damaligen Zweck vollftändig erfüllte, fondern
auch gegenwärtig von unferen modernen Baumaterial-Gefeilfchaften bei der
demnächftigen Wiederaufnahme der Bau-Arbeiten vielleicht mit Vortheil
angewendet werden könnte, fo erlaubt man fich dasfelbe in Z7e. 75, wenn auch
in ganz primitiven Umriffen, anfchaulich zu machen.
Il! |
INN
Pendelwas
Der berühmte römifche Kriegs-Baumeifter M. Vitruvius Pollio berichtet
nämlich in feiner für den Triumvir Octavius Caesar (nachmaligen Kaifer Auguftus)
verfafsten Abhandlung ‚de Architectura‘“ über diefes Fuhrwerk, dafs, nachdem
alle 128 Säulen des Diana-Tempels aufgeftellt worden waren, und nunmehr zum
Herbeifchaffen und Auffetzen des Architravs gefchritten werden mufste, der
ephefifche Baumeifter Metagenes genöthigt war, für den Transport der koloffalen
Architravtheile eine ähnliche Vorrichtung herzuftellen, wie deffen Vorgänger
Cherfiphron für das Ueberfübren der 60 Fufs hohen Säulenfchäfte. Metagenes
conftruirte fonach zu diefem Zwecke Räder von ı2 Fufs Durchmeffer, und nachdem
er in die Stirnfeiten der Architravtheile eiferne Zapfen eingelaffen und die
letzteren in den Radnaben eingefchloffen hatte, fo mufsten die Zapfen der als
Achsftöcke fungirenden Architrave beim Anziehen des Ochfengefpanns
die continuirliche Umdrehung der Räder bewirken, auf welche Weife der Archi-