Es läfst fich leicht begreifen, dafs die franzöfifchen Wagenbauer in
den verfchiedenen vor Abfchlufs des Handelstradtates ftattgefundenen
Enqu£ten die heftigfte Oppofition gegen die freie Zulaffung der englifchen
Wagnereiprodudte ins Werk fetzten, umfomehr als die meiften franzöfifchen
Carrofiers entweder in Paris felbft oder in den mit Paris demnächft zu ver-
einigenden Vororten ihren Sitz hatten, wo fowohl die Rohftoffe als die Brenn-
materialien einer empfindlichen Octroifteuer unterworfen waren und dadurch
die Erzeugungskoften der Wagen um einen nicht unbedeutenden Percentfatz
erhöht werden mufsten.
Nichtsdeftoweniger nahmen fie mit dem noch gegenwärtig aufrecht-
ftehenden, fehr niederen Zolltarife vorlieb und fahen in Folge des freihändleri-
[chen Handelsvertrages ihre Induftrie nicht nur nicht erfchüttert, diefelbe
vielmehr fo gekräftigt aus dem Kampfe hervorgehen, dafs den englifchen
Wagenbauern ein nicht unbedeutender Theil des früheren Abfatzgebietes ent-
zogen werden konnte und gegenwärtig drei Viertel der fehr namhaften franzö-
fifchen Wagenproduction zu hohen Preifen im Auslande placirt werden.
Die Herbeiführung einer fo günftigen Situation ift nur auf diefe Weife
ermöglicht worden, dafs durch den gleichzeitig freigegebenen Import von Eifen-
o-
und Stahlerzeugniffen, fowie von anderen beim Wagenbau verwendeten Mate-
rialien die Erzeugungskoften der Wagen felbft viel niedriger und die franzöf-
fchen Wagenbauer mit den Engländern concurrenzfähig geworden waren.
Selbftverftändlich find die gefund fundirten, wohlgeleiteten, daher leiftungs-
fähigen franzöfifchen Eifen- und Stahlwerke durch den Handelsvertrag auch nicht
zu Schaden gekommen, da die veränderten Verhältniffe denfelben einen fehr
nützlichen Wetteifer zum rationellen Betriebe, refpedtive zur billigeren Erzeu-
gung ihrer Produdte aufdrängen mufsten, wodurch nur alle Theile gewinnen
konnten.
Die öfterreichifche Wagen- und Mafchinenbau-Induftrie möge fich aber
daran ein Beifpiel nehmen und die Aufhebung der drückenden Feffeln, worin
fie von der fo auffallend ftark zurückgebliebenen öfterreichifchen Eifeninduftrie
auf eine unwürdige Weife gehalten wird, mit Energie anftreben.
England. Das grofsbritannifche Königreich war in Paris 1867 durch
41 Luxuswagen vertreten, während die Wiener Ausftellung nur 19 deratige
Fuhrwerke aus England zeitweilig zu beherbergen in die Lage kam.
Die unter dem Namen) ‚West of England Carriage, Works“
bekannte Wagenbau-Firma von John Roberts & Sons in Bridgewater war
durch ein zweiräderiges kleines Vehikel, für Einfpänner eingerichtet, vertreten,
welches in der Umgebung des Fabricationsortes als - ,‚Univerfal Whitechapel
Dog Cart‘ fehr ftark in Verwendung ftehen foll.
Auf der fchmiedeeifernen Achfe diefes zweirädrigen Fuhrwerkes waren
zwei lange, vierblättrige Tragfedern befeftigt, in denen ein grünlackirter mit
Sproffen verfehener Kaften hing, in welchem mehrere Perfonen dos-A-dos Platz
nehmen konnten.
Der Wagenfabrikant H.. Mulliner in Leamington Spa ftellte drei aus-
gezeichnet ausgeführte Wagen aus, darunter befand fich eine grüne Victoria
(Parc-Pha&ton) ohne Bock zum Selbftkutfchiren auf vier Refforts & pincettes
mit grünem Chagrinleder ausgefchlagen, ferner aufser einem leichten Dog Cart
noch ein Landau auf vier Refforts a pincettes, deffen Kaften blau lackirt, das
Untergeftelle grünlich weifs, blau befchnitten und das Kafteninnere mit blauem
Chagrinleder austapezirt war.
Die Wagenfabrik von James Evans in Liverpool ftellte einen
„Improved Hanfom Cab‘ aus, auf deffen gekröpfter Achfe der braunlackirte
Kaften auf zwei langen Tragfedern hing und überdiefs den Kutfcher-Rückfitz zu
tragen hatte; der Kaften war mit lichtblauer Seide ausgefchlagen und hatte ftatt
i dem vorderen Spritzleder einen wafferdicht fchliefsenden mit Glanzleder über-