I. Die geschichtl. Entwickelung u. d. Culturwerth d. Eisenb.
VI. Capitel.
Der Bau der Eisenbahnen als specieller Culturfactor.
$. 1. Seine Macht als Arbeitsobject.
Die beiden Umstände, dass jeder Eisenbahnbau ein bedeuten-
des Quantum Muskelarbeit verbraucht und dass die alljährliche
Zunahme des Bahnnetzes sehr gross ist, haben den Bahnbau zu
einem aussergewöhnlich intensiven Arbeitsherde gestaltet, welcher
direet und indireet als Erwerbsquelle wirkt.
1. Direeter Nahrungszweig.
Rechnet man, um von der Grösse dieses Nahrungszweiges
einen wenigstens annähernden Begriff zu erhalten, in ganz abge-
rundetem Ueberschlage, dass zwei Drittel des Baupreises für Arbeits-
löhne und Fuhrleistungen ausgegeben werden, dass der Baupreis
einer Meile Bahn (exelusive Grundkauf, Schienen, Schwellen und Be-
triebsmateriale) beispielsweise 500.000fl. betrage und dass der
mittlere Lohnsatz 1 fl. (einschliesslich der Fuhren) per Arbeitstag
sei: so würden bei dem rund 40.000 Meilen messenden Eisenbahn-
netze der Erde während 45 Jahren im Ganzen circa 13.330 Mil-
lionen oder pro anno 300 Millionen Arbeitstage aufgewendet worden
sein, das heisst der bisherige Eisenbahnbau (seit 1830) hat all-
jährlich circa 1 Million Arbeiter, oder inclusive deren Angehörige,
circa 2:5 Millionen Menschen ernährt.
Für Europa allein würden sich nach demselben (ganz ober-
flächlichen) Rechnungsmodus und innerhalb der 10 Jahre 1865 bis
1875 täglich ebenfalls 1,000.000 Arbeiter = rund 21/, Millionen
Menschen = !/;s0 = 8 Percent der Gesammtbevölkerung als vom
Eisenbahnbaue direct ernährt beziffern; für Oesterreich-Ungarn,
welches zwischen 1865— 1875: 1548-5 Meilen gebaut hat, würde
sich die täglich beim Eisenbahnbau direet verwendete Arbeiter-
masse mit 172.000 Köpfen und einschliesslich ihres Familienstandes