Full text: Eisenbahn-Unter- und Oberbau (Heft 90)

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. Disposition der Schienenwege. 169 
1. Das Lesseps’sche Eisenbahnproject. 
(Pavillon für Welthandel.) 
Kühn in seiner Conception, aber geistig scharf, hat uns 
Lesseps, der Kosmopolit in der Welt der Ingenieure, in der schein- 
bar einfachsten Form auf der Wiener Weltausstellung ein eoncretes 
Projeet einer Eisenbahnlinie vorgeführt, welches man füglich als 
den wichtigsten Ausstellungsgegenstand in unserem Fache bezeich- 
nen darf, sofern man der Philosophie des Eisenbahnwesens ihr 
unumstössliches Recht einräumt. 
Der kosmopolitische Gedanke dieses Projeetes, welches die 
Herstellung eines Schienenweges aus Europa durch Centralasien 
über die Pässe des Hindukusch nach dem fernen Indien, dem Lande 
der grossen irdischen Schätze und der real unterlegten Träume 
europäischer Staaten, zum Gegenstande hat, erhellt schon aus dem 
Umstande, dass dieses Ausstellungsobjeet in keinem Raume unter- 
gebracht wurde, welcher einem einzelnen Staate galt. 
In dem Pavillon für den Welthandel, war auf der Karte 
Nr. 28 des Kiepert’schen Atlas von Lesseps’ getreuem Ingenieur 
Cotard in wenig Strichen (Texttafel A) die Linie verzeichnet, wel- 
che die Ausgangspunkte Petersburg, Königsberg, Amsterdam, Oa- 
lais, Genua, Rom, Triest und die alte Sophia einerseits, mit Bombay, 
Madras und Caleutta anderseits zu verbinden gedenkt. 
Mit den Strichen, welche die Entstehung einer Eisenbahn 
zwischen Tula, Orenburg, Samarkand, Taschkend, Balch, Kabul 
und Pischawer vorstellen, ist eine unendliche Fülle weitkreisender 
sedanken erweckt worden; wir sehen in diesen Strichen staats- 
politische Ideen verkörpert, wir sehen in ihnen den Aufgang eines 
neuen Abschnites in der Geschichte des Welthandels, wir erblicken 
in ihnen den Ausgangspunkt eines neuen Concurrenzkampfes der 
Staaten, und wir sehen endlich durch sie die Kühnheit des Schaffens 
verzeichnet, welche uns Ingenieuren durch die gebotene Herstellung 
grosser, internationaler Werke von der Neuzeit auferlegt ist. 
Vor Allem fällt uns Technikern in dem Lesseps’schen Pro- 
Jeete diejenige Schleife der Trace auf, welche zwischen Samarkand 
und Kabul verzeichnet ist. 
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