Full text: Eisenbahn-Unter- und Oberbau (Heft 90)

  
  
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164 II. Vorarbeiten. 
Diese Schleife entspricht nämlich demjenigen Wege, welcher 
in der Geschichte der Cultur der Menschheit, wie wir solches Ein- 
gangs zu schildern bemüht waren, die hervorragendste Rolle 
gespielt hat und noch zu spielen berufen ist. 
Die orographischen Verhältnisse Asiens gipfeln nämlich darin, 
dass sich die gewaltigen und ausgebreiteten Erhebungen des Ostens 
und des Westens an der schmalen Stelle zwischen Samarkand und 
Pischawer berühren. Ein rationeller Schienenübergang aus dem Nor- 
den Asiens nach dem Süden ist also an diese Engstelletechnisch 
<ebunden, und thatsächlich hat die Religion, die Cultur, der Han- 
del und der Krieg, wie wir im ersten Abschnitte sahen, immer 
diesen Weg betreten. 
Zoroaster und seine Lehren bewegten sich über diese Eng- 
stelle des Hindukusch ; die Perserkönige erbauten da ihre Strassen 
zwisehen Baktrien und den südlich der Berge gelegenen Gebieten; 
der grosse Alexander führte seine Heere über diese Engstelle; der 
lahme Timur und Sultan Babur wanderten desselben Weges, und 
Genua und Venedig basirten ihren Handel aus dem Asowschen und 
über das Kaspische Meer auf diesen Bergpass, und heute 
betrachtet ihn gierig England vom Süden und Russland vom 
Norden. 
Die Wasserscheide zwischen Oxus und Indus ist es einfach, 
welche Lesseps zum Uebergangspunkte ersah und gleich seinem 
Vorläufer, dem Grafen Baranowsky, auch ersehen musste: denn es 
gibt keinen anderen Weg zwischen Turkestan und dem Pendschab, 
welcher prakticabler für den Culturpflug unserer Zeit, die Locomo- 
tive, wäre, als den alten Perserweg entlang Bamiyan, der Troglo- 
dytenstadt, vorbei an der Zohakburg, an den Topes und Stupas und 
an den Idolen. 
Wenn auch die Pässe auf dieser Höhe, die den Russen und den 
Engländern sehr wohl bekannt sind und die von Lieutenant Sturt 
schon probeweise mit Artillerie befahren wurden, nach den Ver- 
öffentliehungen von Burns in hohe Regionen (Kalupass 12.198 Pariser 
Fuss) führen — denn zwischen Kabul und Balch gibt es entlang 
dem Karavanenwege sechsmal zu steigen und zu fallen (efr. Text- 
blatt 3, Längenprofil zwischen Pischawer und Samarkand) — so 
sind diese Regionen dennoch für die Locomotive passirbar, da die 
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Tafel I 
Profil: Pischavar- Samarkand.
	        
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