Full text: Eisenbahn-Unter- und Oberbau (Heft 90)

        
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
  
  
  
II. Vorarbeiten. 
  
Zu diesem Zwecke ist es nöthig, dass aus der österreichischen 
Monarchie geeignete Schienenwege nach diesen Ländern hinführen. 
Diese Ausgangs-Schienenwege müssen aber nun auch wiederum 
jenen zwei Welthandelsrichtungen, dem Land- und dem Seewege 
entsprecher, welche wir oben geschildert haben. 
Für den Seeweg sind wir an den Ausgangspunkt Triest, für 
den orientalischen Landweg an die Ausgangspunkte Constantinopel 
und Odessa gewiesen; denn mag ein oder der andere oder mögen 
einst sogar mehrere Schienenwege nach Kleinasien und nach 
Indien gebaut werden, so sind immer die beiden genannten An- 
schlusspunkte für uns massgebend. 
Werfen wir nun nach diesen Betrachtungen unsere Blicke 
wieder auf die St. Gotthardbahn, so erkennen wir, dass diese Bahn, 
bestimmt, den orientalischen Handel zur See aufzufangen, geradezu 
nach eben denjenigen Ländern wirkt, welche Oesterreich be- 
streichen soll. 
Die St. Gotthardbahn ist demnach im orientalischen Handel 
zur See eine moderne, scharfe Waffe gegen die Interessen Oester- 
reichs, und wir sind, nachdem wir auf dem Felde der Coneurrenz 
nicht schon früher zur Hand waren, nunmehr nahezu genöthiget, 
allen unseren Kräften die härteste Anspannung zur Herstellung des 
Gegengewichtes der St. Gotthardbahn aufzuerlegen; und diese 
Nothwendigkeit erscheint so gross, dass sie von dem Herzen des 
Patrioten dem Kopfe des Staatsmannes oetroyirt wird. 
Das betreffende Gegengewicht der St. Gotthardbahn eulminirt 
aber einzig und allein in dem kürzesten Schienenwege zwischen 
Triest und dem Bodensee, Triest und Salzburg und Triest und 
Böhmen. 
Oesterreich verträgt desshalb nieht mehr die heute in seinen 
Ländern bestehenden Umwege nach diesen Zielen, sondern es 
bedarf neuer Linien, welche vermöge der orographischen Verhält- 
nisse rationell nicht anders geführt werden können, als mit der 
projectirten Predilbahn, der Tauernbahn und der Arlbergbahn. 
Ist hiermit wohl für jeden Oesterreicher die Nothwendigkeit der 
Arlibergbahn schon allein erwiesen, so sind die Gründe für ihre Her- 
stellung noch lange nicht erschöpft, denn ausser der Nothwendig- 
keit der Herstellung der Arlbergbahn für den inländischen Verkehr 
  
 
	        
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