Full text: Eisenbahn-Unter- und Oberbau (Heft 90)

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3. Ausarbeitung der Projecte. 
9. Splügenbahn. 
Die schon früher erwähnten Pläne der Splügenbahn boten 
ebenfalls ein ausgezeichnetes Beispiel schwieriger Bahntraeirung 
und geben uns Gelegenheit, von einer Handhabe zu sprechen, welche 
beim Baue von Gebirgsbahnen neuestens und mit Recht sehr aus- 
gedehnt angewendet, respective projectirt wird. 
Es ist dies das System der Kehrtunnels. Die steilen Stufen 
in den Hochgebirgsthälern, die vielfach gebotene Unterschreitung 
von Lawinenplätzen, Muren und Wildbächen, dann die Nothwendig- 
keit, mit Vermeidung von Spitzkehren sich auf derselben Thalseite 
zu wenden, auch der Umstand endlich, dieTunnels an gewissen Stel- 
len tief in die Lehne legen zu müssen: diese Factoren haben die 
Nothwendigkeit hervorgerufen, sich der Kehrtunnels zu bedienen. 
Unseres Wissens wurden die ersten eigentlichen Kehrtunnels 
auf der Brennerbahn im Jodocusthale und im Pflerschthale 
durch den damaligen Bauinspector Achilles Thomm en angewendet. 
Eine erhöhte und bedeutendere Anwendung von Kehrtunnels findet 
gegenwärtig in dem Projeete der St.Gotthardbahn statt, ist in den 
Projeeten der k. k. Generalinspection der österreichischen Eisen- 
bahnen für den Predil und Arlberg (Vorstand der Traeirungsabtheilung 
Oberinspector Dostal) effeetvoll zur Geltung gebracht, und in der bis 
jetzt markantesten Weise bei dem neuen Splügenprojeete 
vorgedacht. 
Bekanntlich bestehen die grössten Traeirungsschwierigkeiten 
der Splügenbahn in dem ungemeinen Steilabfalle desitalienischen 
Thales vom Splügenpasse bis nach Chiavenna, und sind es beson- 
ders die zunächst Campodoleino gelegenen Thalstufen, welche einer 
Bahnanlage weit hinderlicher sind, als jene des Tessin an der St. 
Gotthardbahn, und welche seinerzeit der Baudes Splügen- 
strasse zu einem denkwürdigen Ereignisse in der In- 
senieurwelt gestaltet haben. Vorzugsweise sind es drei 
Kehren, welehe auf der Südseite der Splügenlinie auffallen: 
a) Die Serpentine von Chiavenna, 12 Kilometer lang, 250 
Meter Kehrradius und 1610 Meter Länge des Kehrtunnels. 
ß) Die Schleife unterhalb Campodoleino; sie bildet die Figur 
der Zahl 8; die Bahn gewinnt die andere Thalseite mittelst eines 
  
  
  
 
	        
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