4. Sprengmittel. 229
die Explos’on einer beliebig grossen Ladung gewisser Explosivstoffe,
zu denen auch Nitroglyeerin und Schiesswolle gehören, mit sich.
Das Nitroglycerin fand rasch die ausgebreitetste Anwendung
im praktischen Bergbaue, als eine Reihe furehtbarer Unglücksfälle
(1866) dessen Unverlässlichkeit im Transporte bewiesen und fast
alle Staaten zu Prohibitivmassregeln veranlassten, welche auch
diesen Sprengstoff, ebenso wie seinen Nebenbuhler Schiesswolle, für
immer von der praktischen Anwendung auszuschliessen schienen.
Derselbe Zeitpunkt, 1866, an dem Schiesswolle und Nitro -
glyeerin für immer vom Sehauplatze der Sprengtechnik zu ver-
schwinden schienen, sollte jedoch sonderbarerweise fast unvermittelt
zur chronologisehen Ausgangsstelle der ausgedehntesten Ver-
wendung beider Explosivstoffe (wenn auch in veränderter Form
angewandt) werden.
Abel, der Director desehemischen Laboratoriums m Woolwich
bei London, machte durch einige Modificationen des von dem
österreichischen General (jetzigen Feldmarschalllieutenant) Baron
Lenk eingeführten Fabrieationsprocesses und durch praktische
Verwerthung der Nobel’schen Detonationszündung die Schiesswolle
zu einem Sprengstoffe, der alle Anforderungen an ein Sprengmittel
in Bezug auf Sicherheit und Stabilität genügend erfüllte und zu-
gleich durch seine hohe Kraft gegenüber dem Schwarzpulver in
wichtigen Zweigen der Militärtechnik und auch in der Civilpraxis so
erosse Vortheile bot, dass eine in grossem Massstabe angelegte
Fabrik in England den reichsten Absatz fand. Gleichzeitig fand
A. Nobel ein Mittel, die Gefahren des flüssigen Nitroglycerins dadurch
zu vermeiden, indem er diesen Sprengstoff durch poröse Körper
aufsaugte und so Pulver von teigiger, plastischer Beschaffenheit
erhielt, welehe mit einer dem reinen Nitroglycerin nahekommenden
Kraft zugleich eine das alte Sprengpulver übertreffende Sicherheit
im Transporte, der Lagerung und im Gebrauche besitzen.
Diese neuen Sprengstoffe, „Dynamite“ genannt, haben rasch
die ausgedehnteste Anwendung gefunden, und haben die seit 1867
eingeführten Fabriken (eireca 20) folgende Quantitäten erzeugt:
Jahr
1867 | 1868 | 1869 | 1870 | 1871 | 1872 | 1873 | 1874 | 1875
Zoletr. | 22011 560 3.700 8.480115. 70027. 000 41.000162.400 80.090
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