III. Erd- und Felsarbeiten.
Das letztere System des Erdbaues ist eine höchst wichtige
Errungenschaft der Neuzeit und gipfelt darin, dass man massige
Einschnitte sehr rasch und billig ausarbeiten kann, weil der
Stollenbau die definitive Bausohle hält, die Förderung also die
rationellste ist, weil die Einschnittsmasse trocken gelegt wird, weil
das Einladen durch das Schwergewicht erfolgt und weil der Stollen
Jede beliebige Zahl von Angriffspunkten zu wählen gestattet.
In der Schweiz, in Italien, Württemberg und in Amerika wird
die Praxis des englischen Einschnittsbetriebes schon seit längerer
Zeit geübt; in Oesterreich seit dem Baue der Brennerbahn und
dort eingeführt von dem rühmlichst: bekannten Ingenieur, Baurath
Thommen; in neuerer Zeit greift der englische Einsehnitts-
betrieb auch in Norddeutschland und in Bayern sehr um sich.
Die günstigen Resultate, welche bezüglich der Zeit, der
Kosten und der Vereinfachung der Arbeit mit dem englischen Ein-
schnittsbetriebe auf der Brennerbahn gewonnen wurden und welche
Resultate in der oben eitirten Schrift zu begründen versucht
wurde, sind mit Ursache gewesen, dass dieser Baubetrieb zu einer
Diseiplin für den Ingenieur wurde und in den dazu geeigneten
Fällen heute schon überall als obligat erklärt wird.
Es war daher im hohen Masse erfreulich, diese wichtige Dis-
eiplin des Erdbaues auf der Ausstellung vertreten zu sehen, und
hat die Baudireetion der österreichischen Nordwestbahn, welche den
englischen Einschnittsbetrieb bei dem vorhin erwähnten 1:05 Millionen
Kubikmeter haltenden Materialplatze zu Heiligenstadt, dann bei
dem 54.500 Kubikmeter hältigen Einschnitte zu Bitlowschitz und
in dem Gastorfer Einschnitte, welcher 140.800 Kubikmeter Inhalt
hatte, angewendet hat, den Betrieb des letzteren Einschnittes zur
Exposition gebracht.
Wir entnehmen dieser letzteren Darstellung die folgenden
übersichtlichen Angaben: Einsehnittslänge 1060 Meter, Tiefe 10
Meter, Kubikinhalt 140.800 Meter; Material Plänerkalk; durch-
schnittliche Transportweite 800 Meter. Der Stollen hat eine Länge
von 822 Meter und 2 Meter zu 2-3 Meter Querschnitt; er nahm
7 Förderschächte auf und wurde sofort als Sondirungsstollen am
11. April 1871 begonnen und am 14. September 1871 beendet;
diese Vorarbeiten kosteten 30.000 fl., wovon auf 778 + 474 + 201