7. Transportsysteme. 279
Unter die ersten praktischen Anwendungen von Seilbahnen
sind jene zu zählen, welche v. Dücker 1871 zu Osterode anı Harze
ausführte, dann jene, welche um dieselbe Zeit (nach dem Systeme
Hodgson) auf dem v. Horsky’schen Gute zu Kolin und ferner
auf der fürstlich Schwarzenbergischen Torfstecherei im südlichen
Böhmen angewendet wurden.
Wenn auch diese Seilbahnen bislang im Erdbaue unseres
Wissens noch keine Verbreitung gefunden haben, so dürfte es doch
ohne Zweifel sein, dass sie beim Vorfinden gewisser localer Ver-
hältnisse aueh im Eisenbahnbaue desshalb Eingang finden werden,
weil die Billigkeitihrer Anlage (1 bis 2 Thaler pro laufenden Meter),
ihre leichte und rasche Herstellung, ihre Fähigkeit Terrainhinder-
nisse sehr günstig zu überwinden, und die damit verknüpfte
maschinelle Transportgestaltung: Faetoren von grosser Bedeutung
sind.
Die „Deutsche Bauzeitung“, welche diesen Gegenstand immer
aufmerksam verfolgt und in der auch die schon früher erwähnte
Combination mit einem Excavateur zum Ausdrucke gelangte, liefert
unter Anderm den Beweis, dass der Seilförderung in Ingenieurkreisen
grosse Aufmerksamkeit zugewendet wird, eine Aufmerksamkeit,
welche indem Patente von Müller („Zeitschrift des österreichischen
Ingenieur- und Architekteneverines“, 1872) einen neuen Belag
findet.
Wir bemerken hier in Kürze noch, dass die Osteroder Seil-
bahn eine Länge von 1500 Fuss besitzt, dass dort der Fahrstrang
aus einem Rundstabe von 1ZollStärke besteht, welcherin Distanzen
von 30 bis 140 Fuss unterstützt ist, dass das Geleise 20 Fuss Ge-
fälle hat, die leeren Wagen mit einem separaten, dünnen Seile
zurückgezogen werden, dass die Seilwagen Ladungen von5 Centnern
erhaiten und dass mit diesem Apparate täglich 600 bis800 Centner
Gypsstein befördert werden. Die Linie zu Metz, welche v. Dücker
1872 aufstellte, ist doppelspurig, 200 Meter lang, hat 50 Meter
Ansteigung und wurde mit continuirlichem Betriebe durch eine
10Opferdekräftige Dampfmaschine versehen; es sind immer 26 bis
30 beladene Wagen & 5 Centner im Gange, und wurden im
Maximum 5000 Centner pro Tag gefördert; inclusive der Maschine
kostete diese ganze Anlage 20.000 Thaler.
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