1. Geschichtliche Entwickelung und wissenschaftlicher Stand ete. 337
Bauwissenschaft ist, dass positive und negative Resultate das Ge-
sichtsfeld erweitern, und gerade das Wesen der Tunnelbaukunst
sehr darnach angethan ist, aus den Resultaten eines Baues erkennen
zu können, wie man in künftigen Fällen zu verfahren oder nicht
zu verfahren habe.
Blicken wir auf das Gewühl der Meinungen und der Ueber-
zeugungen, wie sie auf dem Gebiete des Tunnelbaues zu Tage
treten, so lassen sich jene Fortschritte der denkenden Ingenieure
überhaupt, welche basirt sind auf die früher genannte, ungeheuere
Ausdehnung des Eisenbahnnetzes der Welt und auf die kühnen
Forderungen der Zeit an den Techniker, in Kürze folgend kenn-
zeichnen:
Wir haben erreicht, dass die Ausübung der Zimmerung, ge-
schehe sie auch nach verschiedenen Systemen, weit intelligenter, also
techniseh richtiger und in Folge dessen mit billigeren Kosten her-
gestellt wird, als früher; wir haben den theilweisen und auelı den
gänzlichen Ersatz des Holzes durch das Eisen als einen wesent-
lichen Fortschritt in diesem Fache zu begrüssen, weil die grössere
Festigkeit und Formbarkeit dieses Materiales den technischen
Diseiplinen in grossen Druckfällen mehr entspricht, als jene des
Holzes, weil auch das Eisen durch seine vielfältigere Verwendbar-
keit den ökonomischen Anforderungen weit gerechter wird, als das
Holz, und weil das Eisen durch seine stabile Formung einen stets
gleich bleibenden Sehritt des Vordringens im Gebirge, also eine
maschinenmässigere Gestaltung der Arbeit gestattet, als das Holz;
wir haben des Weiteren im Tunnelbaue einen wesentlichen Fort-
schritt durch die maschinelle Gestaltung des Eindringens in das
Gebirge erzielt, weil wir durch die Bohrmaschinen das Felsgebirge
leichter als früher überwinden und weil wir durch maschinelle
Pressung im weichen Gebirge die Eintreibung der schützenden
Pfähle kräftiger, sicherer und billiger als mit dem Fäustelschlage
erzielen; wir haben auch einen wesentlichen Fortschritt des Tunnel-
baues durch festen Felsen in der Ausnützung weit kräftigerer
Sprengmittel und besserer Sprenggeräthe, denn früher zu ver-
zeichnen; wir haben ferner durch die Herübernahme anderer, ausser-
ordentlicher technischer Fortschritte aus dem Gebiete des Berg-
baues, namentlich betreffend die Förderung, die Wassernebung,
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