2. Tiefbohrumgen. 343
Hohlgestänge und Wassereintrieb sehr rasch abzubohren, eine
Methode, welche die Aalborger Compagnie bis zu 1206 Fuss in
62 Tagen erreichter Teufe angewendet und die der Ingenieur
Przibila zu Köln neuerlich eingehend beschrieben hat; des Weiteren
die Erfindung von Leschot und Beaumont, Bohrungen mit rotirenden
Diamanten auszuführen; endlich die neuesten Erfindungen des
Seilbohrens von Kolb, von Mather und Platt, von Hochstrate, dann
von Sparre, Rungius und Andern: alle diese Erfindungen
charakterisiren einen ausserordentlich bedeutsamen Fortschritt auf
dem Gebiete der Bohrtechnik.
Vertreten waren diese Fortschritte der Bohrteehnik auf der
Ausstellung durch folgende Objecte:
1. Graphische Darstellung des Bohrloches zu Sperenberg.
(Ausgestellt von der Bergwerksabtheilung des königlich preussischen Ministe-
riums für Handel. — Deutsche Abtheilung.)
Dieses Bohrloch, Epoche machend in der Geschichte der Bohr-
technik, weil es bis jetzt zu dem tiefsten Punkte in der
Erde führt, weleher bislang durch menschliche Arbeit
erreicht wurde, misst 4051?/, preussische Fuss = 1271‘, Meter
und ragt bis in 1224 Meter unter den Spiegel der Ostsee; es wurde
in der Zeit vom 27. März 1867 bis zum 15. September 1871, also
in 1633 Tagen abgebohrt und wurde die Teufe bis 956 Fuss während
1 Jahres und 2 Monaten, und die weitere Teufe von eirca 3100
Fuss in eirca 31/, Jahren mittelst eines Dampfbohrapparates nieder-
gebracht.
Das Loch steht anfänglich in Gyps, von 273'/, Fuss an theil-
weise in Anhydrit, und von 280'/, Fuss Tiefe an unu nterbrochen
in Steinsalz, ohne dass dessen Lager durehgebohrt worden wäre.
Die Handarbeit (bis 956 Fuss Teufe) wurde in der oben
genannten Zeit derart ausgeführt, dass anfänglich neun, zuletzt
dreizehn Arbeiter beschäftigt waren; auf die eigentliche Bohrung,
welche im Monate September 1867 den monatlichen Maximalfort-
schritt mit 1401 preussischen Zoll durch 294.300 Schläge erreichte,