II. Abschnitt.
Hoölzerne brucken
I, Capitel.
Ihre historische Durchbildung.
Wie es durch den Gang der Cultur und durch die Eigenschaf-
ten der Baumaterialien begründet ist, muss den hölzernen Brücken
ein grösseres Alter als den steinernen zugesprochen werden, und
sind ohne Zweifel die Bäche und kleineren Flüsse früher mit feste-
ren Uebergangswerken versehen worden, als die grossen Flüsse und
die Meerengen, iiber welche, wie schon die Werke des Darius über
den Bosporus, des Xerxes über den Hellespont und des Caligula
iiber den Meerbusen von Bajä es erweisen, in den ältesten Zeiten
Schiffbrücken geschlagen wurden.
Als eines der ältesten Werke grosser fester Holzbrücken muss
unbedingt Cäsars Rheinbrücke angesehen werden, deren Construc-
tion uns neuerlich der auf dem Gebiete der Baukunst der Alten
rühmlichst bekannte preussische Oberst A. v. Cohausen, gestützt
auf den lateinischen Text des Cäsar und auf die geschichtlichen
Forschungen über die Handwerksgebräuche der rheinischen Flösser,
in geistreicher Weise auseinandersetzt.
Wir dürften des Weiteren auf keinen Widerspruch stossen,
wenn wir annehmen, dass den dreifüssigen Jochen, wie sie aller
Wahrscheinlichkeit nach Cäsar gebraucht hat und wie sie heute
noch im Sauerlande zu fliegenden Brücken verwendet werden, die
fester gestellten Joche aus senkrechten und sehräggestellten Pfählen
folgten; dass diese Joche sodann gerammt wurden (die Kunst des
Rammens ragt ja, wie die aufgefundenen Pfahlbauten es erweisen,
bis in die älteste Geschichte der Menschheit) und diese Joche wieder
in einer späteren Zeit durch den Bau steinerner Pfeiler, wie wir ihn