104
Oberbau.
tet hat, und der, wie bei jeder
zuvor entflammen musste, um in plastischer Form jenes Anschau-
ungs- und Erfahrungsobjeet zu bieten, dessen ein exactes Wissen
niemals entrathen kann.
Wenn demnach auch Deutschland durch Scheffler uns in
der Werkthätigkeit voranging, so lag dies vor Allem in der-
materiellen Macht, einen Gedanken plastisch zu gestalten, beziehent-
lieh in dem Abgange dieser Macht bei unseren genannten beiden
Collegen — den Ruhm geistigen Antheiles besitzt aber Oesterreich.
trotzdem, und wie man über die Förderung der Talente bei uns
auch denken mag, zu gleichem Maasse.
Der erste und der massgebendste Grund, weswegen wir in
Vesterreich, die wir im Baue des Semmering, des Brenner und der-
Pusterthalbahn, wie in der Schaffung der Semmeringlocomotive
Zeugniss unserer geistigen Kraft abgelegt haben und die wir in den
Lehrmitteln des Eisenbahnwesens immer mit an der Spitze der
ganzen Genossenschaft zu marschiren gewohnt sind, uns diesmal
in einer wichtigen Sache etwas verspäten, dieser Grund liegt aus-
schliesslich im materiellen Hemmschuhe. Der Holzreichthum.
unseres Vaterlandes, also der billige Preis der Bahnschwellen (an Ort
und Stelle der Bahnanlage) einerseits — und die Armuth an geseg-
netem Vorkommen von Kohle und Eisen an einer und derselben
Erdenstelle, die Transportschwierigkeiten bei uns und unsere Armuth
an materiellem Capital, also die verhältnissmässige Theuerung
des Eisens (an Ort und Stelie der Bahnanlage) andererseits,
diese Thatsachen haben bei uns noch nicht das rohe Bedürfniss,
Jene Allgewalt des Wogendranges eintreten lassen, wie es nament-
lich in Deutschland, in Frankreich und in Belgien schon auf-
tritt und wie es dem thatsächlichen Werden jeder grossen Sache,
dem Umsatze einer Idee in die Werkthätigkeit, vorhergehen muss.
Ein zweiter Grund unserer Verspätung in der maassgebenden
Einführung eisernen Oberbaues liegt in der Thatsache, dass wir in
Berücksichtigung der finanziellen Lage unserer österreichischen
Eisenbahnen zuvor nach der zunächst liegenden Verbesserung des
alten Oberbaues, nämlich nach der Einführung der Bessemerschiene
greifen mussten. Und dieser Zugriff, unterstützt durch die Führer-
schaft eines unserer Meister, durch „Tunner“; diese richtige
anderen grossen, werkthätigen Sache,