Full text: Mathematische und physikalische Instrumente (Heft 60)

  
   
90 L. Ditfcheiner, 
ten Ventzke’fchen Inftrumente eine Art Compenfation durchgeführt. Diefe Com- 
penfation mufs aber für alle Farben des Sonnenfpectrums in gleicher Weife ein- 
treten, und diefs findet aber nur dann ftatt, wenn die Drehungen für die ver- 
fchiedenen Farben in Zucker und Quarz proportional ftattfinden, fo dafs, wenn 
eine Zuckerlöfung von beftimmter Dicke das rothe Licht »Mal weniger dreht als 
eine Quarzplatte von beftimmter Dicke, auch jede andere Farbe, gelb, grün, 
blau u. f. w. Mal weniger durch diefe Zuckerfchichte als durch die angegebene 
Quarzplatte gedreht wird. Für Rohrzucker und Quarz findet diefs nun aller- 
dings ftatt, wie diefs die Verfuche von Stefan (Wiener akademifche Sitzungs- 
berichte) nachgewiefen haben. Nicht aber findet diefs Verhältnifs zwifchen der 
Drehung von Zucker und Terpentinöl ftatt. Man kann alfo nicht mit Terpentinöl, 
wie es verfucht wurde, Zuckerlöfungen’unterfuchen. Ebento wenig darf man Ter- 
pentinöl und dergl. mit Soleil’s Apparat in Bezug auf ihre Drehung unterfuchen 
Dazu eignen fich nur die Saccharometer von Biot, Mitfcherlich oder Wild. Das 
erftere ift zu bekannt, als dafs hier noch an dasfelbe errinnert werden follte. Aber 
bemerkt mufs werden, dafs wegen dem durch das Prisma erhaltenen Spectrum 
diefes Inftrument fich befonders dazu eignet, für ganz beftimmte Farben die 
Drehung der Polarifationsebene zu beftimmen. Das Wild’fche Saccharometer auch 
Polariftrobometer genannt, beftimmt die Drehung durch das vollfländige Ver- 
fchwinden von mittelft eines Savart’fchen Polarifkopes erhaltenen Interferenz- 
ftreifen. Zwifchen zwei Nikolen befindet fich nämlich die zu unterfuchende dre- 
hende Subftanz und ein Savart’fches Polarifkop. Diefes befteht bekanntlich aus 
2 unter 45 Grad gegen die optifche Achfe gefchnittenen, etwa 20 Millimeter dicken 
Quarzplatten, welche fo aneinander gelegt find, dafs ihre optifchen Hauptfchnitte 
aufeinander | ftehen und zwifchen gekreuzten Nikolen, wenn ihre Hauptfchnitte 
Winkel von 45 Grad mit den Polarifationsebenen der Nikole bilden, fchöne 
Interferenzftreifen zeigen, welche vollftändig verfchwinden, wenn der eine der 
Nikole um 45 Grad gedreht wird. Der Ocularnikol fteht feft und if mit den 
ebenfalls feften Savart’fchen Doppelplatten fo verbunden, dafs deren Haupt- 
fchnitte unter 45 Grad gegen den Hauptfchnitt des Nikols geneigt find. Der auf 
der anderen, dem Auge abgewendeten Seite befindliche Nikol ift drehbar und wird 
feine Drehung an einem Theilkreife mit Nonius, bei gröfseren Inftrumenten wegen 
feiner gröfseren Entfernung vom Auge mit einem Fernrohre abgelefen. Wendet 
man weifses Licht an, fo verfchwinden die Interferenzftreifen nie vollftändig, 
wohl aber dann, wenn man gefärbtes möglichft homogenes Licht anwendet, für 
welches dann auch genau die Drehung beftimmt werden kann. Hier ift felbftver- 
ftändlich gleichgiltig, nach welchem Gefetze die Drehung für die verfchiedenen 
Farben ftattfindet, und gibt es für das Inftrument in Folge deffen bei der Unter- 
fuchung drehender Subftanzen keine fo befchränkenden Bedingungen wie beim 
Soleil’fchen. 
W.J. Hauck in Wien ftellte einen Apparat zum Meffen der optifchen 
Achfenwinkel an Kryftallen und ein Nörremberg’fches Polarifationsinftrument 
aus. Der v. Lang’fche Apparat zum Meffen der optifchen Achfenwinkel von optifch- 
zweiachfigen Kryftallen ift durch feine Einrichtung fo bequem in der Benützung, 
dafs derfelbe von allen Kryftallphyfikern bereits benützt wird. Als Polarifeur und 
Analyfeur dienen zwei Nikol’fche Prismen. Das analyfırende Prisma befindet fich 
in einem aftronomifchen mit einem Fadenkreuze auf unendliche Entfernung ein- 
geftellten Fernrohre. In der Verlängerung diefes horizontal gerichteten Fernrohres 
befindet fich der Polarifeur mit einer vor demfelben angebrachten Linfe. Hinter 
demfelben ftellt man einen Beleuchtungsfpiegel oder eine Lampe auf. Der Achfe 
des Fernrohres parallel befindet fich ein darüber angebrachter horizontaler fixer 
Limbus, deffen drehbare Achfe oben eine drehbare Alhidade mit. Nonius, unten 
aber einen zum Centriren und Juftiren eingerichteten fogenannten Petzval’fchen 
Träger trägt. Die zu unterfuchenden Kryftallplatten werden in die Zange diefes 
Trägers anfangs nahezu richtig eingeklemmt, fodann aber mittelft der am Petzval- 
  
     
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
    
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
	        
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