Mofetig von Moorhof.
Geburtshilfe.
Geburtszangen waren gewifs reich vertreten. Wir fanden alle möglichen
Varianten, felbft den L£niceps von Mattei und deffen Modification von Hamon
deFresnay.
Neu und befonders intereffant find jedoch die zwei Forcipes A tradion con-
tinuelle von Ch affagny (Frankreich) und Rouffel (Schweiz). Der in.diefen
Inftrumenten vertretene gemeinfame Gedanke der beiden Erfinder ift, die Entwick-
lung des Kindes nicht der Armeskraft und der Gefchicklichkeit des Operateurs
zu überlaffen, fondern diefelbe einem continuirlich wirkenden, mechanifchen Zuge,
welcher vom Operateur blofs geregelt wird, zu übertragen. Die Erfinder meinen,
ihre Methode führe fchneller zum Ziele, wirke fchonender auf Mutter und Kind
als das gewöhnliche Verfahren, und fie fetze auch den minder gewandten Geburts-
helfer in die angenehme Lage, mit ficherem Erfol
feines Amtes zu walten; ja fie geftatte die Exerese auch in jenen Fällen von
bedeutenden Beckenverengerungen, wo bisher zu anderen Gewaltmitteln gegriffen
werden mufste.
Die Componenten der Apparate find: Eine Geburtszange, eine Spange,
die an einem feften Punkte am Körper der Kreifenden angelegt wird, und einer
Schraube nebft Schnur, welche den conftant wirkenden Zug ausüben.
Chaffagny’s Apparat ift der ältere und möge daher zuerft befprochen
werden. Die Geburtszange hat nicht gekreuzte, fondern parallele Arme, welche
ftatt dem Schloffe durch einen (Querftab vereinigt werden, und an den Handhaben
eine Fixirfchraube tragen. Die Krümmung und der Bau der Kopftheile der Zange find
denen gewöhnlicher, gefenfterter Geburtszangen gleich. Die Stützftange ift ziemlich
lang, hat gepoltterte Enden und trägt am Mittelpunkte eine gerade und rechtwin-
kelig, nach rückwärts abgehende Schraube, an der durch eine Handwelle ein kleiner
Cylinderhinauf und herunter bewegt werden kann. welcher centralwärts einen Haken
auffitzen hat. Diefe Stützftange wird der Kreifenden in der Geburtslage an den
oberen Epiphyfen beider Unterfchenkel knapp unter der Patell
Kniee bilden fonach bei Chaffagny die feften Punkte, welche die Tradion
auszuhalten haben. Der Zug felbft wird durch eine Schnur bewerkttelligt, welche
einerfeits um beide Fenfter der Geburtszange gefchlungen, und anderfeits am
Haken des Schraubencylinders feftgemacht werden. Die Schnüre müffen fo hoch
oben eingreifen, denn hätten fie am Ende der Handhaben ihren Angriffspunkt,
fo würde trotz der parallelen Arme der Kindesfchädel gequetfcht werden können.
Rouffel hat eine gewöhnliche,
Branchen und eine Stützftange, welcl
ge und grofser Bequemlichkeit
a angelegt; die
gefenfterte Geburtszange mit gekreuzten
ıe dem Gefälse der Kreifenden angepafst
wird, und ftatt der langen Schraube eine kleine Schraubwelle mit Sperrvorrichtung
trägt. Auch hier wird die Schnur um die Zangenfenfter herumgelegt und an der
Welle befeftigt. Eine kleine Dynamometer-Vorrichtung gibt auch von der jeweilig
angewandten Zugkraft genaue Kunde, ift aber infoferne überflüffg, als die Gröfse
der Zugkraft ja nicht früher beflimmbar ift, Beffere Auskunft gibt jedenfalls die
Welle oder Schraube nach der Kraft, mit der fie bewegt werden kann. So wie faft
allgemein in der Chirurgie gibt auch hier das Gefühl des Operateurs den beften
Dynamoter ab.
Der wefentliche Unterfchied beider
Apparate ift demnach die Verfchieden-
heit der Stütz- oder Angriffspunkte
der Kraft; Chaffagny hat die Kniee,
Rouffel die Sitzknorren dazu gewählt. Offenbar find letztere ftabiler
l
als erftere,
deren Stellung durch jede Bewe
gung der Kreifenden geändert werden kann. Ift
der Apparat angelegt, fo foll man ohne Rückficht auf Wehen oder We
die Schraube wirken laffen, bis der Widerftand grofs wird.
der in der Bewegung der Schraube
neuerdings bis zur Erreichung
henpaufen
Nun wird paufirt bis
gefühlte Widerftand fich verringert hat, worauf
des früheren Widerftandes fortgefchraubt wird,
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