Chirurgifche Inftrumente.
Für Einrichtung frifcher Verrenkung ift bekanntlich von Dr. Anger die
Extenfion mit Kautfchukröhren als Erfatz der vielen Gehilfen empfohlen worden
Collin und Mathieu haben zur Ausübung des nöthigen Zuges eine
kleinere Abart der foeben befchriebenen Extenfionsmafchine conftruirt.
Eine Metallfcheide, in welcher fich mittelft eines Zahnrades eine gezähnte
Stange bewegen kann und eine Hebel-Sperrfeder, welche im Momente den aus-
geübten Zug ftoppen kann, bilden die Hauptcomponenten des Apparates. Metall-
fcheide fowohl als Stange endigen mit je einem Haken; erfterer dient zur
Befeftigung der Kautfchukröhren, letzterer zur Fixirung an irgend einem feften
Punkte der Aufsenwelt. Als Eifatz des Kautfchuks hat Mathieu eine doppelte
Spiralfeder-Vorrichtung (deux refforts & boudin) conftruirt.
Dem Apparate kann zur Meffung der angewandten Kraft auch ein
Dynamometer eingefchaltet werden.
Die Charritre’fche Zange zur Reduction von Fingerluxation ift auch
neuerer Zeit zweckmäfsig verändert worden. Bekanntlich hatten in der urfprüng-
lichen Zange die Branchen die Form von grofsen zweizackigen Gabeln, deren
Fenfter durch ftraff gefpannten, ftarken Gurtenftoff und Korkholzfcheiben aus-
gefüllt waren. Der Gurtenftoff umgab fcheidenartig jede Gabel. Der verrenkte
Finger wurde von den zwei Couliffen erfafst und gehalten. Bei längerem Gebrauche
dehnt fich aber der Stoff und die Zange wird unbrauchbar. Hierauf modificirte
man das Inftrument. Man befeftigte an der Gabel je einen breiten Lederftreifen ;
beide kreuzten fich gegenfeitig, und bildeten eine Doppelfchlinge. Durch
Schliefsen der Handgriffe wurde diefe verengert und fafste den dazwifchen-
gelegten Finger mit gröfserer Kraft und Sicherheit. In neuefter Zeit wurde end-
lich eine dritte Modification erfonnen. Die eine der ziemlich fchmalen Branchen
ift maffiv, die zweite gefenftert. Eine einfache, breite Lederfchlinge läuft durch
das Fenfter der letzteren und ift am Rücktheile der maffiven Branche feftgemacht.
Die Verkleinerung der Schlinge gefchieht ebenfalls durch Schliefsen der Hand-
griffe, wodurch die Branchen zur Divergenz gebracht werden. Eine Sperrvorrich-
tung fichert vollends den Schlufs.
Zur Behandlung von Knochenbrüchen hat Mulat ier-Silvent (Frank-
reich) Bonnet’fche Drahthofen und Drahtfchienen verfchiedener Form ausgeftellt;
fchon mit Gyps beftreute Gacebinden, die in Blechbüchfen verpackt, namentlich
im Felde, zur rafchen Anlegung von Gypsverbänden fehr praktifch fein follen,
{ahen wir in der deutfchen Abtheilung bei Schorer aus Lübeck. Wir können
diefer Idee durchaus nicht das Wort reden, da bekanntermafsen der Gyps, wenn
noch fo luftdicht verpackt, dennoch in relativ kurzer Zeit alle jene Eigenfchaften
verliert, welche ihn zu Verbänden geeignet machen.
In der rufffchen Abtheilung dagegen fanden wir etwas viel Praktifcheres,
nämlich einen fehr einfachen, hölzernen Apparat, um Binden mit grofser Rafch-
heit durch Gypspulver zu ziehen und aufzurollen.
Apparate zur Zimmergymnaftik hat Paz (Frankreich) ausgeftellt. Etwas
Compendiöferes, Praktifchereres und Eleganteres läfst ich kaum denken. Auch
Amerika hat ähnliche Apparate, jedoch in viel einfacherer Form zur Anfchauung
gebracht.
Krankenftühle zum Schieben oder Selbftrollen fanden wir in vorzüglichen
Exemplaren bei Ward (England), Lipowsky und Tifcher aus Heidelberg.
Ein Krankenbett, welches ohne Verrücken des Kranken das Reichen des
Leibftuhles geftattet, und welches auch das Aufliegen der Kreuzgegend erfchweren
dürfte, fanden wir in der dänifchen Abtheilung bei Han fen. Es ift ungemein
einfach conftruirt, fo dafs es von Jedermann auf den erften Blick bedient werden
kann, und ift auch, was wir als Hauptpointe aufftellen, in Folge feiner Einfachheit
leicht herftellbar und fehr billig. Krankenhäufern und Privat-Heilanftalten möge
es warm empfohlen fein. Ein ähnliches Bild fanden wir auch in der deutfchen
Abtheilung, ausgeftellt von Gnant (Württemberg)